Zweigleisige Strategie für Flughafen

Zweibrücken · Bei einer Kooperation der Flughäfen Zweibrücken und Saarbrücken blieben beide Standorte auf Dauer erhalten, versichert der Mainzer Staatssekretär Jürgen Häfner. Im Winter könne man aber nur einen Airport nutzen.

 Flughafen-Aufsichtsratschef Jürgen Häfner. Foto: Mathias Schneck

Flughafen-Aufsichtsratschef Jürgen Häfner. Foto: Mathias Schneck

Foto: Mathias Schneck

Das für Ende November, Anfang Dezember angekündigte gemeinsame Kooperationsmodell für die Nachbarflughäfen Zweibrücken und Saarbrücken-Ensheim lässt weiter auf sich warten. Zurzeit gebe es keine Gespräche auf politischer, sondern auf Geschäftsführer-Ebene, berichtete Jürgen Häfner gestern im Merkur-Redaktionsgespräch. Häfner (SPD) ist rheinland-pfälzischer Infrastruktur-Staatssekretär und Zweibrücker Flughafen-Aufsichtsratschef. Rheinland-Pfalz vertrete weiterhin das Konzept einer "Vollfusion", bei der eine gemeinsame Gesellschaft für beide Airports gegründet wird, der Flugverkehr aufgrund der Stärken und Schwächen beider Standorte aufgeteilt wird sowie Rheinland-Pfalz etwa 66 und das Saarland 34 Prozent der Anteile hält. Das Saarland dagegen wolle den Flughafen Zweibrücken von Saarbrücken aus mitbetreiben (wir berichteten). Häfner sieht trotz der derzeit mangelnden Bewegung aber keine Hinhaltetaktik im Saarland. Vielmehr wollten beide Seiten die endgültigen EU-Beihilferichtlinien abwarten. Häfner erwartet ein Kooperationsmodell, das den beiden Landeskabinetten zur Entscheidung vorgelegt werden könne, nun "in der ersten Jahreshälfte 2014". Die Defizite hüben wie drüben verringern könne man nicht nur durch eine gemeinsame Geschäftsführung, sondern auch "ein einheitliches Auftreten am Markt". Viel sparen könne man zudem im Winter: "Warum muss man da beide Bahnen enteisen?" Sollte im Winter Zweibrücken geschlossen werden (weil dann derzeit dort deutlich weniger Flugbetrieb ist) oder Saarbrücken (weil dort die Landebahn viel kürzer ist, was bei Nässe und schlechter Sicht problematisch ist)? Häfner: "Solche Details sind Aufgabe der Geschäftsführungen und sollten unter der Frage ,Was ist wirtschaftlicher?' geklärt werden."

Häfner betont aber auch: "Eine Kooperation kann nur stattfinden unter Wahrung beider Standorte, und zwar langfristig. Sowohl für das Saarland als auch für uns haben die Flughäfen sehr hohe wirtschaftliche Effekte." Auch beim Namen wolle man die Interessen des Saarlands berücksichtigen, betonte Häfner: "Es soll Saar-Pfalz-Airport heißen, nicht Pfalz-Saar-Airport."

Möglich wäre aber auch eine andere Lösung: der Einstieg eines französischen Investors in Zweibrücken (wir berichteten). Häfner: "Wir führen diese Gespräche weiter, auch aktuell."

Der Zweibrücker Flughafen-Aufsichtsrat hat gestern den Vertrag mit Geschäftsführer Rüdiger Franke ein Jahr verlängert. Häfner: "Wir sind sehr zufrieden mit ihm und mit Geschäftsführer Werner Boßlet." Informiert wurde auch über das neue Flugziel Ankara im Sommer 2014 (wir berichteten) und etwas mehr Mallorca- und Antalya-Flüge. Wenn sich die Lage in Ägypten stabilisiert, nimmt Tui auch Hurghada wieder ins Angebot, so Franke. Man verhandele zudem "mit einigen Airlines", auch über eine Berlin-Verbindung.

Seit drei Jahren ist das mit Millionenaufwand installierte Nebellandesystem Cat 2 am Flughafen Zweibrücken installiert - doch ob und wann Piloten es offiziell nutzen und damit häufiger bei schlechter Sicht fliegen können, bleibt weiter unklar. Ist das im März erklärte Ziel einer Genehmigung in 2014 noch erreichbar? "Das ist schwer zu sagen, wir sind noch in Gesprächen", sagt Flughafen-Aufsichtsratschef Jürgen Häfner. Laut Geschäftsführer Rüdiger Franke muss zuerst die Ausnahmegenehmigung für den Cat-1-Betrieb erneuert werden. "Dazu stellen wir bei der Oberen Naturschutzbehörde bei der SGD Süd einen naturschutzrechtlichen Antrag auf Hindernisbereinigung im Monbijou-Wald." Dort müssten einige Bäume, die seit der letzten Ausnahmegenehmigung gewachsen seien, wegen der für Cat 1 wie Cat 2 erforderlichen "seitlichen Hindernisfreiheit" gestutzt werden. Dies sei wegen des mittlerweile verschärften Naturschutzes für den Monbijou-Wald nicht ganz einfach: "Da muss man das öffentliche Interesse prüfen. Auf jeden Fall müssen wir Ersatzpflanzungen machen." Er sei aber zuversichtlich, die Cat 1-Ausnahmegenehmigung erneut zu bekommen, "weil es ja um die Sicherheit des Flugbetriebs geht". Wenn die erneuerte Cat-1-Ausnahmegenehmigung stehe, könne "eventuell unter Auflagen auch eine Cat-2-Genehmigung möglich" sein, "das haben wir auch schon in Gesprächen mit dem Bundesverkehrsministerium mündlich erörtert".

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