Geplante Werksschließung IG Metall droht mit Streik bei Tadano

Zweibrücken · Das Unternehmen wirft der Gewerkschaft vor, die Verhandlungen abgebrochen zu haben.

Viele Bürger kamen am Samstag auf den Schlossplatz zum IG-Metall-Solidaritätsfest mit den von Kündigung bedrohten Tadano-Mitarbeitern.

Viele Bürger kamen am Samstag auf den Schlossplatz zum IG-Metall-Solidaritätsfest mit den von Kündigung bedrohten Tadano-Mitarbeitern.

Foto: Sebastian Dingler

Die IG Metall hat am Sonntag nach Unternehmensangaben die Verhandlungen über die geplante Schließung des Werkes Wallerscheid und der damit verbundenen Entlassung von rund 400 Mitarbeitern abgebrochen.

Beim Solidaritätsfest der IG Metall unter dem Motto „TadaNO!“ am Samstag hatte der zweite Bevollmächtigte Salvatore Vicari bereits berichtet, die während des gesamten Wochenendes laufenden Tarifverhandlungen seien „leider mal wieder ergebnislos“ geblieben. Die Firmenleitung halte uneingeschränkt an ihren Plänen fest, aber: „Denen werden wir es zeigen, wenn es denn sein soll!“

Sollte es bis Montag keine Einigung geben, und danach sieht es nach dem Abbruch der Gespräche wohl aus, werde der Vorstand der IG Metall über den unbefristeten Arbeitskampf entscheiden. Nach der Urabstimmung am Dienstag und Mittwoch könne dieser dann sofort beginnen. „Es liegt beim Management, ob es zum Arbeitskampf kommt oder nicht“, so Vicari.

Die Tadano-Geschäftsführung warnte am Sonntagnachmittag in einem Statement vor den Folgen eines Streiks. Der würde „die schon heute dramatisch schlechte finanzielle Lage“ von Tadano weiter verschlechtern. Das gelte es unbedingt zu verhindern. Man sei weiter verhandlungsbereit.

Wörtlich heißt es weiter: „Wir haben uns von Anfang an bemüht, im Gespräch mit der IG Metall und dem Betriebsrat eine konstruktive Lösung für die notwendige Restrukturierung der Tadano Demag GmbH (TDG) in Zweibrücken und die Schließung des Werkes Wallerscheid zu finden. Leider ist die Arbeitnehmervertretung darauf nicht eingegangen und hat die Verhandlungen nun verlassen.“

Ein avisierter Rückruf der IG Metall zum Abbruch der Gespräche steht bisher noch aus.

In seiner Ansprache beim Solidaritätsfest hatte Vicari die große Zahl der Besucher als „ein starkes Zeichen der Zusammengehörigkeit, ein Ausdruck unseres gemeinsamen Engagements gegen die Pläne des Tadano-Managements“ interpretiert. Die Firmenspitze kritisierte er mit den Worten: „Über 20 Jahre Restrukturierung, Kündigungen, fehlende Investitionen, Insolvenz und fragwürdige Unternehmensentscheidungen stellen die nun 197-jährige Geschichte vom Kranbau hier in Zweibrücken in Frage.“

Sein Lösungsvorschlag: „Durch ein tarifliches Beteiligungsverfahren wollen wir das Ziel verfolgen, wettbewerbsfähige Arbeitsplätze in Zweibrücken zukunftssicher zu machen.“ Der Ansatz der Gewerkschaft bedeute „Sicherheit, Vertrauen und Zukunft statt Schließung, Entlassung und Verlagerung“. Der Tadano-Betriebsratsvorsitzende Eduard Glass hob danach darauf ab, dass man den Kranbau in Zweibrücken vor 50 Jahren begonnen und ihn bis ins Detail zu einem Spitzenprodukt gemacht habe. Die Kräne seien in der Lage Windräder aufzustellen. „Das heißt, für die moderne Gewinnung von Energie bauen wir Produkte, die für die Zukunft wettbewerbsfähig sind.“ Aber derzeit erlebe man ein Versagen des Managements auf der gesamten Linie.

In sieben Restrukturierungen habe die Firmenleitung Mitarbeiter entlassen, die Arbeit in alle Herren Länder der Welt verlagert und am Schluss gejammert, dass Tadano keine Gewinne mehr mache. „Es gibt in keinster Weise eine Berechtigungsgrundlage darüber, dass das, was Tadano zur Zeit plant und umsetzen will in Zweibrücken, in irgendeiner Form betriebswirtschaftlich nachvollziehbar ist.“ Außerdem habe sich die Geschäftsführung geweigert, die Fragen der Mitarbeiter zu beantworten.

In Betriebsversammlungen hätten die Arbeitnehmer Vorschläge gemacht, wie man den Standort und Produktionsabläufe verbessern und wie man sanieren könne, ohne jemanden zu entlassen – das sei aber alles abgetan worden als „Vorschläge im Alltagsgeschäft“, die nicht großartig etwas bringen würden. Die Firmenleitung sei der Meinung, Tadano brauche eine schnelle Entscheidung für „kündigen, entlassen und schließen.“

Oberbürgermeister Marold Wosnitza (SPD) sagte anschließend, es sei mehr als beeindruckend, was er hier sehe, es sei eine Solidarität, die von zentralster Bedeutsamkeit sei. Das zeige, wie Zweibrücken hinter Tadano und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stehe. Vor wenigen Stunden habe er mit dem Ministerpräsidenten Alexander Schweitzer (SPD) und der Arbeitsministerin Dörte Schall (SPD) telefoniert – von beiden solle er soldarische Grüße ausrichten. „Sie stehen hinter euch und werden sich für euch einsetzen, wo immer es geht“, so der OB.

Allerdings sagte er auch: „Als Kommunalpolitiker fühlt man sich in diesem Geschäft extrem hilflos.“ Es mache absolut keinen Sinn, dass der Standort Wallerscheid geschlossen werden soll. Leider würden von der Unternehmensseite aus nicht alle Möglichkeiten genutzt. Es könne nur einen Weg geben, dazu forderte Wosnitza die Unternehmensleitung auf: „Stoppt den Prozess, setzt euch zusammen, diskutiert die Optionen und die Möglichkeiten!“

Ins gleiche Horn stießen auch die anschließenden Redner, ob nun IG-Metall-Bezirksleiter Jörg Köhlinger, der Erste Bevollmächtigte Peter Vollmer, Verhandlungsführer Uwe Zabel oder der Vorsitzende der Vertrauensleute, Frank Schilb: Die Unternehmensleitung solle sich ernsthaft gesprächsbereit zeigen, dann könne die Schließung des Werks Wallerscheid abgewendet werden, ebenfalls der Arbeitskampf.