"Der Luftverkehr ist eröffnet"

Saarbrücken. Zwölf Uhr mittags am 17. September 1928 auf dem Flugfeld Saarbrücken-St. Arnual: Am Horizont taucht das 15-sitzige Flugzeug "Hermann Köhl" der Lufthansa auf. Wenige Minuten später landet die Maschine mit den drei Sternmotoren unter lautem Sirenengeheul und großer Anteilnahme der Saarbrücker auf dem Flugplatz St. Arnual

Saarbrücken. Zwölf Uhr mittags am 17. September 1928 auf dem Flugfeld Saarbrücken-St. Arnual: Am Horizont taucht das 15-sitzige Flugzeug "Hermann Köhl" der Lufthansa auf. Wenige Minuten später landet die Maschine mit den drei Sternmotoren unter lautem Sirenengeheul und großer Anteilnahme der Saarbrücker auf dem Flugplatz St. Arnual. Danach brummt aus Paris eine Farmann "Goliath" heran und landet. Die Saarbrücker Zeitung titelte: "Der Luftverkehr ist eröffnet." Damit war das Saarland an das noch in den Anfängen steckende deutsche und internationale Luftfahrtnetz angeschlossen. Acht Jahrzehnte Zivilluftfahrt an der Saar: Es gab viele Neustarts, aber auch etliche geschäftliche Bruchlandungen von Fluggesellschaften - Luftfahrt ist eine schillernde Branche mit Turbulenzen. Am 25. Oktober 1939 um 19.10 Uhr landete das letzte Flugzeug der Lufthansa in St. Arnual. Zwischenzeitlich war schon in Ensheim mit den ersten Bauten für einen Flugplatz begonnen worden. Am 1. September 1939 sollte er mit einer Zeppelinlandung eröffnet werden. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs beendet vorerst die saarländische Luftfahrt. Nach Wiederinbetriebnahme St. Arnuals nach dem zweiten Weltkrieg war 1955 dort endgültig Schluss: Zu eng, gefährdet vom Hochwasser, zu stadtnah. In den 60er Jahren begann dann der endgültige Ausbau Ensheims zum Saar-Flughafen.Seit den 60er Jahren war für alle Landesregierungen klar: Ein eigener Flughafen ist ein regionalwirtschaftliches "Muss", wichtig für den Geschäftsreiseverkehr und als Argument bei Ansiedlungsverhandlungen und für den schnellen Anschluss des Saarlandes unabdingbar. Daran hat auch bis heute keine Landesregierung - gleich welcher Couleur - gerüttelt. Also nahm das Land auch über die Jahrzehnte viel Geld in die Hand, um den Flughafen zu stützen und nach und nach auszubauen.Viele TurbulenzenVorwürfe, öffentliche Gelder würden und werden verpulvert, gehen ins Leere: Die öffentliche Hand ist mehr oder minder in Deutschland bei nahezu allen Flughäfen noch mit "an Bord". Und nachdem die Frankfurter Flughafengesellschaft Fraport in Saarbrücken (wo sie ohnehin nur bei der Betriebsgesellschaft engagiert war) wieder ausgestiegen ist, hat das Land heute wieder als Hundert-Prozent-Alleingesellschafter das Sagen. Ein neuer Partner wäre willkommen, nur - es ist vorerst keiner in Sicht. Zudem ist der Flughafen selbst ein Wirtschaftsfaktor und bietet Arbeitsplätze: Rund 110 bei der Flughafengesellschaft und etwa gut 500 im Umfeld des Airports. Saarbrücken geriet dann ab 2007 massiv unter Druck durch den Aufbau des Ex-US-Militärflugplatzes Zweibrücken: Die Tui wanderte mit ihren Ferienfliegern ab, weil in der Westpfalz billigere Gebühren lockten. Die Berlin-Linie ab Zweibrücken mit Germanwings kostete ebenfalls Passagiere. Die Passagierzahl sackte 2007 auf dramatische rund 350 000 ab. Nach dem Ausstieg der Fraport und der Bedrohung durch Zweibrücken gab es dann einen unerwarteten Befreiungsschlag: Die Air Berlin wurde zum Engagement in Saarbrücken gewonnen, wurde wichtigstes Verkehrs-Standbein, zu der mittlerweile die Luxair als zweites dazukam. Die neue Positionierung - zusammen mit Luftfahrtberater Friedhelm Schwan (Saarlouis) umgesetzt, der mittlerweile den Vorsitz der Geschäftsführung am Saar-Flughafen übernommen hat - ging es aufwärts. Für dieses Jahr erwartet Schwan rund 550000 Passagiere.

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