Wildvogelhilfe wünscht Schilder an Allee Finger weg von Ästlingen in der Allee!

Zweibrücken · Die Wildvogelhilfe sieht sich mit dutzendfachen Anfragen zum Krähen-Nachwuchs in der Zweibrücker Allee konfrontiert. Viele besorgte Menschen wollen Ästlingen am Boden helfen. Doch die Tierschützer-Organisation bittet eindringlich, ebenso wie der UBZ und Patrick Lang (FWG): Vögel erst mal in Ruhe lassen!

 Die Saatkrähen-Brut in der Platanen-Allee am Schwarzbach sorgt nicht nur wegen des Kots für Probleme.

Die Saatkrähen-Brut in der Platanen-Allee am Schwarzbach sorgt nicht nur wegen des Kots für Probleme.

Foto: Mathias Schneck

Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. Von daher sieht die Wildvogelhilfe in Zweibrücken die Notwendigkeit, einen Aufruf zu starten – gemeinsam mit dem UBZ und Stadtratsmitglied Patrick Lang (FWG).

Laut Vanessa Carstens aus Dellfeld, die gemeinsam mit ihrem Mann Sven die Wildvogelhilfe Zweibrücken leitet, gibt es nämlich eine nicht unerhebliche Zahl ehrlich besorgter Bürger, die beim Flanieren in der Allee auf Krähen-Nachwuchs am Boden stoßen. Die Tiere wirken dort ein wenig hilflos, die Passanten jammert es – und sie nehmen, davon ausgehend, dass die Vögel dringend Hilfe brauchen, diese mit.

Das allerdings ist zumeist keine gute Idee, warnt Vanessa Carstens im Gespräch mit dem Pfälzischen Merkur. Denn in den seltensten Fällen seien die jungen Krähen – in der Fachsprache werden diese noch nicht flügge gewordenen, aber nicht mehr im Nest hockenden Tiere „Ästlinge“ genannt – wirklich hilflos.

„Die Tiere können noch nicht fliegen; sie sitzen auf einem Ast und fallen plötzlich runter auf den Boden. Die meisten überstehen das ohne Verletzungen. Wenn sie dann auf dem Boden herumsitzen, meinen manche Spaziergänger, sofort eingreifen zu müssen. Aber dieses Verhalten ist falsch. Es kann ein wenig dauern, vielleicht sogar zwei, drei Stunden – aber dann kommen die Elterntiere und helfen ihrem Nachwuchs“, erläutert Vogel-Expertin Carstens.

Der Nachwuchs solle selbständig werden, Mama und Papa Saatkrähe fühlten sich nicht sofort bemüßigt, dem kleinen Krächzer beizustehen. Womöglich sind die Elterntiere in dem Moment, in dem das Jungtier vom Ast purzelt auch gar nicht da, etwa, weil sie auf der Mülldeponie in Mörsbach oder im nahegelegenen Rosengarten nach Futter suchen.

Aber irgendwann merken sie, dass der Nachwuchs auf Abwege geraten ist und das Tier ist auch rasch gefunden und versorgt.

Carstens Empfehlung lautet daher: „Erst einmal nichts machen! Ist sich ein Passant unsicher, kann er gerne ein Foto machen oder ein kurzes Video drehen und mir das per WhatsApp auf mein Handy schicken, die Telefonnummer lautet: (01 57) 53 99 43 84.“

Carstens sagt, da sie in Dellfeld wohne und neben einer Vielzahl von Vögeln, die sie betreut, auch noch einen Mann und zwei Kinder hat, könne sie nicht jederzeit gleich nach Zweibrücken kommen. Sie komme selbstredend gerne, wenn wirklich ein kritischer Fall vorliegt.

Wobei die Wildvogelhilfe-Chefin sich natürlich freut, dass so viele Menschen ehrliche Besorgnis zeigen. „Ich bekomme immer wieder Anrufe. Letztens waren es einem Tag 20 Anrufe wegen Ästlingen“, berichtet Carstens. Aber es gelte halt die alte Erfahrung: Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht.

Es gebe regelmäßig Passanten, die aus Kummer über die vorgefundene Situation den Ästling erstmal mit nach Hause nehmen. „Wenn Sie ein solches Tier für einen Tag bei sich hatten, ist die Chance sehr gering, dass es, wenn es in der Allee ausgesetzt werden soll, von den Elterntieren wieder angenommen wird“, warnt Carstens.

Sie selbst habe in dieser Saison bereits acht junge Vögel aus Zweibrücken unter ihre Fittiche aufgenommen, fünf davon seien Ästlinge gewesen, drei davon noch sehr klein. Ein Tier sei eingegangen, die anderen sieben, die verletzte Flügel oder Beine davontrugen, hätten es überlebt.

Carstens Appell, nicht sofort einen Ästling am Boden aufzuheben und mitzunehmen, wird auch vom UBZ und Stadtratsmitglied Patrick Lang (FWG) unterstützt.

Der UBZ (Umwelt- und Servicebetrieb Zweibrücken), dessen Baumpflege-Trupp die Platanen in der Allee versorgt und schneidet, kennt die Situation vor Ort genau und pflichtet bei: „Am Boden sitzende Jungvögel brauchen in der Regel nur etwas Ruhe während der ersten Flugversuche. Ihre Eltern kümmern sich auch um sie, wenn man die Vögel nur in Ruhe lässt.“

Und Patrick Lang (FWG), der dieser Tage bereits im Merkur einen Vorstoß unternommen hatte, wie die Stadt in der Platanen-Allee durch entsprechende Zurückschneidung einer halben Allee-Reihe der ausufernden Krähen-Population Herr werden könnte (wir berichteten) appelliert an die Bürger, nicht aus falsch verstandener Hilfsbereitschaft den Vögeln letzten Endes einen Bärendienst zu erweisen.

Eine große Bitte hat Vogel-Expertin Carstens an den UBZ: „Es wäre ganz toll, wenn man an den jeweiligen Enden der Allee Schilder aufstellen könnte, wie sich Bürger hinsichtlich der Ästlinge verhalten sollten.“

Patrick Lang unterstützt diesen Wunsch und ist sich sicher: „Damit könnte man gut gemeinte aber oft falsche Hilfe verhindern.“

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