Zweibrücken gedenkt der Pogromnacht vor 70 Jahren

Die Glocken Zweibrücker Kirchen läuten. Etwa 100 Zweibrücker versammeln sich mit Kerzen und Teelichtern in der Ritterstraße vor dem früheren Standort der Synagoge. Der Internationale Chor des ZMO singt jüdische Weisen

Zweibrücken. Die Glocken Zweibrücker Kirchen läuten. Etwa 100 Zweibrücker versammeln sich mit Kerzen und Teelichtern in der Ritterstraße vor dem früheren Standort der Synagoge. Der Internationale Chor des ZMO singt jüdische Weisen. "Es ist ein gutes Gefühl, jetzt in Zweibrücken zu sein", sagt Harry Somers, der zum zweiten Mal nach 2006 an einer Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht zurück in seine Heimatstadt Zweibrücken gekommen ist.15 Jahre sei er gewesen, als die Synagogen in Deutschland und in Zweibrücken brannten.

Der amerikanische Maler ist ein Sohn der Zweibrücker Kaufmannsfamilie Wilhelm Simon, die im Konzentrationslager Gurs umgekommen sind. "Vergangenheit ist Vergangenheit, wir müssen in die Zukunft schauen. Das ist wichtig", hat Harry Somers seinen Frieden mit der Vergangenheit geschlossen. Auch wegen der Begegnungen mit Zweibrückern vor zwei Jahren und in diesem Jahr.

"Man sollte solche Veranstaltungen wiederholen, damit auch dieser Teil der Vergangenheit nicht vergessen wird", sagt Hanna Maurer. Auch der "besinnliche Rahmen" passe zu dem Gedenken. Für Rudolf Lichtel darf das Gedenken aber nicht zu einem Ritual wie der Kinobesuch werden. Deshalb solle man die Veranstaltung in regelmäßigen Abständen machen, "damit der nachwachsenden Generation das in Erinnerung bleibt".

In Erinnerung bleiben sollte das, was der frühere Aachener Bischof Klaus Hemmerle geschrieben hat und was Pfarrer Wolfgang Emanuel zitiert: "Man hat meinem Gott das Haus angezündet - und die Meinen haben es getan." Dekan Peter Butz liest aus dem Gebetbuch Davids vor.

"Was sich vor 70 Jahren ereignet hat, darf sich in Zweibrücken nicht mehr wiederholen", appelliert Oberbürgermeister Helmut Reichling an die Versammelten. Diese setzten mit den Lichtern ein Zeichen, dass die Zweibrücker die jüdischen Mitbürger nicht vergessen haben. Die Veranstaltung sollte nach Meinung Reichlings eine Tradition begründen, damit es allen in Erinnerung bleibt.

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