Kommentar Schülerzahlen Jetzt muss schnell nachgebessert werden

Zunächst einmal gilt: „Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.“ In der Bildungspolitik hat sich dieser Satz, der gleich mehreren Berühmtheiten zugeschrieben wird, in den vergangenen Jahrzehnten oft bewahrheitet.

Kommentar Schülerzahlen: Jetzt muss schnell nachgebessert werden
Foto: SZ/Robby Lorenz

Beispiel Lehrer: In den letzten 30 Jahren haben sich Lehrerschwemme und Lehrermangel zyklisch immer wieder abgewechselt. Im Moment herrscht Lehrermangel, alle Bundesländer suchen Nachwuchskräfte oder setzen auf Quereinsteiger. Bei den Schülerzahlen ist das nicht anders. Lange Zeit ging man von einem rapiden Rückgang aus, jetzt prophezeit die Bertelsmann-Studie eine starke Zunahme. Ganz schwierig ist es, wenn beide Kurven gegeneinander laufen. Wenn Lehrermangel auf Schülerschwemme trifft. Und das passiert derzeit.

Jahrelang haben sich die Deutschen sozusagen geweigert, mehr Kinder in die Welt zu setzen, so dass in der Folge weniger Schulen benötigt wurden. Inzwischen, und das muss man lobend erwähnen, scheinen auch die politisch gesetzten Rahmenbedingungen die Trendwende herbeigeführt zu haben. Seitdem es bessere Betreuung und das Elterngeld gibt, werden mehr Kinder geboren. Und die stark gestiegene Zuwanderung tut ihr Übriges. Doch die Pädagogen fehlen.

Es wäre die Aufgabe der Kultusminister, solche Trends frühzeitig zu erkennen. Sie haben offenbar geschnarcht. Das entbindet sie aber nicht davon, jetzt schnell nachzubessern. Aber da kommt ein anderes Problem ins Spiel: Die Bildungspolitik ist ein schwerer Tanker, der sich nur mühsam bewegen lässt. Veränderungen brauchen Zeit. Und Geld. Das geht nur mit Hilfe des Bundes. Die wollen aber viele Länder aus föderalem Egoismus nicht. Höhere Schülerzahlen sind jedoch nur dann schön, wenn es auch die Einsicht gibt, dass endlich viel mehr für bessere Lernbedingungen getan werden muss.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort