Ab Ende November täglich günstiges warmes Essen für arme Senioren Quartierstreff Breitwiesen dient als Vorlage für Projekt in Sechsmorgen
Zweibrücken · (eck) Traurige und freudige Botschaften hatte Hans Prager, Geschäftsführer des DRK Südwestpfalz, am Dienstagnachmittag in der Sitzung des Seniorenbeirats zu verkünden. Als Treffpunkt war diesmal der ziemlich genau ein Jahr alte Quartierstreff in den Breitwiesen auserkoren.
Zuerst die freudige Nachricht: Der Quartierstreff in der Allensteinstraße mausert sich derart zu einer wichtigen Anlaufstelle für die Bürger in der Nachbarschaft, dass bald auch das Wohngebiet Sechsmorgen eine entsprechende Einrichtung bekommt.
Und hier ist es bereits Zeit für die traurigen Fingerzeige, die der DRK-Chef geben musste. Denn der Quartierstreff in den Sechsmorgen wird als wichtig angesehen, weil dort, ähnlich wie in den Breitwiesen, die sozialen Verwerfungen zunehmen, was Einsamkeit und Isolation sowie Verarmung angeht.
Prager sagte, die Akzeptanz in der Bevölkerung für den Quartierstreff in den Breitwiesen sei nicht von heute auf morgen gekommen. „Es brauchte fast zwei Jahre, bis die Leute registriert hatten, dass es uns gibt.“
Vor der Eröffnung des Quartierstreffs Ende 2022 in der Allensteinstraße war das DRK wenige Meter weiter in der Tilsitstraße in einer Wohnung der Gewobau ansässig – Prager dankte der Wohnungsbaugesellschaft ausdrücklich für deren vielfältige Unterstützung.
Mit Blick auf die Tatsache, dass sich das Hochwasser in Zweibrücken 1993 im Dezember zum 30. Mal jährt, betonte Prager: Der Treff sei gegen Hochwasser gewappnet. 1993 habe der angrenzende Schulhof unter Wasser gestanden, erinnerte er. Im Fall der Fälle könne man auf ein Notstrom-Aggregat zurückgreifen, die Bürger hätten es „warm und sicher“.
Im Zuständigkeitsbereich des Quartierstreffs lebten 2000 Menschen, diese seien im Schnitt 74 Jahre alt, 60 Prozent wohnten in einem Single-Haushalt. Prager freute sich: „Wir sind hier nah bei den Leuten.“
Gebe es irgendwo Probleme, hätten Bürger ihren Nachbarn vielleicht schon längere Zeit nicht mehr gesehen – hier könnten die Menschen all dies loswerden. Nicht umsonst trage die Einrichtung in der Allensteinstraße 25a den offiziellen Namen „Sozialer Zusammenhalt“.
„Unsere Schwester Andrea fährt zu den Leuten, bei denen ein besonderer pflegerischer Bedarf besteht“, sagte der DRK-Chef. Dies sei „keine Konkurrenz“ zu den zwei neuen „Gemeindeschwestern plus“ der Stadt – diese dürften sich rechtlich nur um solche Menschen kümmern, bei denen noch kein Pflegebedarf offiziell ausgemacht ist.
Prager sagte, wenn man so nah bei den Leuten sei, sehe man natürlich auch die Verwerfungen umso deutlicher. Das DRK biete in der Allensteinstraße zweimal in der Woche ein Mittagessen zum Selbstkostenpreis an; 20 bis 30 Bürger nutzten dies. Ob der großen Nachfrage gibt es das günstige Essen ab 27. November täglich. Auf Nachfrage von Gertrud Schiller (CDU), sagte Prager, das Essen koste zirka 6,50 Euro, ein Getränk sei hier mit enthalten.
„Es ist traurig, dass sich viele ältere Menschen nicht mehr jeden Tag ein warmes Essen leisten können“, beklagte der DRK-Chef, mit dem Angebot zum Selbstkostenpreis wolle man die Not ein wenig lindern. Bitter sei auch, „dass die Kinderarmut ein großes Thema ist“, merkte er an.
Vor allem bei den Kindern, die aus dem Wolfsloch kämen, sei diese Armut zu spüren. Es gebe Kinder, die hätten in ihrem Leben noch keinen Apfel gegessen – auch deswegen, weil ihre Eltern nicht wüssten, was vernünftige Ernährung ausmacht.
Aufgrund des Erfolgs in den Breitwiesen steht das Projekt Pate für das Wohngebot Sechsmorgen. Dort sei die Überalterung der Menschen ähnlich, ebenso die Zahl Alleinlebender. Bund und Land würden die Quartierstreffs fördern, es sei wichtig, sie zu realisieren, es seien soziale Anker. Bereits in den kommenden Wochen sollen die Planungen konkret werden.