Vorlese-Wettbewerb Nonnen, Träumer und ausrastende Frauen

Zweibrücken · Acht Teilnehmer boten beim Vorlesewettbewerb für Erwachsene einen kurzweiligen Abend in der Bibliothek an der Zweibrücker Hochschule.

 Die Teilnehmer des Vorlesewettbewerbs mit den Leiterinnen der drei Zweibrücker Bibliotheken.

Die Teilnehmer des Vorlesewettbewerbs mit den Leiterinnen der drei Zweibrücker Bibliotheken.

Foto: Susanne Lilischkis

Zum vierten Mal fand am Mittwoch der Vorlesewettbewerb der Zweibrücker Bibliotheken statt. Wie immer war die Veranstaltung nicht als Wettkampf gedacht, vielmehr stand die Freude am Lesen und am Vermitteln der Lieblingslektüre im Vordergrund.

In einer Zeit, in der elektronische Medien das Alltagsleben dominieren, wollen die Bibliotheken die Freude am Buch wach halten - was ihnen mit dieser Veranstaltung gelungen ist. „Jedes Buch ist Forschung, wir erforschen eine neue Welt“, sagte Professor Karl-Herbert Schäfer, Vizepräsident der Hochschule, zur Begrüßung.

Beim Lesen machte die pfälzische Schriftstellerin Barbara Franke den Anfang, die sich den Autor Eugen Roth ausgesucht hatte. Die humorvollen Gedichte handelten vom Bücherausmisten, von Bekannten, deren Namen einem entfallen ist und von der seltsamen Krankheit „Letteritis“. Martina Wesselhöft griff in ihrem Beitrag „Ist mein Hintern wirklich so dick?“ aus dem „Tagebuch einer empfindsamen Frau“ von Arabella Weir ein bekanntes Frauenthema auf. Für die Romanfigur stand unter anderem die Frage im Raum: Bin ich verrückt genug fürs Irrenhaus? Ausländische Speisekarten und die Wort-Verwirrungen, die sich darin finden lassen, hatten es Simone Holt angetan, die sich Axel Hackes „Oberst von Huhn bittet zu Tisch“ ausgesucht hatte. Simone Holt arbeitet mit Kindern, die Leseschwächen haben, was an ihrer gut akzentuierten Aussprache deutlich wurde. Auch Ulrike Emrich ist kein Neuling beim Vortragen. Sie unterhält eine Vorleserunde im Altenheim und dort kommt das Buch „Werter Nachwuchs“ von Christiane Nöstlinger genauso gut an, wie beim Wettbewerb. Josef Reich, vielen bekannt als Schauspieler von Jacks Bier Ensemble, trug aus seinem eigenen Buch vor. „s`Brunzhaißje“ handelt von seinen Jugenderinnerungen in Stambach. Thema seines Vortrages war eine „aus der Kutte gesprungene Nonne“ und welchen Eindruck sie auf den kleinen Josef machte.

Bibliotheks-Azubi Peter Stenger wandte sich ernsten Themen zu mit Fjodor Dostojewskijs „Weiße Nächte“. Mit leiser, empfindsamer Stimme interpretierte er einen Dialog zwischen den beiden Hauptpersonen, der in der Frage endete, was es bedeutet, ein Träumer zu sein. Meike Schweitzer, die in einem Altenheim arbeitet und gerne einmal als Clown auftreten würde, gab dem Publikum in ihrem Text von Trixi von Bülow Ratschläge, wie man ausrasten kann.

Andrej Winterholler schließlich wählte ein selbst geschriebenes Gedicht. Sein „Reimexperiment“, im Stehen vorgetragen, in Teilen gesungen und mit viel Gestik untermalt, hätte auch gut in einen Poetry-Slam gepasst. Dem Publikum gefiel der Beitrag und es honorierte den Hochschulangestellten mit dem ersten Preis für die beste Vorleseleistung. Platz zwei erreichte Josef Reichs humorvoller Vortrag. Den Ausflug in die Hochliteratur von Peter Stenger honorierte das Publikum mit dem dritten Platz. Untermalt wurde die kurzweilige Veranstaltung von Margret Andres an der Harfe. Sie zeigte den Besuchern mit einer interessanten Auswahl von Stücken, wie wandelbar ihr Instrument sein kann. „Es ist schön, dass es noch Erwachsene gibt, die vorlesen“, sagte Marion Straßer, Leiterin der Hochschulbibliotheken, in ihrer Einführungsrede. Dieser Abend gab ihr recht.

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