Zweibrücken tritt Verein bei Ja zu Stipendium für Medizinstudenten

Zweibrücken · Der Stadtrat wünscht, dass Zweibrücken dem zu gründenden „Ärzte für die Westpfalz“ beitritt. Medizinstudenten sollen ein Stipendium erhalten und sich dafür drei Jahre an die Westpfalz binden.

 Künstliche Skelette stehen in einem anatomischen Institut. Die Stadt Zweibrücken wird sich einem Verein anschließen, der Medizinstudenten fördert. Als Gegenleistung binden sich diese für mindestens drei Jahre an die Westpfalz. Der Stadtrat stimmte bei nur einer Gegenstimme für dieses Stipendiaten-Programm, das die Mitglieder des Vereins pro Stipendiat in der Gesamtsumme 7500 Euro pro Semester kosten wird.

Künstliche Skelette stehen in einem anatomischen Institut. Die Stadt Zweibrücken wird sich einem Verein anschließen, der Medizinstudenten fördert. Als Gegenleistung binden sich diese für mindestens drei Jahre an die Westpfalz. Der Stadtrat stimmte bei nur einer Gegenstimme für dieses Stipendiaten-Programm, das die Mitglieder des Vereins pro Stipendiat in der Gesamtsumme 7500 Euro pro Semester kosten wird.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Fachkräftemangel herrscht in der Westpfalz allerorten. Es fehlt beispielsweise an Handwerkern, an Bäckern, Bauarbeitern – und auch an Ärzten. Letztere standen am Mittwochabend im Blickfeld des Stadtrates. Das Gremium hatte im Rathaus darüber zu entscheiden, ob die Stadt Zweibrücken dem zu gründenden Verein „Ärzte in der Westpfalz“ beitritt. Dessen Ziel ist es, Nachwuchsärzte für die Region zu gewinnen (wir berichteten).

Der Stadtrat votierte am Ende einer lebhaften Diskussion bei nur einer Gegenstimme (Anne Bauer, SPD), dafür, dass die Stadt dem Verein beitritt. Der muss sich erst noch konstituieren. Angehören sollen ihm neben Zweibrücken die Städte Pirmasens und Kaiserslautern, sowie die Landkreise Südwestpfalz, Kusel, Kaiserslautern, Bad Kreuznach und Donnersbergkreis. Diese Kommunen wollen gemeinsam mit der Zukunftsregion Westpfalz und dem Westpfalz-Klinikum in Kaiserslautern den gemeinnützigen Verein „Studieren in Europa – Ärzte für die Westpfalz“ gründen.

Ab dem Wintersemester 2023/2024 sollen bis zu 16 junge Menschen, die Medizin studieren wollen, mit einem Stipendium gefördert werden. Jeder Student soll pro Semester 7500 Euro Förderung erhalten (wie die am Verein beteiligten Partner diese Summe aufteilen werden, muss der zu gründende Verein im Detail noch festlegen); das Studium wird in Pécs in Ungarn absolviert. Vorteil: Hier gilt nicht der in Deutschland angewandte strenge Numerus Clausus, auch wird kein Aufnahmetest durchgeführt.

Die Räte machten in der Sitzung deutlich, dass sie das Anliegen wichtig finden und die Gründung des Vereins begrüßen. Denn ohne Frage bestehe gerade in der Westpfalz eine Überalterung bei den Hausärzten. In Zweibrücken, Pirmasens und dem Landkreis Südwestpfalz sind 20 Prozent der Hausärzte 55 bis 59 Jahre alt, 38 Prozent sind 60 bis 69 Jahre alt und 14 Prozent gar über 70.

Oberbürgermeister Marold Wosnitza (SPD) und Bürgermeister Christian Gauf (CDU) machten dem Stadtrat deutlich, dass die Westpfalz von vielen Nachwuchs-Ärzten als wenig attraktiv angesehen werde, es brauche ein Lockmittel, um Ärzte zumindest für eine gewisse Zeit zu binden.

