Afghanische Führer fordern mehr Einfluss

Aachen. Afghanische Stammesführer fordern mehr Einfluss bei internationalen Friedensverhandlungen. Denn die Stammesführer spielten innerhalb der afghanischen Zivilgesellschaft eine wichtige Rolle, erklärte Naqibullah Shorish, Oberhaupt der Kharoti, gestern Abend in Aachen

Aachen. Afghanische Stammesführer fordern mehr Einfluss bei internationalen Friedensverhandlungen. Denn die Stammesführer spielten innerhalb der afghanischen Zivilgesellschaft eine wichtige Rolle, erklärte Naqibullah Shorish, Oberhaupt der Kharoti, gestern Abend in Aachen. Auf einer Diskussionsveranstaltung mit Jürgen Heiducoff, dem militärpolitischen Berater des deutschen Botschafters in Kabul, und Otmar Steinbicker vom Aachener Friedensmagazin aixpaix.de stellte er den mit fünf weiteren Stammesräten erarbeiteten Appell vor.Stammesführer im Vielvölkerstaat Afghanistan schlichteten bei Familien- oder Grundstücksstreitigkeiten, aber ihre Entscheidungen seien auch in Zeiten des Krieges gefragt, erklärte Shorish laut Manuskript. Im "gegenwärtigen Krieg zwischen USA und den Taliban" würden die Stammesführer täglich von beiden Konfliktparteien um Rat gebeten. Auch die deutsche Bundeswehr arbeite eng mit den Ältesten zusammen. Diese Zusammenarbeit funktioniere in der Regel sehr gut. Obwohl allen Konfliktparteien die positiven Ergebnisse der Zusammenarbeit bekannt seien, würden sie zu einer landesweiten Lösung des Konflikts nicht befragt, kritisierte er.

Im gemeinsamen Appell betonen die Stammesräte der Kharoti, der Sulimankhel, der Khoja Mohammad aus der Provinz Ghazni, der Ahali Tashug aus der Provinz Helmand, der Stämme der Provinz Paktia und der Schiiten der Provinz Logar die Bedeutung von Gewaltlosigkeit, der Etablierung von Demokratie und Menschenrechten und ihren Friedenswillen in einem vereinten Afghanistan. Aber eine Übertragung westlicher Formen von Demokratie auf andere Länder sei nicht so einfach umsetzbar. "Jede Nation muss ihre eigene Form finden."

Die Stammesführer kritisieren zudem die aktuelle Regierung Afghanistans. Die Regierung und Präsident Hamid Karzai seien nicht in der Lage, Frieden herbeizuführen, erklärten sie. Der Präsident habe bereits mehrfach seine Machtlosigkeit dem afghanischen Volk gegenüber bewiesen. Sein Einfluss bei seinen Partnern, den US-Amerikanern, sei gering. Auch der von Karzai einberufene High Peace Council werde den Konflikt nicht lösen können, da er über keinen Plan für eine Friedenslösung verfüge. "Abgesehen davon betrachten wir Afghanen diese Regierung als nicht legitim." Selbst der Westen bezweifle den sauberen Ablauf der vergangenen. epd

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