120 Jahre bis zur Kindertagesstätte

Sötern. Als im 19. Jahrhundert überall in Deutschland so genannte Kinderbewahranstalten entstanden, begrüßte es die Bevölkerung, dass Pfarrer Müller im Jahre 1888 dazu aufrief, auch in Sötern eine Kleinkinderschule zu gründen

 Die Söterner Jungen und Mädchen sowie ihre Erzieherinnen im Jubiläumsjahr. Fotos: SZ

Die Söterner Jungen und Mädchen sowie ihre Erzieherinnen im Jubiläumsjahr. Fotos: SZ

Sötern. Als im 19. Jahrhundert überall in Deutschland so genannte Kinderbewahranstalten entstanden, begrüßte es die Bevölkerung, dass Pfarrer Müller im Jahre 1888 dazu aufrief, auch in Sötern eine Kleinkinderschule zu gründen. Der Pfarrer kaufte selbst eine alte Scheune oberhalb des Küsterhauses, baute sie um, richtete eine Schwesternwohnung ein und besorgte das notwendige Mobilar. Seine Verhandlungen mit dem evangelischen Diakonissenhaus in Nonnenweier am Oberrhein verliefen erfolgreich. Die Schwestern sagten zu, die Kinder in Sötern zu betreuen und gründeten den Verein "Kleinkinderschule und Krankenpflege". Er sollte mit den Beiträgen der Mitglieder die neue Einrichtung unterstützen und erhalten. Hinzu kam das Schulgeld der Eltern und die Spenden aus der Bevölkerung. Trotzdem traten immer wieder finanzielle Schwierigkeiten auf. Die Schwestern zu besolden und das Gebäude zu unterhalten kostete viel Geld. Großzügige Zuwendungen des Großherzogs und viele Spenden aus der Gemeinde halfen über so manche Klippe hinweg. In einem Visitationsbericht von 1899 schreibt der Superintendent Bonnet: "Die hiesige Kleinkinderschule erfreut sich des besonderen Wohlwollens Seiner Königlichen Hoheit, des Großherzogs von Oldenburg, der mit seiner verstorbenen Gemahlin, Großherzogin Elisabeth, seit dem Bestehen () durch verschiedene hochherzige Gaben (2200 Mark) derselben sein Wohlwollen bewiesen hat." Viele Spenden war noch einmal erforderlich, als die Einrichtung um 1920 renoviert werden musste. Aus den Akten geht hervor, dass sich sogar das Neunkircher Eisenwerk mildtätig zeigte, in dem es Nusskohlen und Koks für den Hausbrand frachtfrei mit der Bahn nach Sötern lieferte. Nach 80 Jahren endete die Betreuung der Kinder durch die Diakonissen. Die Kirche musste sich nach anderen Kinderpflegerinnen umsehen. Mit dem Bau des Evangelischen Gemeindehauses im Jahre 1957 entstanden auch für den Kindergarten neue Räume, in die die Kleinen 1959 einzogen. 1969 genehmigte das Landesjugendamt 65 Betreuungsplätze. Damals kamen die Kinder aus Sötern, Eisen und Schwarzenbach. Die Mädchen und Jungen aus Schwarzenbach wurden ab 1974 in den Braunshauser Kindergarten aufgenommen. Durch die steigende Zahl berufstätiger Mütter kam von ihnen der Wunsch nach flexibleren Öffnungszeiten auf. Ab 1997 wurden die Kinder zwischen 7.30 Uhr und 12.30 Uhr betreut. Im August vergangenen Jahres vollzog sich der Wandel vom Kindergarten zur Kindertagesstätte, die seither von sieben bis 17 Uhr geöffnet ist. Von den 50 Plätzen gehören 20 der Ganztagsbetreuung. In der Küche wird für sie täglich ein warmes Mittagessen zubereitet. 38 Jungen und Mädchen kommen aus Sötern und 12 aus Eisen. 28 sind evangelisch, 15 katholisch. Die angestrebte eigenständige Entwicklung der Kinder wird durch ein vielfältiges Erziehungsprogramm gefördert. So gibt es einen religiösen Kreis, Märchen- und Englischstunden, einen Chor und einen Experimentierkreis. Seit zehn Jahren können die Kleinen auf dem Kindergartenacker bei Obersötern arbeiten, der jedes Jahr auf unterschiedliche Weise bestellt wird. Auch Familiengottesdienste werden regelmäßig gefeiert. Geleitet wird die Einrichtung , deren Träger die Evangelische Kirchengemeinde ist, seit 1998 von Angelika Heß. gtr

 Lang ist's her: Die Söterner Kindergartenkinder mit ihren Erzieherinnen beim Umzug in die neuen Räume 1959.

Lang ist's her: Die Söterner Kindergartenkinder mit ihren Erzieherinnen beim Umzug in die neuen Räume 1959.

Auf einen BlickDas Programm zum 120. Geburtstag der Kindertagesstätte Sötern: Freitag, 30. Mai: 17 Uhr Kinderdisco, 21 Uhr Disco mit Hansi und Timo, beide im Gemeindehaus. Samstag, 31. Mai: 14 Uhr Gottesdienst mit dem Musical "Die Arche Noah" in der Mehrzweckhalle, 15 Uhr buntes Kinderprogramm an der Kindertagesstätte, 17 Uhr Zaubershow mit Martin Mathias im Gemeindesaal, 20 Uhr Kommersabend mit der evangelischen Kantorei und dem Männergesangverein Sötern. Sonntag, 1. Juni: Elf Uhr Frühschoppenkonzert mit dem Musikverein Sötern, elf bis 17 Uhr Kinderprogramm mit dem Rabatz-Team, 15.30 Uhr Unterhaltung mit dem Musikverein Edelweiß Eisen, 17.30 Uhr Ziehung der Tombolapreise. Erster Preis ist eine Reise ins Disneyland nach Paris. gtr

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