Zweibrücken legt wieder an Einwohnern zu

Zweibrücken · Die Geburtenzahlen sind rückläufig, die Bevölkerung wird immer älter, es gibt mehr Pflege- und Todesfälle, Jüngere finden schwerlich Jobs und ziehen weg. Das alles sind Phänomene, denen sich auch Zweibrücken im Zuge des demografischen Wandels gegenübersieht. Wie geht die Stadt damit um?

 Die Überalterung der Einwohner wird auch in Zweibrücken ein Thema. Foto: David Ebener/dpa

Die Überalterung der Einwohner wird auch in Zweibrücken ein Thema. Foto: David Ebener/dpa

Foto: David Ebener/dpa

Zunächst fällt bei einem Blick auf die Einwohnerzahlen ein überraschender Anstieg der Einwohnerzahl seit 2014 auf. Wie erklärt sich das die Stadt? Weil der Anstieg vor der Flüchtlingskrise 2015 begann, könne diese nicht der Grund sein, erklärt Stadtsprecher Heinz Braun: "Zweibrücken ist einmal eine attraktive Stadt mit guter Infrastruktur und hervorragendem Freizeitwert." Außerdem sei die wirtschaftliche Entwicklung unter anderem auf dem Gelände des Flughafens positiv beeinflusst worden. Braun: "Wo Arbeitsplätze sind, ziehen auch Menschen hin."

Arbeitsplätze am wichtigsten

Ob infolge der Flüchtlingswelle noch mehr Ausländer hier heimisch werden und den demografischen Wandel entsprechend dämpfen, lasse sich schwer voraussagen, so Braun: "Der Stadt werden zwar Flüchtlinge zugewiesen, ob die aber längerfristig bleiben, ist die Frage. Auch hier gilt: Wenn sie Arbeit finden, ist die Chance für ein Bleiben größer." Um hier zu helfen, stehe die Stadt in Kontakt mit Unternehmern und Gewerkschaften, um sie über die Bedingungen zu informieren, wie Flüchtlinge beschäftigt werden können. Der Internationale Bund (IB) könne auch die Qualifikation von Flüchtlingen einschätzen und sie gegebenenfalls weiterbilden. Die Stadt arbeite hier eng mit dem Jobcenter zusammen.

Nun sinken die Flüchtlingszahlen, die Zukunft der Erstaufnahmeeinrichtungen ist offen. Der demografische Wandel bleibt aber. Wie sieht sich die Stadt aufgestellt? "Gut", sagt Heinz Braun. Man zapfe etwa das Programm "Soziale Stadt" an, das für diese Aufgabe größere Möglichkeiten biete als die Städtebauförderung. Bei der "Sozialen Stadt" ist die Förderung für die Zone Breitwiesen/Wolfslochstraße mit einer Förderung von zwölf Millionen Euro für die kommenden zwölf Jahre angelaufen. Der Bereich Steinhauserstraße/Canadasiedlung hat ein Volumen von fünf Millionen Euro.

Seniorenfreundliche Stadt

Generell sei Zweibrücken eine seniorenfreundliche Stadt. "Sie hat zum Beispiel auf dem kleinen Exerzierplatz Sportgeräte für Senioren aufgestellt, die Fußgängerzone wurde möglichst barrierefrei und mit einem gut begehbaren Belag ausgestattet." Auch hätten der Stadt-Seniorenbeauftragte und der Seniorenbeirat das "Ohr am Volk". Auf dessen Bedürfnisse gehe man im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten ein, so Braun. Die freilich angesichts der klammen Finanzen nicht allzu üppig sind.

Üppig ist auch nicht die Zahl an Altersheim-Plätzen. Gerade hat das Haus Bickenalb in Mittelbach geschlossen (wir berichteten), den vor Jahren geplanten Neubau gibt es nicht, das Awo-Heim am Rosengarten ist voll belegt. Braun argumentiert, es würden auch nach Bickenalb-Schließung "die Plätze bei den Seniorenheimen nicht verringert, sondern verlagert". Auch seien auf Privatinitiative und durch die Gewobau in den vergangenen Jahren altersgerechte Wohnungen entstanden. Braun: "Derzeit führen wir auch Gespräche mit Investoren, die weiter seniorengerechte Wohnungen mit Pflegemöglichkeiten bauen wollen. Der Trend geht dahin, dass Senioren möglichst lange in der eigenen Wohnung bleiben und durch Unterstützung und Pflegedienste geholfen bekommen."

Und lange Steuern zahlen. Eine im Alter sinkende Kaufkraft sieht die Stadt nicht als Problem. Grundsteuer etwa falle für die Grundstücke an, egal wie alt der Besitzer sei, so Braun. Die Gewerbesteuer des Handels mache indes nur einen kleineren Teil gegenüber den Einnahmen aus der Industrie aus. Und der Anteil an der Einkommensteuer beziehe sich auf die arbeitende Bevölkerung, bei der Zweibrücken derzeit gut aufgestellt sei. Mit einem Stellenabbau bei Pallmann und der drohenden Schließung des Evangelischen Krankenhauses droht sich das aber zu ändern.

Keine Neubaugebiete mehr

Das Evangelische Krankenhaus als Leerstand - er wäre in der Rosenstadt beileibe in guter Gesellschaft. Leerstände erhöhen die Gefahr von Verödung. Ist vor diesem Hintergrund das immer weitere Ausweisen von Neubaugebieten gerade in Vororten zielführend? Braun verweist darauf, dass "Auf Äckerchen" bei Hengstbach "auf absehbare Zeit das letzte große Neubaugebiet in Zweibrücken" sein wird, das Bauamt ein Konzept vorgelegt habe, keine neuen mehr auszuweisen.

Künftig solle Bauen in den Bereichen ermöglicht werden, die sich aufgrund der vorhandenen Baulagen anböten - etwa "Neugartenahnung" in Rimschweiler. Dieses ergänze das ältere Neubaugebiet dort. Anderes Beispiel: dasjenige zwischen August-Bebel- und Freudenbergerhofstraße, dass die Bebauung in Ernstweiler verdichte. Laut Braun gehe es künftig wesentlich um den Erhalt der Mittelpunkte in den Vororten und das Wohnen in der Stadtmitte. Das derzeit laufende Stadt-Umland-Konzept solle hier Lösungsmöglichkeiten aufzeigen.

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