Zweibrücker Parteien zu Saar-Wahlen Eine Frau geht ihren Weg — und alle staunen

Zweibrücken · Zweibrücker Parteien beleuchten Wahlergebnis im Saarland. Viele sehen Grund für Erdrutschsieg der SPD im CDU-Ministerpräsidenten. Dessen Schwäche habe Anke Rehlinger stark gemacht.  Genossen in Rosenstadt spüren bereits Rückenwind für Kommunalwahlen 2024.

 Allein auf weiter Flur. Anke Rehlinger hat für die SPD im Saarland einen fulminanten Sieg eingefahren. Sie kann als Ministerpräsidentin alleine an der Saar regieren und muss keinen Koalitionspartner neben sich dulden. Dieser politische Paukenschlag hallt bis in die Zweibrücker Lokalpolitik hinein.

Allein auf weiter Flur. Anke Rehlinger hat für die SPD im Saarland einen fulminanten Sieg eingefahren. Sie kann als Ministerpräsidentin alleine an der Saar regieren und muss keinen Koalitionspartner neben sich dulden. Dieser politische Paukenschlag hallt bis in die Zweibrücker Lokalpolitik hinein.

Foto: dpa/Oliver Dietze

Wenn in der Politik etwas außergewöhnliches geschieht, wird gerne von einem Paukenschlag gesprochen. Ein solchen gab es am Sonntag definitiv im Saarland. Die CDU mit ihrem Ministerpräsidenten Tobias Hans erleidet einen üblen Bauchklatscher – und die SPD feiert mit Anke Rehlinger eine absolute Mehrheit.

Wahrhaftig haben die saarländischen Wähler auf die Pauke geschlagen. Und zwar so kräftig, dass es auch den Kommunalpolitikern in Zweibrücken in den Ohren dröhnt.

Der Merkur wollte von diesen wissen: Was denken Sie über das Wahlergebnis im Saarland?

Theresa Wendel (SPD) ist bester Stimmung. „Die Prognosen waren ja gut, ein Sieg war zu erhoffen. Aber über 40 Prozent! Das hätte ich nicht gedacht“, freut sich Wendel. Rehlinger holte 43,5 Prozent. Wendel lobt die Saarländerin: „Sie ist bodenständig. Ruhig. Sie handelt überlegt.“ Auf Hans anspielend, fügt sie hinzu: „Sie ist nicht konfus.“ „Anke Rehlinger erinnert mich an Malu Dreyer“, sieht Wendel Parallelen. Hans sei im Wahlkampf teilweise urplötzlich „vorgeprescht“, er habe hektisch, unüberlegt gewirkt. „Die Bürger wollen so etwas nicht“, betont die Zweibrückerin.

Sie sieht in dem Wahlerfolg der 45 Jahre alten Rehlinger – und dem Sieg ihres 35 Jahre alten Parteifreundes Patrick Sema, der am Sonntag zum neuen Bürgermeister der Verbandsgemeinde Thaleischweiler-Wallhalben gewählt wurde – ein Zeichen, dass in der SPD jüngere Kräfte den Erfolg versprechen. In der Stadtratsfraktion habe ihre Partei ja auch schon eine Verjüngung durchgeführt. „Die Bürger trauen uns Jüngeren auch etwas zu“, unterstreicht Wendel.

Sie sagt, das Ergebnis im Saarland sei auch ein Rückenwind für die Genossen in Zweibrücken. „Nach der Wahl ist vor der Wahl: 2024 finden in Zweibrücken Kommunalwahlen statt. Wir wollen stärkste Fraktion werden“, sagt sie.

Pascal Dahler (CDU) reibt sich noch die Augen. „Das ist ein hartes Ergebnis für die CDU Saar“, sagt er. Und macht deutlich: Der Grund liege hauptsächlich in der Person von Tobias Hans. „Ich arbeite selbst im Saarland, ich habe diese Wechselstimmung bei meinen Arbeitskollegen im Vorfeld wahrgenommen“, sagt Dahler. Hans sei zu unstet gewesen. Erst habe er knallharte Lockdowns durchziehen wollen, dann sei auf einmal massiv gelockert worden. „Auf dem St. Johanner Markt in Saarbrücken war plötzlich ein Leben, das konnte man sich in Zweibrücken zu dem Zeitpunkt noch gar nicht vorstellen“, blickt er zurück. Dahler sieht in den Saarland-Wahlen keinesfalls einen Bundestrend für die SPD. „In Schleswig-Holstein oder in Niedersachsen sieht es ganz anders aus“, sagt er. Dahler ist sich sicher: „Es kommt bei den Wahlen immer auf die Personen an. Die Wähler fragen sich:  ,Vertraue ich dem, der vorneweg läuft?‘ Bei den Landtagswahlen 2017 im Saarland beispielsweise hat Anke Rehlinger gegen Annegret Kramp-Karrenbauer keine Chance gehabt.“

Norbert Pohlmann (Grüne) hadert mit dem extrem knappen Aus für seine Partei im Saarland. „Das war schade und ärgerlich“, sagt er. Gerade einmal 23 Stimmen fehlten den Grünen. „Ich weiß nicht, ob noch einmal nachgezählt wird“, merkt der Zweibrücker an, in diesem Falle wäre dies schon gerechtfertigt. Pohlmann sagt, die Unstimmigkeiten bei den Saar-Grünen seien nicht glücklich gewesen, das sei sicher ein entscheidender Grund gewesen, dass es nicht reichte. „Die Deutlichkeit des Ergebnisses“ für Rehlinger hat Pohlmann überrascht. Er sagt, er habe Rehlinger schon kennengelernt. „Sie hat auf mich einen überzeugenden Eindruck gemacht.“

Ingrid Kaiser (FDP) hat Rehlinger ebenfalls schon kennengelernt. Kaiser, die früher in der SPD war, sagt, das sei bei einem Treffen im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (ASF) gewesen. Und wie war der Eindruck? „Kein Kommentar“, sagt Kaiser knapp.

Sie bedauert, dass die FDP den Einzug in den Saar-Landtag verpasst habe. Es gebe in dieser vom Bergbau geprägten Region kein hinreichendes Potential für liberale Politik. Dass künftig nur drei Parteien im Saar-Landtag sein werden, sei nicht gut. „Der parlamentarische Diskurs als Wesensmerkmal der Demokratie ist damit geschwächt“, sagt Kaiser.

Harald Benoit (AfD) ist froh, dass seine Partei weiter im Saar-Landtag bleibt. Auch, „wenn es organisatorisch wahrlich nicht rund lief bei der AfD im Saarland“, rügt er. Zudem sei Fraktionschef Josef Dörr polarisierend. Aber man habe es doch geschafft.

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