Appell für mehr Verantwortung

Bremen. Kirchentags-Ruf nach mehr Verantwortung: Zur Halbzeit des Christentreffens in Bremen sehen die Organisatoren den Ruf nach mehr persönlichem Einsatz als Hauptbotschaft. "Beteiligt euch und übernehmt Verantwortung", laute der meistgehörte Politiker-Appell, sagte Kirchentagspräsidentin Karin von Welck am Freitag

Bremen. Kirchentags-Ruf nach mehr Verantwortung: Zur Halbzeit des Christentreffens in Bremen sehen die Organisatoren den Ruf nach mehr persönlichem Einsatz als Hauptbotschaft. "Beteiligt euch und übernehmt Verantwortung", laute der meistgehörte Politiker-Appell, sagte Kirchentagspräsidentin Karin von Welck am Freitag. Auch wenn die Wirtschaftskrise kein Kernthema sei, werde in Bremen viel über die Basis politischen Handelns debattiert. Der am Mittwoch gestartete Kirchentag mit rund 100 000 Dauerteilnehmern läuft noch bis Sonntag.

Globale Welt, globale RegelnRegeln für die internationalen Finanzmärkte forderte Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD). "In der globalisierten Welt braucht es globale Regeln, und zwar für die globalisierten Finanzmärkte." Die Auswirkungen des liberalisierten Marktes seien "katastrophal".

Am Vorabend hatte Altbundeskanzler Helmut Schmidt bereits eine weltweite Bankenaufsicht verlangt. Überall gebe es allgemeingültige Verkehrsregeln - auf der Straße, auf dem Wasser und in der Luft. "Aber es gibt keine internationalen Regeln für den Kapitalverkehr", kritisierte der 90 Jahre alte Sozialdemokrat. Über die Einhaltung der Regeln müsse eine Behörde wachen.

Bischöfin Käßmann plädierte am Freitag für ein Verbot der rechtsextremen NPD. "Dass eine Partei, die derart fremdenfeindliche Parolen von sich gibt, die niederste Instinkte der Abwehr schürt und offen antijüdisch argumentiert, nicht verboten werden kann, das will ich nicht verstehen müssen."

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Herausforderer und Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) pochten auf dem Kirchentag darauf, die Grundwerte Freiheit und Menschenwürde zu verteidigen. Merkel warnte davor, eine freiheitliche Gesellschaftsordnung als selbstverständlich zu betrachten. "Freiheit muss gelebt werden", sagte die Kanzlerin. Steinmeier forderte, Menschenrechte und nicht die Interessen des eigenen Landes müssten den Kurs in der Außenpolitik vorgeben.

Friedensnobelpreisträger Martti Ahtisaari rief am Freitag zur Teilnahme an der Europawahl auf. Aus Desinteresse nicht zu wählen sei "ein schwerer Fehler" und bringe den erzielten Erfolg der europäischen Einigung in Gefahr.

Reformen in der Kirche mahnte die neue Synodenvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Katrin Göring-Eckardt, an. Die Kirche müsse sich stärker öffnen und dabei auch auf Nicht-Gläubige zugehen. "Die Menschen dürfen nicht das Gefühl haben, dass die Kirche eine verschworene Gemeinschaft ist, die sich in dunkle Kirchen zurückzieht", sagte die Grünen-Politikerin der "Berliner Zeitung". "Wir müssen auf diejenigen zugehen, die von sich aus vielleicht keine Beziehung mehr zur Kirche haben."

Bischöfin Käßmann plädierte am Freitag für lebendigere Gottesdienste. Vor allem junge Menschen empfänden die Feiern oft als "schleppend, steif und ernst". dpa

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