Zweibrücker schlugen die Trommel der Freiheit

Zweibrücken. Zweibrücken ist die Stadt der Toleranz und der Integration. Das erklärte Bürgermeister Heinz Heller (SPD) am Samstag bei der Kundgebung "Aktiv für Demokratie, Toleranz und Menschenrecht in einem bunten Zweibrücken" auf dem Herzogplatz

Zweibrücken. Zweibrücken ist die Stadt der Toleranz und der Integration. Das erklärte Bürgermeister Heinz Heller (SPD) am Samstag bei der Kundgebung "Aktiv für Demokratie, Toleranz und Menschenrecht in einem bunten Zweibrücken" auf dem Herzogplatz. Die von SPD-Stadtrat und Berufsschulleiter Walter Rimbrecht organisierte Veranstaltung richtete sich gegen den "Trauermarsch" des "Nationalen Widerstands Zweibrücken anlässlich der Zerstörung der Stadt vor 64 Jahren.Heller betonte, die Bombardierung im Zweiten Weltkrieg habe ihre Ursache im Unrechtssystem der Nazidiktatur gehabt: "Wir wollen heute zeigen, dass sich die Zweibrücker eine Geschichtsfälschung nicht gefallen lassen." Der Tag der Niederlage sei ein Tag der Befreiung gewesen. Rimbrecht sagte, man habe aus der Geschichte gelernt und werde sich mit allen demokratischen Mitteln wehren: "Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf." Werner Cappel vom Mitveranstalter IG Metall prangerte an: "Seit der Wiedervereinigung sind rund 40 Menschen durch Neonazis ermordet worden." Die IG Metall blicke mit Sorge auch auf die Weltwirtschaftskrise, die mit der Situation 1929 verglichen werde. Wenn Menschen ihre Existenz verlieren und ihre Zukunft genommen wird, dann stünden "die braunen Rattenfänger" bereit. CDU-Stadträtin und Junge-Union-Vorsitzende Christina Rauch forderte dazu auf, auch bei den Kommunalwahlen am 7. Juni ein Zeichen für die Demokratie zu setzen: "Es ist wichtig, dass Sie alle wählen gehen." Insgesamt demonstrierten in Zweibrücken nach Schützungen von Polizei und Rimbrecht gut 1000 Menschen gegen die Neonazis. In der Poststraße blockierten angereisten Antifaschisten sowie Zweibrücker Schüler über zwei Stunden den Marsch der Neonazis. Die Gegendemonstranten wurden von Polizisten einzeln entfernt. Dabei gab es eine Festnahme, fünf Ingewahrsamnahmen und 122 Platzverweise. Polizeisprecher Arno Heeling sprach von einem ruhigen Verlauf des Tages. Während der Kundgebung von 80 Neonazis am Schlossplatz machten Nazigegner lautstark ihren Unmut darüber kund. Dabei bekam das Denkmal an die Zerstörung der Stadt einen neuen Zweck. Oberbürgermeister Helmut Reichling: "Es ist die Trommel der Freiheit." > Seite 17: mehr Fotos, Bericht"Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf."

Walter Rimbrecht, Demo-Organisator

Meinung

Toleranz istein teures Gut

Von Merkur-RedakteurLutz Fröhlich

Etwa 250 000 Euro soll der Polizeieinsatz gekostet haben, mit dem das Demonstrations-Grundrecht der vom Verfassungsschutz beobachteten Zweibrücker Kameradschaft geschützt wurde. Bekämen die Neonazis das Sagen, verführen sie wohl kaum so tolerant mit ihren Gegnern. Deshalb ist es gut, wie geschlossen Zweibrücken von Linken bis CDU den neuen Nazis entgegentritt. Dem Irrtum, das braune Gefahrenpotenzial nicht ernstzunehmen, erliegt das Bürgertum kein zweites Mal.

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