Zweibrücker stehen gegen Neonazis zusammen Gedenken in der Alexanderskirche

Zweibrücken. Um 20 Uhr am 14. März 1945 hagelten 20 Minuten lang Bomben auf Zweibrücken nieder und legten sie in Schutt und Asche. Gestern, 65 Jahre später, läuteten alle Glocken der Zweibrücker Kirchen. Mit dabei auch das Füchslein, eine kleine Glocke in der Alexanderskirche, die damals aus den Trümmern gezogen werden konnte

Zweibrücken. Um 20 Uhr am 14. März 1945 hagelten 20 Minuten lang Bomben auf Zweibrücken nieder und legten sie in Schutt und Asche. Gestern, 65 Jahre später, läuteten alle Glocken der Zweibrücker Kirchen. Mit dabei auch das Füchslein, eine kleine Glocke in der Alexanderskirche, die damals aus den Trümmern gezogen werden konnte. Gut 300 Zweibrücker kamen gestern abend in die Alexanderskirche, um dem Gedenkgottesdienst beizuwohnen. Während des Geläutes erhoben sich alle von den Bänken, verharrten in Stille und lauschten den Glocken. Schüler gedachten den Toten des schrecklichen Krieges, den Toten, die in aller Welt auch heute Gewalt zum Opfer fallen und zündeten acht Kerzen an, verlasen eindrückliche Texte. Eine Augenzeugin erinnerte sich des furchtbaren Ereignisses, ein Text einer Ordensschwester, die unter dem Eindruck des Bombardements das Grauen in Worte gefasst hat, wurde verlesen. Der Posaunenchor der Stadtmission spielte ernste Weisen. Dekan Peter Butz und Pfarrer Wolfgang Emanuel sprachen eindringliche Worte. Wulf Pippart mit der Gitarre begleitete "We are the world", das die Hofenfels-Schüler sangen. fro

"Die symbolträchtigen Nazimärsche nehmen zum Ärger vieler einen immer größeren Raum ein in unserer Stadt", erklärte Rimbrecht. Sie müssten mit friedlichen Mitteln, Kreativität und Nachdruck gestoppt werden, bevor es wie 1945 nur noch mit massivster Gewalt und Zerstörung möglich ist. Insgesamt demonstrierten in Zweibrücken nach Schätzungen des Veranstalters knapp 500 Menschen, darunter sehr viele aus dem benachbarten Saarland gegen den Aufmarsch der Rechten. Polizeisprecher Volker Baumann sprach von einem ruhigen Verlauf des Tages. Aufgrund "deeskalierender Maßnahmen" sei weniger Aggressionspotenzial als im vergangenen Jahr festgestellt worden. Während der Kundgebung von 80 Neonazis am Schlossplatz machten rund 250 Nazigegner lautstark ihren Unmut darüber kund. Baumann weist Vorwürfe des Illinger Forums für Freiheit, Demokratie und Antifaschismus zurück, wonach Blockaden von Gegendemonstranten auf der von den Nazis vorgesehenen Route von der Polizei gewaltsam geräumt und mindestens eine Person verletzt worden sein soll. Die Nazigegner hätten den Schlossplatz blockiert. "Der Aufforderung der Polizei, den geplanten Weg des Trauermarsches frei zu machen, leisteten sie keine Folge", so Baumann. Der Einsatzleiter habe sich deshalb entschieden, "im Rahmen der Wahrung der Verhältnismäßigkeit und der Deeskalation" eine Alternativstrecke für den Beginn des Marsches zu wählen. Dort habe man nur wenige Versammlungsteilnehmer einer Spontanversammlung auffordern müssen, die Strecke frei zu machen. Die restliche Strecke des Aufzugs sei in Polizeibegleitung weitgehend ohne Vorkommnisse verlaufen. Bei "Laufspielen" der linken Szene in Richtung der Kundgebung sei ein Polizist angegriffen und am Mund verletzt worden. Bei der Kundgebung der rechten Szene wurde außerdem ein junger Mann, der den Hitlergruß zeigte, aus der Versammlung entfernt und vorläufig festgenommen. Zu zwei weiteren Festnahmen kam es, nachdem Gegendemonstranten Bengalos gezündet hatten.

Zweibrücken. Zweibrücken ist bunt und Zweibrücken bleibt bunt. Darin waren sich am Samstag auf den Hallplatz alle Teilnehmer einer Kundgebung gegen den erneuten Aufmarsch des "Nationalen Widerstands Zweibrücken anlässlich der Zerstörung der Stadt vor 65 Jahren einig. "Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass die Demokraten in Zweibrücken zusammenstehen", sagte Oberbürgermeister Helmut Reichling während der vom "Bunten Zweibrücken" organisierten Veranstaltung. Eine solche Demokratie, in der sogar er und Walter Rimbrecht zusammenarbeiteten, sei nicht zu überwinden.

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