Existenzängste machen sich breit Gastronomen und Händler rügen Stadt heftig

Zweibrücken · Wie lange dauert die Sperrung der Alten Ixheimer Straße noch? Auf diese Frage, klagen Gastronomen und Händler, gebe es von der Stadt null Antworten. Infos erhalte man nur aus der Zeitung. Mehrere Gastronomen wollen jetzt gar einen Anwalt einschalten.

 Die Ampel an der Kreuzung Maxstraße/Alte Ixheimer Straße steht auf rot. Im Grunde verschwendete Energie – durch die Sperrung geht eh nichts mehr an dieser Kreuzung. Und das seit bereits seit Wochen. Gastronomen wie Thorsten Albrecht vom Café Pastis sehen sich mittlerweile in ihrer Existenz bedroht. Der Handel klagt, dass sich die Auswirkungen bis in die Fußgängerzone ziehen.

Die Ampel an der Kreuzung Maxstraße/Alte Ixheimer Straße steht auf rot. Im Grunde verschwendete Energie – durch die Sperrung geht eh nichts mehr an dieser Kreuzung. Und das seit bereits seit Wochen. Gastronomen wie Thorsten Albrecht vom Café Pastis sehen sich mittlerweile in ihrer Existenz bedroht. Der Handel klagt, dass sich die Auswirkungen bis in die Fußgängerzone ziehen.

Foto: Mathias Schneck

Die Nerven liegen blank. Und das mittlerweile bei zahlreichen Gastronomen und Händlern in und rund um die Alte Ixheimer Straße. Ja, der Unmut zieht sich sogar bis in die Fußgängerzone hinein. Denn die Sperrung der Alten Ixheimer Straße droht zu einem Sommer-Albtraum zu werden.

Waren ursprünglich vier Wochen für die Sperrung angesetzt (was viele schon als äußerst großzügig bemessen empfanden) droht nun eine lange Hängepartie wegen der Probleme im Zusammenhang mit den geplanten Abbrucharbeiten in der Straße (wir berichteten mehrfach).

Das Entsetzen bei Gastronomen und Händlern ist groß über die Entwicklung. Und es gibt gehörigen Ärger über die Stadt, weil diese überhaupt nicht kommuniziere, nicht auf die Gewerbetreibenden zugehe. Mittlerweile wollen einige Gastronomen einen Anwalt einschalten, der Regressforderungen prüfen soll.

Milan Jovic ist Inhaber des Restaurants „Blaue Adria“ in der Alten Ixheimer Straße. Er hat ein anschauliches Bild für deren jetzigen Zustand: „Diese Straße ist wie ein Blinddarm.“ Jovic zeigt sich im Gespräch mit dem Merkur verzweifelt. „Wir werden von der Stadt schlecht behandelt“, klagt er. Die Informationspolitik sei verheerend. Beziehungsweise – es gebe überhaupt keine Informationspolitik. „An dem Tag, an dem die Schilder aufgestellt wurden, haben wir von der Sperrung erfahren. Mit uns hat im Vorfeld kein Mensch vom Rathaus gesprochen.“ Der Gastronom klagt: „Ich lebe nicht nur von Stammkundschaft, sondern auch von Menschen, die an meinem Restaurant vorbeifahren und sehen, dass es hier ein Angebot gibt.“

Die Stadt interessiere offenbar für solche Probleme nicht: „Uns fragt keiner: ,Wie kommt Ihr zurecht mit der Sperrung?‘ Es war noch niemand bei mir und hat sich mal erkundigt. Wir sind der Stadt vollkommen egal. Wenn man in der Alten Ixheimer Straße keinen Handel und keine Gastronomie will, dann soll es man es halt sagen. Das wäre mir lieber, wenn man so ehrlich wäre.“

Schräg gegenüber von Jovic‘s Restaurant sind die Sorgen nicht geringer. Ralf Lelle, Inhaber des Elektrofachgeschäfts „Radio Schwarz“ beklagt im Gespräch mit unserer Zeitung ebenfalls eine nicht vorhandene Kommunikation der Stadtverwaltung. Wenige Tage vor Beginn der geplanten Abbrucharbeiten habe er das Hinweisschild gelesen.

