Lesung Zwischen Bata Ilic und Ozzy Osbourne

Zweibrücken · Der Zweibrücker Musiker Lars Lunova liest in der ACH-Halle aus seinem neuen Buch „Untenrum ab, bitte“.

 Lars Lunova bei der Lesung in der ACH-Halle.

Lars Lunova bei der Lesung in der ACH-Halle.

Foto: Sebastian Dingler

Wie der Merkur in der letzten Woche berichtete, hat Sin-City-Schlagzeuger Lars Lunova sein zweites Buch vorgelegt. Zur offiziellen Release-Party von „Untenrum ab, bitte“, einer Sammlung von Kurzgeschichten und Kolumnen, lud der Autor in die ACH-Eventhalle am Flughafen ein.

Etwa 40 Zuhörer waren gekommen, um Neues von dem Zweibrücker zu hören; außer ihm las noch Bernd Ernst aus Pirmasens und spielte Lunovas neue Band The Handsome Dogs. Der dort als Bassist eingesprungene James Boyle durfte auch noch ein, zwei Solonummern zum Besten geben, unter anderem eine zum „Rock ’n’ Roll Writer“ umgedichtete Version des Beatles-Liedes „Paperback Writer“.

Für einen vergnüglichen Nachmittag war also alles angerichtet; es begann Lunova zunächst mit der Klarstellung, dass sein zweites Buch eben keine Fortsetzung seiner vor zwei Jahren erschienenen Autobiografie „Rock ’n’ Roll-Niemandsland“ sei. Auch dankte er seiner Familie, die es ja nicht immer leicht habe mit ihm; andererseits, wenn er Ozzy Osbourne wäre, sei es wohl noch um Längen schwieriger. An dem Black-Sabbath-Sänger und Hauptdarsteller der Reality-Serie „The Osbournes“, arbeitet Lunova sich gerne ab: Eine der Geschichten aus „Untenrum ab, bitte“ handelt davon, wie er eines Morgens im Körper von Ozzy Osbourne aufwacht. Der erste Text der Lesung handelte jedoch von einem ganz anderen Sänger, nämlich Schlagerstar Bata Ilic. Dessen schlüpfriger Hit „Ich möcht’ der Knopf an deiner Bluse sein“ stellte Lunova zum Vergleich mit dem eindeutigeren „You Shook Me All Night Long“ von AC/DC, letzteres eigenhändig übersetzt und viele Lacher auslösend durch ein häufig wiederholtes „Du schüttelst mich“.

Lunovas Pirmasenser Kollege Bernd Ernst, mit dem er das Leseduo „The Most Wanted“ bildet, lieferte anschließend Abgründiges mit der Kurzgeschichte „Unten im Keller“: Ich-Erzähler ist dort der neunjährige Sohn einer Domina. Dazu passend der Titel von The Handsome Dogs, die mit rein akustischen Instrumenten gekommen waren: „Treat Me Like a Dog“ („Behandele mich wie einen Hund“). Mit der neuen Band wolle er nur eigene Sachen machen, sagte Lunova, auch mal weg von der AC/DC-Rock ’n‘ Roll-Schiene, auf der sich Sin City bewegt.

Auf den Unplugged-Auftritt seiner neuen Band habe er sich jedenfalls genauso gefreut wie aufs Lesen. Mit der Kolumne über jenes Haftmaterial, das Pröbchen und andere Gratisbeilagen in Zeitschriften befestigt, laut Lunova „Klebepopel“, erfreute der Autor sein Publikum; vor allem mit jener höchstwahrscheinlich ausgedachten (man weiß ja nie!) Szenerie, in der der Erzähler im Supermarkt eine Menge von 35 Gaffern zusammenbekommt: weil er jede Gratisbeilage noch vor Ort an sich selbst ausprobiert und dabei zum Beispiel Body Lotion in die Beine einmassiert. Auch Lunovas schön versponnene Gedankengänge (das Buch ist voll davon), in diesem Fall zum Hörbarmachen von gefährlich leise dahin schnurrenden Elektroautos, belustigten das Publikum: Metzger könnten dazu doch den Song „Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei“ verwenden, Führerscheinneulinge dagegen „Ich will Spaß, ich geb Gas“. Zum Ende der Rock ’n’ Roll-Lesung setzten The Handsome Dogs noch einen musikalischen Höhepunkt: Die Rockballade „I’m Gonna Be There“ hat das Zeug zum Ohrwurm. Ach ja, und wer auf die Fortsetzung von Rock ’n’ Roll-Niemandsland wartet, muss sich noch gedulden — die käme erst in zwei, drei, vier oder fünf Jahren, so vertröstete Lunova seine Fans.

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