Projekt mit Uniklinik Homburg Impferfolg bei Senioren wird mit Tests überprüft

Zweibrücken · Reagieren Ältere genauso gut auf Vakzin wie Gesamtbevölkerung? Untersuchung im Wichernhaus gemeinsam mit Uniklinik.

 Christoph Gensch lobt die Kooperation mit der Bundeswehr-Kaserne in Niederauerbach. Wie am 19. Februar berichtet, unterstützen dort aktuell drei Fallschirmjäger (Foto) das Wichernhaus bei den Antigen-Tests.

Christoph Gensch lobt die Kooperation mit der Bundeswehr-Kaserne in Niederauerbach. Wie am 19. Februar berichtet, unterstützen dort aktuell drei Fallschirmjäger (Foto) das Wichernhaus bei den Antigen-Tests.

Foto: Wichernhaus Zweibrücken

In der Corona-Pandemie bestehen bei vielen Bürgern nach wie vor Unsicherheiten – darauf hat der Zweibrücker Mediziner Dr. Christoph Gensch, der in der Rosenstadt bezüglich der Bekämpfung des Virus zu den wichtigen Entscheidungsträgern und Koordinatoren zählt, am Montag in einer Pressemittelung hingewiesen.

„In den letzten Tagen hat mich eine Vielzahl an Fragen zu verschiedenen Themen erreicht“, schreibt Gensch, er wolle diese gerne so beantworten, dass alle interessierten Bürger davon Kenntnis erhalten.

Gensch macht im übrigen darauf aufmerksam, dass nicht alle Fragen, die Bürger ihm via Chats/WhatsApp und Messenger stellten, einfach mal schnell so beantworten könne, „persönliche medizinische Fachfragen“ müssten „im persönlichen Gespräch“ geklärt werden.

Aber Fragen allgemeiner Natur beantworte er gerne direkt und im Pfälzischen Merkur, damit viele die Antwort erreicht.

Kann man jetzt aus den Biontech- Ampullen wirklich sogar 7 statt 6 Impfdosen bekommen? Ich habe so etwas gelesen.

Gensch: In Einzelfällen scheint es tatsächlich zu funktionieren, 7 statt 6 Dosen aus einer Ampulle zu ziehen. In Dänemark und in NRW laufen entsprechende Projekte. Man benötigt hierzu sogenannte Zero-Residual-Spritzen. Das sind Spezialspritzen aus der Augenheilkunde, die fast ohne Totraumvolumen auskommen. Bei Verwendung sogenannter Zero-Residual-Spritzen scheint es möglich, 7 Impfdosen aus den Biontech-Ampullen gewinnen zu können. Man muss sich allerdings bewusst sein, dass dies sehr knapp kalkuliert ist und nicht dazu führen sollte, dass wir jederzeit mit 7 Impfdosen pro Ampulle rechnen können. Wir haben in Zweibrücken mit dem Apotheker Dr. Andres einen absoluten Experten, der sich mit dieser Thematik intensiv auseinandersetzt. Mit ihm habe ich mich mehrfach unterhalten. Beide sind wir etwas skeptisch, ob dies tatsächlich funktionieren kann. Probieren möchten wir es aber auf alle Fälle. Momentan scheitert es aber daran, dass die Spritzen nirgends mehr aufzutreiben sind. Die holländische Fachfirma, die diese Ampullen herstellt, meldet sich auf Anfragen nicht einmal. Ich habe zudem unser RLP-Gesundheitsministerium bereits vor einer Woche in meiner Funktion als Landtagsabgeordneter angeschrieben, damit uns die Erlaubnis erteilt wird – analog dem Vorgehen in NRW – ein Modellprojekt, in dem 7 Impfdosen pro Ampulle verabreicht werden, mit speziellen Zero-Residual-Spritzen durchzuführen. Ohne Genehmigung ist ein solches Projekt aufgrund der veränderten Spritzenutensilien nicht durchzuführen, will man nicht den Versicherungsschutz verlieren. Auch hier steht die Rückmeldung noch aus. Wir werden sehen. Ich halte Euch auf dem Laufenden.

Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, dieses Projekt zu realisieren, gering.

Warum muss ich vor Betreten eines Pflegeheims in Zweibrücken jetzt überall einen Schnelltest machen? Es sind doch alle Heime geimpft!

Gensch: Es ist richtig, dass alle Pflegeheime geimpft und daher schon sehr gut geschützt sind. Wir haben in einer Runde mit den Pflegeheimchefs trotzdem vereinbart, dass wir die Sicherheitsstandards weiterhin hochhalten, solange wir noch keinen genauen Überblick über den vollständigen Impfschutz haben und solange keine Landesverordnung ein anderes Vorgehen erlaubt. Aktuell übererfüllen wir die bestehende Landesverordnung, denn wir testen ohne Ausnahme alle Besucher und nicht nur dann, wenn in Zweibrücken der Inzidenzwert über dem Landesdurchschnitt liegt (was er in der Regel nie tut, er liegt meistens deutlich darunter). Im Wichernhaus sind deshalb seit zwei Wochen zur Unterstützung 3 Bundeswehrsoldaten tätig. Hier hat die Koordinierung und Zusammenarbeit mit unserer regionalen Kaserne hervorragend geklappt.

Ältere Menschen scheinen deutlich weniger Immunreaktionen nach der Impfung zu haben als jüngere. Wirkt die Impfung unter Umständen nicht bei allen? Überprüft Ihr den Impferfolg in den Pflegeheimen?

Gensch: Dies ist für mich eine sehr spannende Frage: Ist der Impferfolg in der Alterskohorte der 80- bis 100jährigen genauso hoch wie in der Gesamtbevölkerung (bei Biontech also 95 Prozent)? Ja, wir möchten gerne den Impferfolg überprüfen. Wir haben uns daher schon vor ca. 1 bis 2 Wochen in einer kleinen Runde zusammengesetzt und ein Projekt besprochen. Geplant ist, in einem ersten Schritt alle geimpften Bewohner des Wichernhauses auf entsprechende Antikörper zu untersuchen und den Impferfolg zu verifizieren. Auch Prof. Rissland von der Uniklinik Homburg und unser Labor Klein/Schmidt in Kaiserslautern sind involviert. Wir klären zur Zeit die Frage, welcher Antikörper am sichersten den Impferfolg nachweisen kann. Einige bisher verwendete Antikörper können zwar eine abgelaufene Infektion sehr sicher nachweisen, aber nicht den Impftiter valide bestimmen. Hier zeichnet sich aber eine Lösung ab. Geplant ist es, den Impferfolg analog der Homburger Prävalenzstudie 6 Wochen nach der Zweitimpfung zu überprüfen.

Wo kann ich in Zweibrücken die anlasslosen und kostenlosen Schnelltests machen lassen? Bei der Feuerwehr?

Gensch: Noch ist unklar, wann die anlasslosen und kostenlosen Tests starten. Wenn sie beginnen, finden sie in Zweibrücken weiterhin am DRK-Testcontainer an der Kasernenstrasse statt. Die Anmeldung erfolgt wie gehabt über die Internetadresse www.corona-rlp.de. Momentan ist allerdings unklar, wie intensiv das Angebot der kostenlosen Tests genutzt werden wird. Sollte es nötig sein, werden die Testkapazitäten in der Kasernenstraße deutlich erweitert. Flankiert werden diese Testmöglichkeiten – wie gehabt – von den Corona-Praxen, die auch Testungen übernehmen können. Um in den Schulen vorbereitet zu sein, startet in der BBS ein Pilotprojekt um die Tests dort vor Ort durchführen zu können.

 Dr. Christoph Gensch

Dr. Christoph Gensch

Foto: CDU Zweibrücken

Link zum Thema: Gensch verweist auf einen Merkur-Bericht vom Dienstag, dieser ist auf unserer Internetseite zu finden; in der Suchmaske dort folgendes eingeben: Stadt bereitet „Corona-Tests für alle“ vor.

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