Grabstein-Kontrollen Zweibrücker Grabsteine sind sehr sicher

Zweibrücken · Seit vier Jahren kontrolliert Torsten Köster die Standsicherheit der Grabmale auf den Friedhöfen Zweibrückens – und freut sich über die offensichtlich steigende Qualität der Steinmetz-Arbeit.

 Torsten Köster hat für den UBZ auf dem Zweibrücker Hauptfriedhof die Grabsteine kontrolliert.

Torsten Köster hat für den UBZ auf dem Zweibrücker Hauptfriedhof die Grabsteine kontrolliert.

Foto: Kim Emmerich

„Das Thema Grabsteinkontrollen kam zu mir wie die Jungfrau zum Kinde“, sagt Torsten Köster. Der 61-Jährige ist in dieser Woche auf den Zweibrücker Friedhöfen unterwegs, um die Standfestigkeit der Grabsteine zu kontrollieren. Eigentlich ist er gelernter Maurer-, Beton- und Stahlbetonbaumeister. Vor knapp 20 Jahren kam ihm die Idee, sich als Sachkundiger für die Prüfung von Grabmalanlagen selbstständig zu machen – eine Entscheidung, die er bis heute nicht bereut hat. Mittlerweile beschäftigt Köster zwei Angestellte, mit deren Hilfe er bundesweit Grabsteine und Schrifttafeln auf deren Standsicherheit überprüft.

Der gebürtige Westfale ist heute mit seiner Firma in Hennigsdorfs in Brandenburg ansässig. „Wir kontrollieren überall Grabsteine, von Flensburg bis zum Bodensee“, erzählt Köster. Das erklärt auch die rund 80 000 Kilometer, die er allein im letzten Jahr im Zuge seiner Arbeit zurückgelegt hat. Rund 400 000 Grabsteine und Schrifttafeln hat er 2017 kontrolliert, davon rund 6000 auf den zwölf Friedhöfen in Zweibrücken.

Köster, der selbst aus einer Familie mit Bestatter-Tradition kommt (sein Großvater war Tischler und Bestatter) ist bereits zum fünften Mal in Zweibrücken zur Grabsteinkontrolle. Dieses Jahr werde er wohl rund 2830 Grabsteine und Schrifttafeln auf dem Hauptfriedhof in Zweibrücken überprüfen. An den ersten beiden Tagen war die Quote der Grabmale in Zweibrücken, die lose sind und damit nicht den Richtlinien entsprechen, sehr gering. „Von den bisher kontrollierten Grabmalen konnten lediglich 0,5 Prozent der Überprüfung nicht standhalten“, berichtet er.

Bei seinen ersten Kontrollen vor vier Jahren betrug die Durchfallquote für ganz Zweibrücken noch rund zehn Prozent. Eine Entwicklung, die sich vor allem mit regelmäßigen Kontrollen erklären lässt, denn Qualität bei der Steinmetze-Arbeit setze sich auf Dauer durch, sagt Köster. Die höchste Quote loser Grabsteine hatte er übrigens in Sachsen-Anhalt. Schmunzelnd berichtet er: „Damals waren 62 Prozent der Grabsteine lose. Allerdings hatte die zuständige Steinmetzfirma schlecht gearbeitet und so kam es zu diesen technischen Fehlern beim Bau.“

Wie genau läuft die Überprüfung eines Grabsteins ab? Gesetzlich vorgeschrieben ist eine „Bruchlast“ von 750 Newton. Das heißt, dass Grabsteine ab einer Höhe von mindestens 70 Zentimetern diesem Prüfdruck standhalten müssen. Seit dem 1. Oktober 2017 beträgt die Regelprüflast, mit der kontrolliert wird, 300 Newton. In einer Höhe von maximal 1,20 Meter drückt Torsten Köster mit einem Metallstab gegen den Grabstein, ein Messgerät zeigt ihm den Druck an. Dabei arbeitet Köster mit dem von ihm mitentwickelten Kraftmessgerät „KMG5“.

Während Anfang der 2000er Jahre mechanisch gemessen werden musste, läuft die Messung heute über eine drahtlose Verbindung von „Handheldcomputer“ und Auslesegerät. Die digital erfassten Messdaten werden auf einen Computer eingespielt und mit dem Programm „Hades“, das die Dokumentation erstellt und in Form bringt, bearbeitet. Auf diese Weise sind die Daten jederzeit abrufbar und die Überprüfungen werden transparenter.

Wenn sich ein Grabstein als lose erweist, markiert Torsten Köster diesen mit einem entsprechenden Aufkleber. Anschließend informiert die Friedhofsverwaltung die Nutzungsberechtigten, die für die Verkehrssicherheit ihrer Grabsteine haften. Manchmal gleiche der Friedhof in solchen Situationen einem „Minenfeld“ sagt Köster. Er habe schon erlebt, dass Betroffene den Aufkleber einfach ans Nachbargrab heften, um selbst Kosten zu sparen.

Bei seiner Arbeit bemerkt auch der 61-Jährige die Tendenz, auf aufwendige Gräber und Grabsteine beziehungsweise Schrifttafeln zu verzichten. Die veränderte Friedhofskultur sei für ihn aber ein „zweischneidiges Schwert“. Einerseits wollten die Leute pflegeleichte Gräber ohne viel Schnickschnack, andererseits bemerke er insbesondere auf den anonymen Gräbern viel Blumenschmuck. Das Bedürfnis nach einer Grabkultur bestehe also weiter. Die Frage laute also, wie man Friedhöfe wieder greifbarer machen kann. Doch wozu brauchen wir sie überhaupt? „Trauerarbeit“, ist sich Köster sicher. „Viele Leute haben Angst vor Friedhöfen, fühlen sich unwohl und unbeholfen. Dabei sind Friedhöfe für die Lebenden und nicht für die Toten. Man sollte Friedhöfen wieder einen Erholungswert geben.“ Vorreiter in dieser Hinsicht ist für ihn der Karlsruher Hauptfriedhof. Dort gibt es zum Beispiel den „Lebensgarten“, einen symbolischen Trauerweg, der Hinterbliebenen Trost spenden soll. Für Kinder, die ein Familienmitglied verloren haben, hat man das Projekt „Kinderwelten“ initiiert. Auf den ersten Blick einem Spielplatz ähnelnd, will man den Kindern so den Tod begreiflicher machen und Hilfestellung bei der Trauerbewältigung leisten.

2010 haben Torsten Köster und einige andere eine Weiterbildungsveranstaltung für Friedhofsverwalter ins Leben gerufen, den „Friedhofsverwaltungstag“. Dabei gibt es zum Beispiel Vorträge von Sachverständigen zu Themen wie der Sanierung von Friedhöfen aber auch zum Thema „Marketing für Friedhöfe“. Denn, so Köster, „der Tod und der Umgang mit ihm sind in unsere Gesellschaft leider immer noch Tabuthemen“.

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