Zweibrücker Kulturamtschef „Vor allem ein Schaden für das Image“

Zweibrücken · Kulturamtschef Huble macht deutlich: Absage des defizitären Stadtfestes vor allem in Sachen Marketing bedauerlich. Auch Straßentheater-Spektakel, sonst immer am Muttertags-Wochenende, kommt 2021 unter die Räder von Corona.

 Das waren noch Zeiten: Der Samstag beim 40. Stadtfest 2019. Die Fußgängerzone rappelvoll, die Stimmung gut, das Wetter ebenso.

Das waren noch Zeiten: Der Samstag beim 40. Stadtfest 2019. Die Fußgängerzone rappelvoll, die Stimmung gut, das Wetter ebenso.

Foto: Volker Baumann

Das große Wundenlecken hat begonnen. Am Dienstag war Tag eins nach der endgültigen Absage des Zweibrücker Stadtfestes. Selbst notorische Berufsoptimisten dürften in den vergangenen Wochen kaum noch daran geglaubt haben, dass das Stadtfest in Zeiten von Corona 2021 werde stattfinden können. Vielleicht hegte der eine oder andere klammheimlich noch eine kleine, verzweifelte Hoffnung.

Aber am Montag war es dann soweit: Thilo Huble, Leiter des Kulturamtes, verkündete offiziell das Unvermeidliche (wir berichteten) – und das große Wehklagen begann. Vor allem in den Sozialen Medien flossen reichlich Tränen, wenn auch viele ihr Verständnis für die zweite Absage des Stadtfestes nach 2020 angesichts der Corona-Pandemie zeigten.

Immerhin hat der Kulturmanager bereits in Aussicht gestellt, die Stadt arbeite als kleine Entschädigung an einem musikalischen Alternativangebot und dann gäbe es ja auch noch die neuen Strandkorb-Open-Air-Veranstaltungen im Sommer (wir berichteten).

Am Dienstag setzte Huble auf Anfrage des Merkur zum nächsten Nackenschlag an: Auch das beliebte Straßentheater-Spektakel kommt dieses Jahr unter die Räder von Corona. „Es kann ebensowenig stattfinden“, bedauerte Huble, der deutlich machte, dass ihm diese Veranstaltung ans Herz gewachsen ist.

Das Straßentheater-Spektakel findet jedes Jahr rund um das Muttertags-Wochenende statt, Künstler ziehen durch die Zweibrücker Innenstadt, musizierend, teilweise auf Stelzen stakend; dabei binden sie das Publikum ein, necken Passanten und sorgen für viel Stimmung und Gelächter.

Das Straßentheater-Spektakel ist nach dem Stadtfest der zweitgrößte Publikumsmagnet. „Es ist sehr schade“, sagte Huble.

Dieses Jahr ist nicht einmal ein Trostpflaster drin wie 2020. Im vergangenen Jahr, als das Straßentheater ebenfalls coronabedingt abgesagt werden musste, hatte das Kulturamt als kleine Entschädigung einen Solo-Künstler gebeten, samstags durch die Fußgängerzone zu ziehen und – unter Einhaltung der Abstandsregeln – wenigstens noch etwas die Stimmung aufzuhellen. Aber das sei dieses Jahr nicht möglich, die gesetzlichen Vorgaben seien einfach zu streng.

Wie schätzt Huble denn die Auswirkungen der Absage des Stadtfestes als wichtigsten Veranstaltungs-Termin Zweibrückens ein? „Es ist sicher vor allem ein Schaden für das Image unserer Stadt“, macht er deutlich.

Natürlich dürfe man nicht vergessen, dass die Beschicker ebenfalls Leidtragende sein, wie beispielsweise auch die Stadttöchter UBZ und Stadtwerke, denen durch die Absage einiges an Einnahmen (Stromgebühren, Parkeinnahmen) verloren gehe.

Dennoch sieht Huble vor allem den Image-Schaden als die größte Auswirkung. „Das Stadtfest ist das Aushängeschild überhaupt für Zweibrücken“, verdeutlicht er.

Wenn man auf die Wirtschaftlichkeit zu sprechen komme, dürfe man nicht unter den Tisch fallen lassen, „dass das Stadtfest nicht zwingend kostendeckend war“, verweist Huble auf den notorisch defizitären Charakter der Veranstaltung. Auch, wenn das nicht heißen solle, dass sich das Stadt sich dieses Fest nicht leisten sollte. Im Gegenteil: Wegen des außerordentlich positiven Images sei es ein nicht zu unterschätzender Werbeträger für die Stadt der Rosen und Rosse.

Stadtsprecher Jens John untermauert auf Anfrage unserer Zeitung den defizitären Aspekt des Stadtfestes. Die Verwaltung müsse jedes Jahr Geld hinzuschießen. Beim letzten Stadtfest (2019) sei der Zuschauss mit 61 000 Euro besonders hoch gewesen, aber auch deshalb, weil es sich um das Jubiläumsstadtfest gehandelt habe, es sei „mit besonderen Aufwendungen verbunden“ gewesen. 2018 betrug das Defizit 51 500 Euro, 2017 waren es 36000 Euro, listet John auf.

Grundsätzlich  sei festzuhalten, so der Stadtsprecher, „dass die Kosten stetig ansteigen. Das ist vor allem den immer strengeren Sicherheitsstandards geschuldet.“

 Am Stadtfest-Samstag 2020 feierten die Zweibrücker auf dem Herzogplatz mit der Band Firma Holunder im Rahmen des Möglichen.

Am Stadtfest-Samstag 2020 feierten die Zweibrücker auf dem Herzogplatz mit der Band Firma Holunder im Rahmen des Möglichen.

Foto: Norbert Schwarz
 Thilo Huble, Leiter des Kulturamtes.

Thilo Huble, Leiter des Kulturamtes.

Foto: Lutz Fröhlich

Aber auf das Stadtfest möchte deswegen ja niemand verzichten. Und Huble spricht deshalb schlussendlich die hoffnungsverheißenden Worte aus: „Ich bin zuversichtlich, dass das Stadtfest und das Straßentheater-Spektakel 2022 in alter Stärke zurückkehren werden!“

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