Repräsentative Umfrage Zweibrücker wollen Merkel als Kanzlerin

Zweibrücken · Laut einer Wahlumfrage unter der Leitung von Marc Piazolo, Professor an der Hochschule Zweibrücken, schneidet SPD-Herausforderer Martin Schulz aber besser ab als in bundesweiten Umfragen.

Auch wenn nur die Zweibrücker bei der Bundestagswahl wählen dürften, bliebe Angela Merkel Kanzlerin. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die Marc Piazolo, Wirtschafts-Professor an der Hochschule Zweibrücken, gemeinsam mit vier Studenten erstellt hat. Auch insgesamt deckt sich das Umfrage-Ergebnis, das auf einer Erhebung im Zeitraum vom 10. bis zum 14. Juni basiert, so ziemlich mit den damaligen bundesweiten Zahlen.

„Junge Forscher werden nicht geboren, sondern an die Wissenschaft herangeführt. Am besten gelingt dies, wenn sie wissenschaftliche Methoden in der Realität/Praxis anwenden. In unbeliebten Pflichtfächer – wie Statistik – gilt dies ganz besonders,“ erklärt Piazolo den Sinn dieses Projektes. Die Studenten des Studiengangs Mittelstandsökonomie stellten den Zweibrückern während der repräsentativen Wahlumfrage im Juni die klassische Sonntagsfrage: „Welche Partei würden Sie mit Ihrer Zweitstimme wählen, wenn jetzt schon die Bundestagswahl 2017 wäre?“

In einem ersten Schritt wurden die Ergebnisse der letzten Bundestagswahl sowie die Struktur der Wähler von Zweibrücken analysiert. „Wichtig waren uns vor allem drei Gesichtspunkte: die Alters- und Geschlechtsverteilung der Wähler sowie die Verteilung auf die unterschiedlichen Ortsteile Zweibrückens. Dies sollte sich in der eigenen Umfrage möglichst gut wiederspiegeln“, erläutert Student Alexander Henrich.

So lag etwa der Wähleranteil der Über-70-Jährigen bei etwas über 21 Prozent, während die Anzahl der „Jungwähler“ unter 30 weniger als 15 Prozent betrug. Grundlage der Umfrage bildete eine Stichprobe von 403 Zweibrücker Wahlberechtigten, davon 200 Frauen. Knapp 40 Fragebögen blieben aufgrund fehlerhafter oder unvollständiger Beantwortung unberücksichtigt. „Es gab zum Beispiel Teilnehmer, die nicht zur Wahl gehen wollten, trotzdem aber Parteipräferenzen ankreuzten. Diese Bögen haben wir nicht in die Auswertung aufgenommen“, erläutert Student Sebastian Wnuck. Die Stichprobe beruhte auf einer telefonischen Befragung, die mit einer direkten Befragung im Stadtzentrum von Zweibrücken sowie am Hilgard Center kombiniert wurde.

Zeitgleich stellte das Institut für Demoskopie Allensbach seine monatliche Sonntagsfrage. Zwar ist die bundesweite Stichprobe mit 1437 Befragten deutlich größer als die Zweibrücker Stichprobe, doch die Anzahl der Wahlberechtigten liegt bei rund 45 Millionen gegenüber rund 30 000. „Daher sind unsere Befragungsergebnisse durchaus sinnvoll zu interpretieren“, ist der ebenfalls teilnehmende Student Frederick Simon überzeugt.

„Die Unterschiede in den Wählerpräferenzen zwischen Zweibrücken und der Bundesrepublik insgesamt sind eher marginal. Einzig bei den kleineren Parteien liegen zum Teil größere Unterschiede vor: Während Grüne und AfD bei 10 Prozent beziehungsweise 9 Prozent in der Wählergunst liegen, schneidet die FDP mit 7 Prozent unterdurchschnittlich ab. Insgesamt liegen die beiden Volksparteien in der Wählergunst der Zweibrücker etwas unter dem Bundesschnitt“, fasst der vierte Student im Bunde, Marco Bentz, die Ergebnisse zusammen.

