Bestandsaufnahme Hilfen für die Flüchtlinge aus der Ukraine

Zweibrücken · In Zweibrücken arbeiten Verwaltung, die Gewobau und Hilfsorganisationen zusammen, um ein möglichst dichtes Netz zu flechten.

 In Zweibrücken arbeiten viele Akteure zusammen für die Flüchtlinge.

In Zweibrücken arbeiten viele Akteure zusammen für die Flüchtlinge.

Foto: Mathias Schneck

Europa erlebt derzeit wegen des Ukraine-Krieges die größte Fluchtbewegung seit dem Zweiten Weltkrieg. In Zweibrücken sind bis dato 349 Flüchtlinge angekommen, die Anteilnahme in der Bevölkerung und die Bereitschaft, zu helfen und sich zu engagieren, enorm, wie Oberbürgermeister Marold Wosnitza am Montag deutlich machte. „Wir hatten allein 77 private Wohnungsangebote, darüber hinaus unzählige Spenden unterschiedlicher Art. 100 Fahrräder zum Beispiel, die gerade in einer AG der Canadaschule aufbereitet und repariert werden und schon in den nächsten Tagen an die Flüchtlinge verteilt werden können“, sagte OB Marold Wosnitza.

Zentraler Player, so Wosnitza, sei die Gewobau, die bereits neun Wohneinheiten zur Verfügung gestellt habe. „Wir haben in der Canadasiedlung bereits entwohnte Wohnungen in Wohnblocks, die abgerissen werden sollen, noch einmal auf Vordermann gebracht, gestrichen und gesäubert“, erklärte Geschäftsführer Jörg Eschmann. „Weitere sieben Wohnungen könnten wir bei Bedarf ebenfalls innerhalb kürzester Zeit zur Verfügung stellen. Bei weiteren zwölf Wohneinheiten wären größere Investitionen nötig, aber machbar“, so der Gewobauchef.

In einer der Wohnungen hat das DRK einen Care-Point errichtet mit einem Beratungsbüro für die Flüchtlinge. „Aktuell richten wir noch eine Kinderbetreuung ein“, verriet DRK-Geschäftsführer Hans Prager. „Zudem werden wir hier in Kooperation mit einem Kinderarzt und einem Internisten eine ärztliche Betreuung anbieten können. Die Telekom hat uns außerdem 200 SIM-Karten gespendet und Kubota Laptops zur Verfügung gestellt. So können die Flüchtlinge kostenlos in ihre Heimat telefonieren, und auch Onlineunterricht ist möglich.“

Schulische Angebote gibt es natürlich auch. Die VHS zum Beispiel bietet seit 15. März zweimal in der Woche einen Willkommenskurs an (wir berichteten). Dozentin ist die gebürtige Ukrainerin Nataliya Leshchuk. Unterstützung hat sie inzwischen von einer Ukrainerin, die selbst als geflüchtete nach Zweibrücken gekommen ist und in ihrem Heimatland Deutsch unterrichtete. „Derzeit arbeiten wir an einem Onlineformat, damit wir den Kurs auch online anbieten können“, betonte die Beigeordnete Christina Rauch.

Bislang seien an den Zweibrücker Schulen 14 Kinder angemeldet. „Ich denke aber, dass es tatsächlich mehr sind“, vermutete Rauch. „Um den Anschluss nicht zu verpassen, können die Kinder für das laufende Schuljahr noch Schulbücher beziehen. Auch der öffentliche Nahverkehr ist für die ukrainischen Flüchtlinge kostenlos, vorerst bis 31. Juli“, sagte Rauch. Die Rückmeldungen aus den Schulen seien übrigens positiv. „Die Kinder sind sehr dankbar, dass sie in die Schule dürfen.“

Auch die Zweibrücker Sportvereine sind im Boot und ermöglichen den Flüchtlingskindern, bei ihnen zu trainieren. „Eine Mitgliedschaft ist hier erstmal nicht nötig. Versichert sind sie nach Rücksprache mit dem Landesverband für Sport natürlich trotzdem“, so Rauch. 

Bürgermeister Christian Gauf zeigte sich erleichtert über die Entscheidung der Ministerkonferenz vergangene Woche, dass die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine ab 1. Juni Grundsicherung beziehen können (ALGII). Zusätzlich erhalten die Kommunen aus Berlin zwei Milliarden Euro. „Für uns eine gute Basis, da wir nun wissen, wie die finanzielle Lage geregelt ist“, sagte Gauf. „Es ist gut zu wissen, dass wir nicht auf allen Kosten sitzenbleiben.“

Die Ausgaben beliefen sich laut Sozialamtsleiter Tim Edinger bislang auf 200 000 Euro. „Zukünftig gehen wir von 100 000 Euro laufen Kosten pro Monat aus.“

Um den Mehraufwand in der Verwaltung stemmen zu können, hat die Stadt das Personal um 25 Stunden pro Woche aufgestockt. „Wir haben Teilzeitmitarbeiter, die jetzt in Vollzeit arbeiten. Auch Urlaube wurden verschoben“, so Wosnitza.

Auf www.zweibruecken.de bündelt die Stadt die aktuellen Hilfsangebote.

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