Das Stipendium soll dies ermöglichen. Der Student muss für die 7500 Euro, die er pro Semester von dem Verein künftig erhält, nämlich (neben der Anforderung, gewissenhaft zu studieren) eine Verpflichtung eingehen: Der Stipendiat bindet sich drei Jahre an die Westpfalz. Die drei Jahre gelten inklusive der Praktika und dem Beginn der Tätigkeit als Hausarzt.

Das Zweibrücker Rathaus erhofft sich von dem Programm, „nicht noch tiefer in eine Notsituation der ärztlichen Versorgung“ zu geraten, wie es in den Sitzungsunterlagen heißt. Auf die Universität in Ungarn sei man gekommen, weil das Westpfalz-Klinikum in Kaiserslautern (das dem Verein „Ärzte in der Westpfalz“ angehören wird) bereits seit 2014 eine Kooperation mit Pécs hat; Studenten dieser Universität absolvieren ihr Praktisches Jahr in der Kaiserslauterer Klinik. An diese Kooperation schließt das geplante Stipendium an.

Pascal Dahler (CDU) sagte in der Diskussion vor der Abstimmung, dass der von der Verwaltung vorgestellte Plan „eine kreative Strategie im Kampf gegen den Ärztemangel“ sei. Es sei aber „traurig“, dass die Rosenstadt und die Region nun anpacken müssten bei Fragen, die zuvörderst der Landesregierung in Mainz oblägen. Das dortige Gesundheitsministerium mache seine Hausaufgaben nicht vernünftig.

Stéphane Moulin (SPD) konterte: „Im ersten Teil stimme ich mit Herrn Dahler überein.“ Die Strategie sei gut. Dass die CDU aber meine, sich wieder an der Ampel-Regierung in Mainz abarbeiten zu müssen, sei „klar“.

Moulin rechnete vor: Bei den angedachten 16 Stipendiaten und einer Regelstudienzeit von zwölf Semestern wären das in der Gesamtsumme fast 1,5 Millionen Euro an Fördersumme. Das Programm werde doch sicherlich Schritt für Schritt abgerufen, nicht alle 16 Stipendien auf einmal vergeben? Wosnitza sagte, er gehe von einem solchen kontinuierlichen Aufbau des Programms aus.

Ulrich Schüler (FDP) und Norbert Pohlmann (Grüne) zeigten ihr Bedauern, dass die Westpfalz ein derart ungutes Image habe und kaum Nachwuchs-Ärzte ohne finanzielle Anreize anlocken könne; es sei durchaus Aufgabe der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), das Problem des Ärztemangels anzugehen.

Anne Bauer (SPD) wunderte sich, dass das Westpfalz-Klinikum in Kaiserslautern in das Stipendiaten-Programm eingebunden werde – und nicht die Universitäten in Mainz und Homburg. „Gibt es dort nicht genug Studienplätze?“, fragte sie.

Walter Rimbrecht (SPD) pflichtete bei: „Die meisten Ärzte, die ich kenne, haben in Homburg studiert.“ Er wisse auch von Fällen, in denen Studenten, um dem scharfen Numerus Clausus in Deutschland auszuweichen, nach Ungarn gegangen seien. Das seien Kinder „aus solventen Elternhäusern“, so Rimbrecht.

Es wurde noch die Frage in den Raum gestellt, was geschehe, wenn ein Stipendiat die Fördergelder einstreiche und nach seinem Studium von der Verpflichtung, in der Westpfalz für drei Jahre tätig zu sein, nichts mehr wissen wolle. Dann werde doch sicher das Geld zurückverlangt? Die Verwaltung signalisierte, dass sie von einer solchen Maßnahme ausgehe im Fall der Fälle.

Bei einer Gegenstimme von Anne Bauer sagte der Stadtrat Ja zu dem Stipendiaten-Programm. Damit begrüßt der Stadtrat offiziell die Initiative der Körperschaften in „Ärzte für die Westpfalz“ und ermächtigt OB Wosnitza, die weiteren Schritte für die Gründung des Vereins zu gehen.

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