Canadaschule bietet Graffiti-AG mit Peter Schaumburger an „Das ist so bereichernd!“

Zweibrücken · Die Canadaschule bietet ihren Schülern in rund 30 AGs zahlreiche Möglichkeiten, Neues zu entdecken und sich selbst zu erproben. Die faszinierenden Kunstwerke der Graffiti-AG unter Leitung des Zweibrücker Sprüh-Künstlers Peter Schaumburger rufen regelrecht danach, öffentlich gezeigt zu werden.

 Peter Schaumburger platziert die Schablone für Yasmin Hell und Alisha Säger (v.r.).

Peter Schaumburger platziert die Schablone für Yasmin Hell und Alisha Säger (v.r.).

Foto: Cordula von Waldow

In der Werkstatt der Canadaschule herrscht emsige Geschäftigkeit. Voll konzentriert sind die sieben Schülerinnen und Schüler zwischen zwölf und 16 Jahren der Graffiti-AG damit beschäftigt, Schablonen für ihr nächstes Kunstwerk zu erstellen.

Mit scharfen Tapetenmessern gilt es, Mickeymaus-Köpfe so auszuschneiden, dass durch Zwischenräume in der Schablone eine Kontur entsteht, die später mit buntem Spray auf der Fläche sichtbar wird. Die Idee dazu hatte Jakob Reichmann. „Ich liebe Walt Disney und ich finde toll, dass man hier was ausprobieren kann“, sagt der Schüler. Peter Schaumburger lieferte die passende Vorlage.

Seit einigen Jahren betreut der stadtbekannte Zweibrücker Graffiti-Künstler die AG an der Canadaschule. Einige der Schüler kannten ihn bereits vom JUZ her und wünschten sich eine Sprayer-AG mit ihm.

Einmal in der Woche wird gut zwei Stunden lang ausgeschnitten, gesprüht, geplant und gestaltet. Ganz begeistert und sichtlich stolz auf die jungen Künstlerinnen und Künstler, zeigt er ein Bild mit farbigen Kreisen. Als Schablone dienen hier gereinigte, an beiden Seiten fein säuberlich frei geschnittene Tomatendosen-Röhren. Beim Sprühen hatte der 61-Jährige den Kindern gezeigt, wie sie einer Kugel einen dreidimensionalen Effekt verleihen: „Man sprüht Weiß in eine Ecke.“ Durch nach unten verlaufende, bunte Farbe, wirkt das Bild, als ob farbige Luftballons schweben.

Alisha Säger und Yasmin Hell haben nicht nur ihren Mickeymaus-Kopf fertig, sondern auch den deutlich anspruchsvolleren Leopardenkopf mit seinen ganz unterschiedlich geformten Flecken und einer Herznase.

Peter Schaumburger hält die Schablone auf das feste Zeichenpapier an der Pinwand, während die Mädchen abwechselnd sprühen. „Vorher gut schütteln“, erinnert er. Als Basis wählen die Mädchen schwarz auf weiß. Doch dann verschiebt der Dozent die Schablone ein klein wenig und leitet sie an, sporadisch bestimmte Stellen mit goldgelb nachzusprühen. Wow! Auch hier entsteht ein dreidimensionaler Effekt und ein Bild mit enormer Leuchtkraft. Stolz signieren die beiden Künstlerinnen ihr gelungenes Werk.

Ganz anders wirkt das Werk von Lea Schaf. Die in Lila und Rosa gekleidete Schülerin hat hier ebenfalls ihre Lieblingsfarben verwendet. Einen besonderen Kontrast gibt ein Akzent in hellem Türkis. Yasmin Hell zeigt ein weiteres Bild: bunte Schmetterlinge, die auf grafischen Mustern fliegen.

Seit Schuljahresbeginn haben die Schüler bereits viel über Schneide- und Spray-Technik, über wirkungsvolle Farbzusammenstellung und spannende Bildkompositionen gelernt. Peter Schaumburger, assistiert von Jeannette Sonntag, freut sich über die Unbefangenheit, die große Kreativität und den Ehrgeiz der Gruppe.

Mindestens so anspruchsvoll wie der Leopardenkopf, erscheint auch die Eule. Die Inspiration kam von Andreas. Er bestätigt: „Ich wollte mal etwas Schwierigeres machen.“ Und die Gruppe zog begeistert mit. Superstolz auf seine Künstler ist auch Fabian Faß. Der Leiter der Förderschule sagt: „Ich finde das sensationell, was die Schüler an Werken hergestellt haben.“ Zumal dieses Schuljahr ja noch nicht so superlang sei. „Graffiti ist was Cooles!“, schwärmt er und freut sich über die ganz eigene Kreativität, welche die Schüler entwickeln. Bewundernswert findet er das Durchhaltevermögen, die Zielstrebigkeit, wie akkurat sie arbeiten und mit welchem Spaß sie ihre selbst gesetzten Ziele erreichen. Die geschenkten Bilder erhalten in seinem Büro einen Ehrenplatz an der Wand. „Das ist so bereichernd!“ Wenn wieder Schulveranstaltungen möglich sind, soll es eine Graffiti-Ausstellung geben. Wobei sich der Schulleiter sogar eine Ausstellung im öffentlichen Raum gut vorstellen kann. Erste Flächen im Außenbreich der Schule habe die Gruppe bereits verschönert und weitere Wände für „Kunst am Bau“ seien im Gespräch, um das Einheitsgrau farbenfroh zu gestalten.

Fast 30 AG‘s bietet die Canadschule ihren rund 80 Schülern an. Dazu gehören Backen und Kochen, Turnen, Basteln, Fußball, Reiten, Tanzen oder Skaten ebenso wie eine Fahrrad-AG, die auch Räder selbst reparieren und überarbeiten kann. Zu den nachhaltigen Angeboten gehören beispielsweise die Erste-Hilfe-AG, die Umwelt-AG, die Wald-AG oder die Bauernhof-AG. Außerdem engagiert sich eine Gruppe regelmäßig auf einem Gnadenhof in Walshausen.

 Ausdrucksstarke Kunstwerke der Graffiti-AG rufen nach einer Ausstellung.

Ausdrucksstarke Kunstwerke der Graffiti-AG rufen nach einer Ausstellung.

Foto: Cordula von Waldow

Fabian Faß erklärt: „Das zeigt, was für Potenzial in den Kindern steckt.“ Über das breit gefächerte AG-Angebot mit Feldern, zu denen sie sonst keinen Zugang hätten, haben sich bereits Ideen für Praktika und Berufswünsche aufgetan.

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