Daraufhin habe er City-Managerin Petra Stricker gefragt, was das heißen solle, was genau auf die Gewerbetreibenden zukomme – aber diese sei genauso überrascht gewesen. Lelle rügt, dass die Stadt den Händlern und Gastronomen gegenüber „keine Wertschätzung“ zeige.

Lelle sieht kein Licht am Ende des Tunnels. Ursprünglich habe die Sperrung vier Wochen dauern sollen. Nun befinde man sich in Woche fünf – und von drei abzureißenden Häusern sei erst eines weg.

Thorsten Albrecht betreibt in der Maxstraße sein „Café Pastis“. Er leidet genauso unter der Sperrung wie seine Kollegen in der direkt betroffenen Alte Ixheimer Straße nebenan. Auch er macht klar: „Es gab und gibt überhaupt keine Kommunikation. Von der Sperrung habe ich aus der Zeitung erfahren. Wir sind mittlerweile in der fünften Woche. Wie lange soll das noch weitergehen?“  Er habe sich an das Bauunternehmen Novum, das in der Alten Ixheimer Straße drei Gebäude abreißen will, um dort neue Wohnhäuser zu errichten (wir berichteten) gewandt. Dort habe man ihn an die Stadt verwiesen. „Wie soll ich denn bitteschön planen? Mit dem Personal? Mit den Einkäufen? Unter der Woche ist es so gut wie tot hier. Am Wochenende finden noch ein paar Stammgäste zu mir, die wissen, wie sie die Sperrung umfahren können.“

Albrecht sagt, er frage sich, warum die Stadt die Straße, in der seit dem Fund von Asbest im ersten abgebrochenen Haus sowie der Entdeckung statischer Probleme beim zweiten nun abzureißenden Haus alles stillsteht, nicht freigebe.

„Es wird dort schon seit Wochen nicht mehr gearbeitet. Die Bauarbeiter müssten doch in der Lage sein, die Straße binnen eines Vormittags freizuräumen. Dann könnte man solange wieder Verkehr durchfahren lassen, bis es an den Abbruch des nächsten Gebäudes geht.“

Der Gastronom sagt, mehrere Kollegen von ihm und er selbst prüften die Einschaltung eines Rechtsanwaltes, der solle klären, inwieweit Regressforderungen möglich seien.

Katja Leiner, Inhaberin der Bäckerei in der Lammstraße und des „Café Leiner“ am Alexanderplatz, sagt, nicht nur die Alte Ixheimer Straße und die Maxstraße seien betroffen. Das Problem ziehe sich bis in die Innenstadt hinein (tatsächlich hat bereits Heiner Grim im Merkur beklagt, dass sein Imbiss am - aktuell verlegten - Busbahnhof empfindliche Umsatzeinbußen erleide). „Uns fehlt auch der Busbahnhof“ sagt Leiner. Dessen Verlegung an den Hauptbahnhof sei problematisch. „Viele ältere Kunden schaffen den Fußweg von dort zu uns einfach nicht.“ Auch Leiner kritisiert eine Null-Informationspolitik: „Es ist wirklich schade, dass es von der Stadt nicht einmal ein Feedback gibt.“ Sicher: Wo gebaut werde, da tauchten Hindernisse auf. Aber man müsse doch miteinander reden, es müssten Informationen getauscht werden.

Sandra Cleemann, Sprecherin der Händlervereinigung Gemeinsamhandel, kann die Sorgen ihrer Kollegen nur allzu gut verstehen. „Der Ärger und der Unmut der Händler und Gastronomen ist verständlich. Hier geht es um Existenzen und Existenzängste. Gerade nach der Coronazeit – hier hatte die Gastronomie schon eine ewig lange Durststrecke zu verkraften!“, erklärt sie. „Wenn dann kein Informationsaustausch zustande kommt, ist das für den Handel und die Gastronomie eine ganz schreckliche Situation.“ Auch Cleemann sieht Auswirkungen der Sperrung auf die Händlerschaft im Großen: „Natürlich wirkt sich diese Situation auch teilweise auf den innerstädtischen Handel aus. Wichtig wäre für alle, mehr Information zu erhalten – und, wenigstens, eine Art Zwischen-Lösung zu finden.“

Die Stadtverwaltung war am Montag trotz mehrfacher Versuche der Kontaktaufnahme für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

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