Gravierende Unterschiede zwischen Zweibrücken und den Bundesergebnissen existieren dagegen bei einer fiktiven Direkt-Wahl des Bundeskanzlers. Deutschlandweit ist der Schulz-Effekt verpufft – nur noch 20 Prozent zogen im Juni 2017 den SPD-Kandidaten Martin Schulz als Bundeskanzler vor; mehr als doppelt so viele, nämlich 45 Prozent, votierten für Angela Merkel (CDU). Bei den Zweibrücker Wahlberechtigten liegt die Kanzlerin zwar mit 52 Prozent vorne, doch Martin Schulz ist ihr mit immerhin 41 Prozent recht dicht auf den Fersen. „In der Wählergunst schneidet der Herausforderer damit wesentlich besser ab als die SPD, der er ja vorsitzt“, so Marc Piazolo.

Zusätzlich interessierte sein Team noch die Präferenzen der Zweibrücker bezüglich unterschiedlicher Koalitionen für eine Regierungsbildung im Bundestag. Die amtierende Große Koalition bevorzugen knapp vier von zehn Wahlberechtigten. Mit Blick auf die Parteienpräferenz wäre dies rechnerisch auch eine der beiden möglichen Konstellationen. Die zweite mögliche Koalition wäre nach diesen Ergebnissen eine Jamaika-Regierung aus CDU/CSU, Grüne und FDP, wie sie sich vor kurzem in Schleswig-Holstein gebildet hat. Bundesweit ginge laut Allensbach auch eine Merkel-Regierung mit Beteiligung der FDP – in Zweibrücken reicht es hierfür nicht.

Etwas mehr als ein Fünftel der Zweibrücker Wahlberechtigten werden wohl per Brief wählen, und etwa ebenso viele planen ihre Erst- und Zweitstimme zu splitten.

 11PM-Umfrage Allensbach

11PM-Umfrage Allensbach

Foto: SZ/Bernd Baltes
 11PM-Stimmenverteilung in Zweibrücken

11PM-Stimmenverteilung in Zweibrücken

Foto: SZ/Bernhard Baltes
 Blick auf den Campus der Hochschule Zweibrücken. Professor Marc Piazolo führte gemeinsam mit vier Studenten eine Wahlbefragung durch. Grundlage war eine Stichprobe von 403 Zweibrücker Wahlberechtigten. Das Ergebnis: Die Zweibrücker wollen Merkel weiterhin im Kanzleramt sehen. Herausforderer Schulz hätte demnach das Nachsehen.

Blick auf den Campus der Hochschule Zweibrücken. Professor Marc Piazolo führte gemeinsam mit vier Studenten eine Wahlbefragung durch. Grundlage war eine Stichprobe von 403 Zweibrücker Wahlberechtigten. Das Ergebnis: Die Zweibrücker wollen Merkel weiterhin im Kanzleramt sehen. Herausforderer Schulz hätte demnach das Nachsehen.

Foto: Marco Wille
 Die Zweibrücker Professoren (von links) Dr. Marc Piazolo und Dr. Walter Ruda und in Buenos Aires, Universidad Catholica Argentina

Die Zweibrücker Professoren (von links) Dr. Marc Piazolo und Dr. Walter Ruda und in Buenos Aires, Universidad Catholica Argentina

Foto: Hochschule Kaiserslautern

Professor Piazolo erstellte übrigens bereits vor der Zweibrücker Oberbürgermeister-Wahl 2011 eine Umfrage, die der Merkur in Auftrag gegeben hatte. Damals sagte er den Sieg von Kurt Pirmann (SPD) gegen den parteiunabhängigen Amtsinhaber Helmut Reichling voraus. Beim tatsächlichen Urnengang fiel der Erfolg Pirmanns sogar noch deutlicher aus als vorhergesagt: Pirmann siegte bereits im ersten Wahlgang. Im drei Wochen vor der Wahl veröffentlichten Stimmungsbild hatte es noch nach einer Niederlage Reichlings in der Stichwahl ausgesehen.

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