Ziel soll mehr Sicherheit sein Verschärfte Regeln für Fahranfänger

Zweibrücken · Auf Fahranfänger in Deutschland kommen Verschärfungen zu. Die Verkehrsminister der Länder planen eine „umfassende Reform“, um mit Blick auf junge Autofahrer für mehr Sicherheit zu sorgen. Wir haben dazu mit Fahrlehrer Markus Glutting gesprochen.

 Markus Glutting, Inhaber der Fahrschule Hahn und Fochs in Zweibrücken.

Markus Glutting, Inhaber der Fahrschule Hahn und Fochs in Zweibrücken.

Foto: Elisabeth Heil

Wer den Führerschein frisch in der Tasche hat, muss sich womöglich schon bald auf härtere Regeln einstellen. Es ist im Gespräch, die Probezeit für Fahranfänger von zwei auf drei Jahre zu verlängern. Angesichts des erhöhten Unfallrisikos bei jungen Menschen halten die Verkehrsministerinnen und -minister der Länder diesen Schritt für den richtigen Weg, für mehr Sicherheit zu sorgen. Eine Verkürzung um ein Jahr soll allerdings möglich sein, wenn man etwa vier Monate nach der Führerscheinprüfung freiwillig zwei sogenannte „Feedbackfahrten“ à 90 Minuten absolviert. Auch spezielle Fahrsicherheitstrainings könnten eine Option sein, so der Tenor der Verkehrsministerkonferenz im Dezember. Bis zum Frühjahr soll eine neue Bund-Länder-Arbeitsgruppe die Reform konkret umsetzen.

Notwendig könnte die Reform auch deshalb werden, weil die Ampelkoalition das begleitete Fahren mit 16 Jahren ermöglichen will. „Um Jugendliche schon frühzeitig für die Gefahren im Straßenverkehr zu schulen“, heißt es im Ampel-Koalitionsvertrag. Grund für die Verschärfung sei nach Auffassung der Minister der Umstand, dass trotz der Einführung des „Begleiteten Fahrens“ ab 17 und eines absoluten Alkoholverbotes für Fahranfängerinnen und -anfänger beim Sicherheitsniveau immer noch ein nicht unerheblicher Unterschied bestünde. Fahranfänger seien weiterhin überproportional am Unfallgeschehen beteiligt, heißt es in der Begründung. Die Zahlen geben ihnen recht. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes verunglückten 2019 in Deutschland insgesamt 59 747 junge Männer und Frauen zwischen 18 und 24 Jahren im Straßenverkehr, 363 junge Erwachsene wurden getötet. Damit entfielen 15,5 Prozent aller Verletzten und 11,9 Prozent aller Getöteten im Straßenverkehr auf diese Altersgruppe – obwohl sie nur 7,6 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen. Markus Glutting, Inhaber der Fahrschuhe Hahn und Fochs in Zweibrücken, erinnert sich noch an die Einführung des begleiteten Fahrens 2007. „Ich weiß noch, wie ich mir die Frage stellte, ob junge Menschen in dem Alter überhaupt schon die Reife haben“, erzählt Glutting. „Aus meiner anfänglichen Skepsis ist inzwischen aber eine tiefe Überzeugung geworden, dass genau das der richtige Weg ist. Und die Unfallstatistiken belegen es ja auch“, fügt er hinzu. Mit einer weiteren Herabsetzung des Alters auf 16 Jahre kann sich der Fahrlehrer aber noch nicht so ganz anfreunden. „Da bin ich skeptisch, ganz ehrlich. Man muss ja auch bedenken, dass die Fahrschüler sogar erst 15 sind, wenn sie in die Fahrschule kommen. Das ist verdammt jung.“ Viele seiner Fahrschüler für den B-Klasse-Führerschein (50ccm) haben dieses Alter. Er weiß also, wovon er spricht. Dennoch könne er der Regelung auch etwas Positives abgewinnen: „Mit der Begleitperson ein Jahr länger zu fahren ist natürlich auch ein Vorteil“, so Glutting.

Sollte es zu der Neuregelung kommen, würde das natürlich einen deutlichen Mehraufwand für die Fahrschulen bedeuten. „Zumindest am Anfang, wenn wir zwei Jahrgänge in der Ausbildung haben“, erklärt Markus Glutting. Bislang nutzen gut 80 Prozent seiner Fahranfänger das Begleitende Fahren mit 17.

Auf die Einführung freiwilliger Fahrsicherheitstrainings ist die Fahrschule bereits gut vorbereitet. „Diese Trainings wollen wir anbieten und stehen auch schon in den Startlöchern. Für Motorräder machen wir das übrigens schon länger, immer im Frühjahr auf dem Zweibrücker Flugplatzgelände, wo auch unsere Bikes in einem früheren Munitionsbunker untergestellt sind“, verrät der Fahrlehrer.

Und wie sieht es mit der Probezeit aus, die nach Auffassung der Verkehrsminister verlängert werden soll? „Das ist meiner Meinung nach nicht notwendig“, findet er. „Hier gibt es bereits wirksame Mittel wie die Nachschulung, die durchaus ihren Zweck erfüllt und in der wir den Fahranfängern Wege aufzeigen, wie es ihnen gelingen kann, nicht mehr auffällig zu werden. Hinzu kommt, dass sich bei auffällig gewordenen Fahranfängern die Probezeit ohnehin schon verlängert. Notorischen Rasern mit einer unsozialen Einstellung zum Straßenverkehr ist in den meisten Fällen ohnehin nicht zu helfen. Sie tun es trotzdem. Da bewirkt eine längere Probezeit sicher auch nichts“, ist der Fahrlehrer überzeugt.

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