Sanierung soll Kranbauer in Zweibrücken und Lauf für Zukunft rüsten Tadano stellt Produktion komplett neu auf

Zweibrücken · Geschäftsführer Jens Ennen und Personalchef Frank Schättle im Merkur-Interview. Die beiden Manager kündigen mit Blick auf die geplante Arbeitsteilung mit dem Standort in Lauf an: „Wir schneiden den Kran in der Mitte durch.“

 Der Tadano-Standort an der Dinglerstraße in Zweibrücken. Zuletzt arbeiteten hier und im zweiten Werk Wallerscheid insgesamt 1558 Menschen, nach dem Ende der harten Sanierungen werden es laut Geschäftsführer Jens Ennen noch rund 1100 sein. 

Der Tadano-Standort an der Dinglerstraße in Zweibrücken. Zuletzt arbeiteten hier und im zweiten Werk Wallerscheid insgesamt 1558 Menschen, nach dem Ende der harten Sanierungen werden es laut Geschäftsführer Jens Ennen noch rund 1100 sein. 

Foto: Sebastian Dingler

Es klingt im ersten Moment kurios, was Tadano-Manager Jens Ennen für Zweibrücken ankündigt: „Wir schneiden den Kran in der Mitte durch.“ Ennen, Geschäftsführer von Tadanoin Zweibrücken und Lauf, macht deutlich, dass dieses symbolische Bild des Krans, der durchgeschnitten wird, eine Zäsur für die Produktion in der Rosenstadt bedeutet – und für die des Schwester-Unternehmens Tadano Faun in Lauf bei Nürnberg.

Für beide Standorte soll künftig eine klare Arbeitsteilung gelten. Der Kran werde organisatorisch in zwei Hälften geteilt. Der Unterwagen und das Fahrgestell werden in Lauf produziert, der Oberwagen in Zweibrücken, erklärt Ennen im Gespräch mit dem Pfälzischen Merkur.

„Diese Arbeitsteilung passt sehr gut – basierend auf der Historie, dass Faun in Lauf früher Schwerlast-Fahrzeuge herstellte, dort kam man erst spät zur Kranfertigung. Lauf hat sich eine hohe Expertise erarbeitet und die entsprechenden Fertigungseinrichtungen.“

In Zweibrücken werde künftig die andere Hälfte des Krans, der Oberwagen, hergestellt. „Auch die Endmontage wird in Zweibrücken stattfinden“, kündigt der Geschäftsführer an. „Die Erprobung“ der Krane werde Sache der beiden Rosenstadt-Standorte in der Dinglerstraße und auf dem Wallerscheid sein.

Und: Binnen der nächsten zwei bis drei Jahre soll in Zweibrücken auch die Auslieferung der Krane an die Kunden stattfinden – bislang teilen sich die Werke in Zweibrücken und in Lauf diese Tätigkeit. „Wir wollen eine Fokussierung“, sagt der Manager.

Die Losung laute: „Mehr Stückzahlen von einem Produkt, dafür weniger Umfang.“ Heißt: Die Beschäftigten sollen „eine bessere Konzentration“ erleben, „die Komplexität wird reduziert“. Ennen: „Die Mitarbeiter machen künftig öfter das Gleiche.“

Was sich der Geschäftsführer davon erwartet, den Kran in der Mitte durchzuschneiden, liegt auf der Hand: „eine Optimierung der Qualität“.

Neben der deutlich stärkeren Arbeitsaufteilung ist das Produkt-Portfolio für Ennen eine der wichtigsten Stellschrauben. Es gehe darum, gemeinsam mit Lauf an diesem Portfolio zu arbeiten – und Doppelstrukturen zu beseitigen.

Ennen nennt ein prägnantes Beispiel: „Wir haben aktuell drei Krane in der 60-Tonnen-Klasse. Das wird so nicht bleiben.“ Die Marschroute laute: „Wir behalten das beste dieser drei Produkte. Oder entwickeln ein ganz neues.“ Es sei aber „noch zu früh, darüber zu sprechen, wie wir das genau machen“, vieles sei diesbezüglich im Planungsstadium.

Fest stehe aber, dass dies „nach und nach“ komme – „und nicht 15 neue Produkte in den nächsten Jahren“, ergänzt Tadano-Sprecherin Anne Steeb. Grundsätzlich gesprochen sei das Ziel „eine deutliche Überarbeitung der Produktpalette und das Beseitigen von Redundanzen“.

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Sanierungsplanes ist die Zusammenlegung von Verwaltungseinheiten zwischen Zweibrücken und Lauf.

Ennen erläutert, es sei erforderlich, Strukturen, die hier doppelt bestünden, also sowohl in Zweibrücken wie auch in Lauf, „aufzulösen und vergleichbare Bereiche unter ein Management zu stellen. Wir wollen nicht alles an einem Standort zentralisieren, aber Teilbereiche der Verwaltung zusammenfassen.“ Es solle aber nicht alles an einem Standort konzentriert werden.

Neue Strukturen in der Produktion, eine Optimierung der Qualität durch Nutzen von Kernkompetenz, eine verschlankte Verwaltung: Mit diesen Stellschrauben will Tadano das entscheidende Ziel erreichen: „Wir wollen wachsen“, sagt Ennen. Und präzisiert: „Wir wollen die Nummer 1 in der Hebezeug-Branche werde“; derzeit nehme man die Nummer 2 ein.

Kann es sein, dass es auf dem Weg hin zu diesem ehrgeizigen Ziel in den nächsten Jahren noch einmal derart harte Sanierungsmaßnamen geben wird, wie aktuell während des Insolvenzverfahrens in Eigenregie?

Tadano-Personalchef Frank Schättle sagt, dass eine eindeutige Antwort hierauf nicht möglich sei: „Wenn wir eines nicht können, ist es, vorherzusagen, wie sich der Markt entwickelt.“

Es sei alles getan worden, um das Unternehmen für die Zukunft zu rüsten. Leider seien dafür auch harte Einschnitte unumgänglich gewesen. Die Hoffnung bestehe, dass der Kranbauer nun in besseres Fahrwasser komme und solche Maßnahmen nicht mehr erfolgen müssten.

Mit dem Ende der Sanierungen seien in Zweibrücken noch rund 1100 Mitarbeiter tätig, in Lauf noch rund 580 Mitarbeiter.

392 Mitarbeiter müssen in Zweibrücken gehen, in Lauf sind es 114. Geschäftsführer Ennen berichtet, in Zweibrücken hätten sich von den 392 Betroffenen „etwas über 300 entschlossen, in die Transfergesellschaft zu wechseln“; in Lauf seien es 107, die wechseln wollten – die Zahl derer, die das Angebot der Transfergesellschaft wahrnehmen, ist an dem fränkischen Standort also wesentlich höher als in der Rosenstadt.

Die knapp 100 Mitarbeiter in Zweibrücken und die wenigen Mitarbeiter in Lauf, die nicht in die Transfergesellschaft wechseln, werden nun die Kündigung bekommen und haben die Möglichkeit, dagegen Klage zu erheben. Die Mitarbeiter in der Transfergesellschaft sind dort für neun Monate abgesichert und erhalten insgesamt 80 Prozent ihrer letzten Bezüge (wir berichteten).

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