Elastikschicht darunter sollte 35 Jahre halten - tat es aber nur 15 Teure Überraschung vor Kunstrasenplatz-Sanierung in Ixheim

Zweibrücken · Die Kosten steigen um über 52 Prozent. Denn nicht nur der Kunstrasen-Belag selbst muss ausgetauscht werden, wie sich jetzt herausgestellt hat.

Der erst 2006 für angelegte Kunstrasenplatz in Ixheim (Archibild) ist schneller gealtert als gedacht – vor allem die Elastikschicht darunter.

Der erst 2006 für angelegte Kunstrasenplatz in Ixheim (Archibild) ist schneller gealtert als gedacht – vor allem die Elastikschicht darunter.

Foto: SV Ixheim

Neue Hiobsbotschaft für die hoch verschuldete Stadt Zweibrücken und viele Sportler: Die Sanierung des Kunstrasenplatzes am Sportplatz in Ixheim wird wohl 170 000 Euro teurer als gedacht. Darüber hat die Stadtverwaltung am Mittwochabend den Sportausschuss informiert.

Erst 2006 war zur Freude der Sportler anstelle des alten Braschenplatzes der moderne Kunstrasenplatz angelegt worden. Stadt, Land und SV Ixheim investierten damals insgesamt 637 000 Euro. Doch schon 2011 mussten erste Nähte ausgebessert werden, in den beiden Folgejahren immer mehr. Zunächst geschah dies noch durch den Hersteller im Rahmen der Gewährleistung sowie auf Kulanz. Bei einer Ortsbegehung vor der Grundreinigung 2018 fiel der Stadtverwaltung auf, dass der Belag stellenweise stark abgenutzt ist und an etlichen Stellen über den gesamten Platz aufgegangen ist – die Stadt ließ für 12 300 Euro beschädigte Stellen austauschen und offene Nähte sichern.

Noch im selben Jahr lösten sich vermehrt Fasern aus dem Kunstrasen. Ein daraufhin gerufener Kunstrasen-Sachverständiger stellte fest: Der Kunstrasen ist am Ende seines Lebenszyklus und muss mittelfristig ausgetauscht werden. Das kam nicht gänzlich überraschend, zeigt ein Blick ins Merkur-Archiv: Nach 12 bis 15 Jahren müsse wohl die oberste Decke der stark beanspruchten Bereiche wie der Strafräume ausgetauscht werden, erläuterte damals ein Experte im Bauausschuss.

2019 verklumpte – vermutlich infolge des ungewöhnlich heißen Sommers – vermehrt der verfüllte Granulatanteil im Kunstrasenbelag, seitdem sind Reinigung und Pflege erschwert. „Außerdem klagten Benutzer des Sportplatzes, dass durch die klumpigen Anhaftungen des Granulates an Schuhen und Kleidung eine ordnungsgemäße und sichere Ausübung des Sportes kaum mehr möglich ist“, heißt es in der von Sportdezernentin Christina Rauch (CDU) unterzeichneten Sitzungsvorlage für den städtischen Sportausschuss weiter.

2020 deshalb „wurden mit Priorität 1 Mittel im Haushalt bereitgestellt“, um den Kunstrasen-Belag zu erneuern, berichtete Rauch am Mittwochabend dem Sportausschuss. Die Landesbehörde ADD habe bereits 89 000 Euro Festbetrag für die Sanierung zugesagt, die insgesamt geschätzt 325 000 Euro Kosten werde.

Doch gutachterliche Untersuchungen, die zur Aufstellung der Ausschreibung durchgeführt wurden, brachten dann im August 2021 die Hiobsbotschaft. „Es hat sich herausgestellt: Es muss noch weit mehr hergestellt werden“ als der Kunstrasen-Belag selbst, so Rauch. Denn die „Elastikschicht“ darunter erfülle „in weiten Bereichen nicht mehr die technischen Anforderungen nach der einschlägigen DIN-Norm“, heißt es in der Verwaltungsvorlage. Sie könne laut Gutachten nicht mehr verwendet werden und müsse ebenfalls erneuert werden. Die Stadt schreibt dazu weiter: „Dieses Ergebnis war umso überraschender, als bei den letzten Belagsaustauschaktionen in Strapazierbereichen im Jahr 2018 Hinweise darauf nicht vorlagen und zudem elastifizierende Schichten im allgemeinen eine Lebensdauer von bis zu zwei Belagserneuerungen aufweisen, also mit dem Erstbelag zusammen von plus/minus 35 Jahren.“

Doch jetzt hat die Elastikschicht nur 15 Jahre gehalten – und die erwarteten Gesamtkosten für die Kunstrasenplatz-Sanierung steigen auf 495 000 Euro. FWG-Fraktionschef Kurt Dettweiler fragte deshalb: „Ist bei der Firma noch was zu holen?“ Nein, bedauerte Sportamtsleiter Thomas Deller: Die Firma sei mittlerweile insolvent.

Völlig einig sind sich Verwaltung und Sportausschuss: Der Platz muss dringend saniert werden. „Das ist DER Platz in Zweibrücken, der nahezu 100 Prozent Auslastung hat“, sagte Deller nach der Sitzung auf eine Merkur-Frage. Bis zur Corona-Pandemie wurde der Platz von der Spielgemeinschaft SV Ixheim / VB Zweibrücken mit 1823 Stunden jährlich genutzt sowie 240 Stunden durch die Grundschüler der Thomas-Mann-Schule. Deller hob im Ausschuss auch die „ganz große Jugendarbeit“ des SV Ixheim hervor, und dass der Verein oft auch andere Vereine auf den Platz lasse. Er habe somit sehr große Bedeutung für Zweibrücken.

Die Verwaltung schlug vor, erneut Kunstrasen anzulegen. Denn ein Braschen- oder ein Naturrasen-Platz wäre bei bei schlechtem Wetter, besonders im Winter, deutlich schlechter und seltener nutzbar – was wegen des vielen Betriebs gerade in Ixheim nicht gehe, erläutert Thomas Hoyer vom UBZ (Umwelt- und Servicebetrieb Zweibrücken).

Grünen-Fraktionschef Norbert Pohlmann gab zu bedenken, Verklumpungs-Probleme durch heiße Sommer könnten wegen des Klimawandels künftig noch häufiger drohen. Die Beigeordnete Christina Rauch antwortete, der Platz werde statt mit Plastikgranulat (für das es keine Landeszuschüsse mehr gäbe) mit Kork befüllt.

Der Ausschuss empfahl dem Stadtrat einstimmig (bei zwei Enthaltungen von Grünen), den Mehrkosten von 170 000 Euro zuzustimmen – auch wenn trotz erster positiver Signale der ADD noch nicht klar ist, wie viel Zuschuss hierfür zu erwarten ist.

Wann ist mit dem Baubeginn zu rechnen? Auf diese Merkur-Frage nach der Sitzung äußerten sich Rauch, Deller und Hoyer zurückhaltend. Weil es nicht zu nass sein dürfe, müssten die Arbeiten irgendwann zwischen spätem Frühjahr und frühem Herbst 2022 erledigt werden. Idealerweise zwar in der Spielpause im Sommer – aber weil die Firmen dann natürlich bundesweit am meisten gefragt seien, könnte dieser Wunsch scheitern.

Droht denn der Platz schon vor der Sanierung gesperrt werden zu müssen? „Zurzeit wird er noch genutzt“, antwortete Rauch. Hoyer ergänzte: „Sicherheitsrelevante Instandsetzungen führen wir natürlich noch durch.“ Sollten größere Investitionen erforderlich werden, ginge dies aber natürlich nicht mehr.

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