Bernhard Keller über sein Leben in den USA Ein Zweibrücker in zwei Welten
Der Zweibrücker Bernhard Keller reiste 1999 für Demag über den großen Teich in die USA – und blieb dort, auch der Liebe wegen. Der Pfälzische Merkur sprach mit Keller über die alte und die neue Heimat und auch über Corona, das beide Welten erfasst hat.
Entfernungen können, rein geographisch, beeindruckend sein. Von Zweibrücken nach Houston in den USA sind es Luftlinie 8400 Kilometer. Ganz schön weit. Aber zum Glück gibt es ja Telefon und Internet.
Und so ist Bernhard Keller, wenn ihn in Houston wieder einmal die Sehnsucht packt, schnell verbunden mit der alten Heimat. Seit gut 20 Jahren lebt Keller in den USA. Er liebt das Leben dort. Der American Way of Life ist ganz nach seinem Geschmack. Aber wie sagte schon der legendäre Pfälzer Fritz Walter: „Dehäm is’ dehäm“ Und das gilt ein Stück weit auch für Keller.
„Ich habe immer noch Kontakt zu Zweibrückern“, sagt er. Mit Interesse lässt er sich von Freunden schildern, was die Rosenstadt so macht. Der Kontakt mit dem Pfälzischen Merkur, den er regelmäßig im Internet liest, ergab sich spontan. Keller fragte wegen eines alten Klassenfotos in der Redaktion an. Wir baten ihn, ein wenig aus seinem Leben zu berichten.
Keller hat viel erlebt. Der heute 63-Jährige war für John Deere und Demag tätig und reiste für die beiden Zweibrücker Unternehmen um die Welt, er pflegte Kundenbeziehungen.
1999 ergab sich ein Wendepunkt in seinem Leben: „Ich ging für Demag in die USA, nach South Carolina. Meine Aufgabe war es, den Kundendienst für Mobilkrane dort zu unterstützen. Ich kam nie mehr zurück nach Zweibrücken.“
Klingt ein wenig dramatisch. Aber der Hauptgrund war die Liebe. Loretta. 2002 heirateten sie. „Loretta und ich haben uns ein neues Leben aufgebaut“, sagt er. Es war für beide die zweite Ehe, Keller hat aus erster Ehe eine Tochter, die im Bergischen Land lebt.
Frei von Beschwernissen war Kellers Berufsleben nicht – 2002, in seinem Flitterjahr, wurde Demag von Terex übernommen. Keller flatterte die Kündigung ins Haus. Auch das gehört zum American Way of Life: Es wird schnell eingestellt, aber auch schnell gefeuert.
Naturgemäß sind die US-Amerikaner dafür aber auch flexibler. Keller fand schnell eine neue Stelle, nach mehreren Wechseln und Umzügen lebt er seit 2012 in Houston, 35 Kilometer vom Zentrum entfernt und arbeitet für den niederländischen Maschinenbauer Mammoet.
„Ich bin Service-Manager und betreue mit drei weiteren Kollegen eine Flotte von 160 Kranen.“
Coronabedingt verbringt Keller viel Zeit im Home-Office. „Es war dieses Jahr schlimm mit Corona. Aber inzwischen gibt es reichlich Impfstoff, die Lage entspannt sich etwas“, sagt der 63-Jährige.
Seine Frau und er sind geimpft und geboostert. Nicht alle tun es ihnen gleich. „Es gibt in den USA einige, die sich nicht impfen lassen wollen – wie in Deutschland“, berichtet er.
Gebannt verfolgen die Kellers die Entwicklung in den USA und in Deutschland via Fernsehen. Loretta verstehe gut Deutsch, spreche es aber kaum, kommuniziert wird auf Englisch.
Obwohl Keller bereits seit über 20 Jahren in den USA lebt, ist er nach wie vor Deutscher. „Eine doppelte Staatsbürgerschaft zu bekommen ist äußerst schwierig, Kosten- und Zeitaufwendig“, schildert er. „Und ansonsten verliere ich die Deutsche Staatsbürgerschaft, wenn ich die Amerikanische annehme.“ Die Lösung lautet: Green Card. Eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis. Diese müsse er alle zehn Jahre erneuern.
Wann war er eigentlich zuletzt in Zweibrücken? 2012, sagt Keller. Der Anlass war traurig: Sein Vater wurde beerdigt. Keller hat einen Bruder, Harry, der in Nordrhein-Westfalen lebt. Die beiden halten Kontakt miteinander, telefonieren regelmäßig.
Der Bruder blickt auf ein Leben zurück, das nicht minder spannend ist. Harry Keller spielte früher Handball. Und erlebte 1981 eine Sternstunde. Mit seinem Verein, dem TuS Nettelstedt, gewann er das Endspiel des Europapokals der Pokalsieger. Gegen den SC Empor Rostock.
Der TuS Nettelstedt berichtet auf seiner Internetseite: „Nach einer knappen Niederlage im Hinspiel in Rostock (16:18) gelang es Harry Keller, im Rückspiel in Lübbecke 22 Sekunden vor Schluss (...) das entscheidende 17:14 zu werfen.“ Der größte Erfolg in der Geschichte des Vereins.
„Kellers Tor für die Ewigkeit“, titelte das „Westfalen-Blatt“ jüngst anlässlich des 40-jährigen Jubiläums. Bernhard Keller sagt, Harry zehre noch heute von diesem Sieg. Und die Brüder sind sich einig – ob sie nun auf den Werdegang von Bernhard oder den von Harry blicken: Die besten Geschichten schreibt immer noch das Leben.