IG-Metall-Warnstreiks in Zweibrücken und Saarpfalz „Das ist ein Schlag ins Gesicht für alle Kolleginnen und Kollegen“

Zweibrücken · Warnstreik bei John Deere und Pallmann: Empörung über Angebot der Arbeitgeber.

„Wir wollen ein Stück vom Kuchen, nicht nur die Krümel!!!“, forderten die vor John Deere Warnstreikenden.

„Wir wollen ein Stück vom Kuchen, nicht nur die Krümel!!!“, forderten die vor John Deere Warnstreikenden.

Foto: Rainer Ulm

Um Punkt zwölf Uhr heulte vor dem Haupteingang von John Deere eine handbetriebene Kurbelsirene, leuchtete eine rote Bengalfackel auf. Zuvor hatten mehrere Beschäftigte des Landmaschinenherstellers an der Homburger Straße mit IG-Metall-Fahnen und Transparenten Aufstellung genommen. Ein ähnliches Bild am Werktor des Zerkleinerungsmaschinen-Herstellers Pallmann in der Wolfslochstraße: Auch hier flatterten ab Mittag IG-Metall-Fahnen, verließen die Beschäftigten das Werk an der Wolfslochstraße. Warnstreik!

Der Anlass: Die seit dem 12. September laufenden Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie sind ins Stocken geraten. Während die IG Metall ihre Forderung bereits am 11. Juli beschlossen hatte, nämlich acht Prozent mehr Geld, hätten die Arbeitgeber nach Ansicht der Industriegewerkschaft sechs Wochen und über 22 Verhandlungstermine lang „auf Zeit gespielt – und keinerlei Angebote gemacht“. Erst kurz vor Ablauf der „Friedenspflicht“ am 28. Oktober hätten sie in der dritten Verhandlungsrunde eine steuer- und abgabenfreie „Inflationsausgleichsprämie“ in Höhe von 3000 Euro vorgeschlagen, „die für die unfassbare Laufzeit von 30 Monaten reichen soll“. IG-Metall-Chef Jörg Hofmann hatte daraufhin die auf den ersten Blick großzügige 3000-Euro-Offerte der Arbeitgeber als „Scheinriese“ bezeichnet. Denn es mache einen großen Unterschied, ob eine Lohnerhöhung für zwölf Monate gelte – und dann wieder über weitere Erhöhungen verhandelt werden könne – oder, wie von den Arbeitgebern zur Bedingung gemacht, für 30 Monate Laufzeit. Ganz zu schweigen von ihren Gegenforderungen wie die Kürzung des Weihnachtsgelds. Die angebotene Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro – auf 30 Monate mit umgerechnet 100 Euro mehr im Monat – fällt aus Sicht der IG Metall „viel zu mager“ aus, wie es hieß.

„Wir wollen acht Prozent mehr Tariflohn“

„Das ist ein Schlag ins Gesicht für alle Kolleginnen und Kollegen“, machte am Freitag Marc Möller seinem Ärger Luft. Der John-Deere-Betriebsrat, der rund 1200 Beschäftigte am Standort Zweibrücken vertritt, bekräftigte: „Wir wollen acht Prozent mehr Tariflohn für zwölf Monate!“ Das sei dringend geboten. Schließlich habe es 2018 die letzte Tariflohnerhöhung gegeben, rechnete der 31-Jährige vor, der nach eigenen Angaben bei dem Landmaschinenbauer einst zum Konstruktionsmechaniker ausgebildet worden war. „John Deere macht einen Rekordgewinn nach dem anderen.“ Davon sollten auch die Beschäftigten profitieren, zeigte er sich überzeugt. Um dieser Forderung im Vorfeld der vierten Verhandlungsrunde Nachdruck zu verleihen, hätten seine Kolleginnen und Kollegen um zwölf Uhr die Arbeit niedergelegt: „Alle Schichten machen heute eine Stunde früher Schluss.“

Fortsetzung folgt

Und das soll nicht die letzte Aktion gewesen sein: Laut IG Metall soll bei John Deere auch an diesem Samstag gewarnstreikt werden.

Mehr noch: „Wenn die Verbände nicht bereit sind, ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen, werden wir in unseren Betrieben auch zu 24-Stunden-Warnstreiks oder nach der Urabstimmung zu unbefristeten Streiks aufrufen“, drohte am Freitag Peter Vollmar, der Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Homburg-Saarpfalz, per Pressemitteilung.

Warnstreiks auch in Homburg, Blieskastel und Limbach

Seinen Angaben zufolge waren am Freitag in der Region 8000 Beschäftigte „auf allen Schichten“ dem IG-Metall-Aufruf zum Warnstreik gefolgt – neben denen der beiden Zweibrücker Unternehmen auch bei Bosch Rexroth, Robert Bosch, Thyssenkrupp und Schaeffler in Homburg, bei Hager Electro in Blieskastel sowie beim Casar-Drahtseilwerk in Limbach.

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