Schillerstraße: Stadt sieht sich weiter nicht in Haftung Klagen über weitere Schäden in Gebäude

Zweibrücken · Im Haus an der Schillerstraße 5 haben sich neue Risse gebildet, klagen zwei Eigentümer. Schuld seien die fortgesetzten Arbeiten an der Spundwand. Die Stadt sieht sich weiterhin nicht in der Haftung.

 Steuerberater Wolfgang Schlachter zeigt einen der Risse, die sich in seiner Praxis gebildet haben. Foto: Mathias Schneck

Steuerberater Wolfgang Schlachter zeigt einen der Risse, die sich in seiner Praxis gebildet haben. Foto: Mathias Schneck

Foto: Mathias Schneck

Das Haus in der Schillerstraße 5 am Schwarzbach kommt nicht zur Ruhe. Nun beklagen zwei Wohnungs-Eigentümer gegenüber unserer Zeitung weitere Schäden. Sie sehen einen direkten Zusammenhang mit der Sanierung der Spundwand, die direkt am Gebäude entlang verläuft. Die Stadt erklärt, alle Beschwerden würden geprüft. Allerdings sehe man sich nicht in der Haftung. Und: Die Arbeiten an der Spundwand müssten fortgesetzt werden.

Es läuft alles auf einen Rechtsstreit hinaus. Bereits jetzt sind fünf Gutachter mit dem Fall beschäftigt.

Um die beiden betroffenen Eigentümer, die sich jetzt an uns wandten, handelt es sich um Wolfgang Schlachter und Ursula Dietze. Schlachter ist Verwalter der Wohnungs-Eigentümer-Gemeinschaft Schillerstraße 5. In den Räumen, die sein Eigentum sind, betreibt er seine Steuerberater-Praxis.

Schlachter bittet den Merkur zur Besichtigung dort. Er weist auf zwei deutlich erkennbare Risse hin, einer in einem der Büros, ein anderer im Flur. „Diese Risse sind frisch entstanden“, sagt der Steuerberater. Dazu kämen noch ältere Risse. Aber das sei noch nicht alles. Schlachter: „In meiner Praxis gibt es ein Putzkämmerchen. Dort hat sich der Boden am Montag abgesenkt.“

Das klingt dramatisch. Und so ist auch die Stimmung bei dem Eigentümer. Ihm schwant, was ihm womöglich bevorsteht – eine unter Umständen lange, juristische Auseinandersetzung. Die Lage ist komplex. Entlang des Gebäudes an der Schillerstraße 5 verläuft die Spundwand am Schwarzbach. Diese wird seit Juni 2021 aufwendig saniert. Wie berichtet, zeigten sich bereits zum Jahresende in dem Anwesen teils erhebliche Risse im Außenbereich und im Inneren. Ein größerer Teil der Wohnungen wurde evakuiert, die Betroffenen in Hotels beziehungsweise Wohnungen der Gewobau untergebracht.

Schlachter gehört zu denen, die bislang noch nicht weichen mussten. Doch auch er blickt nun mit Sorge auf die frischen Risse.  Er ist davon überzeugt: „Diese Schäden hängen mit den Arbeiten an der Spundwand zusammen.“ Fassungslos merkt er an: „Das ist ein unhaltbarer Zustand.“

Als er zu Wochenbeginn die neuen Risse und die Bodensenkung in der Abstellkammer bemerkte, kontaktierte er sofort via E-Mail Rechtsamt, Bauamt und die Versicherung der Stadt, berichtet der Verwalter der Wohnungseigentümer-Gemeinschaft.

Bereits einen Tag später habe er Antwort erhalten. Und zwar von der Versicherung der Stadt. „Die hat erklärt, dass sie nicht zuständig ist. Die Stadt weist alle Verantwortung von sich. Ich empfinde dieses Verhalten als Kriegserklärung“, sagt Schlachter bitter.

Bereits fünf Gutachter sind in dem Rechtsstreit involviert: je ein Gutachter für Boden und Statik, beauftragt von Schlachter, zwei Gutachter für Boden und Statik, die die Stadt beauftragt hat plus ein Gutachter der Versicherung.

Die Stadt verweist auf Anfrage darauf, dass die Versicherung es mangels Haftung der Stadt Zweibrücken ablehne, für den Schaden einzutreten. Man verstehe die Sorge der Eigentümer, bitte aber um Verständnis darum, dass sich die Stadt als Versicherungsnehmer nicht gegen den Standpunkt des Versicherers stellen könne. Alleine schon, um nicht den Versicherungsschutz zu gefährden.

Mit diesen Worten begründete das Rechtsamt auch gegenüber einer weiteren Eigentümerin, Ursula Dietze, die ablehnende Haltung. Dietze,  Vermieterin von Eva Czogola (siehe Foto), legte uns das Schreiben vor.

 Mieterin Eva Czogola zeigt einen der stärksten Risse, die zuletzt in ihrer Wohnung entstanden. Foto: Mathias Schneck

Mieterin Eva Czogola zeigt einen der stärksten Risse, die zuletzt in ihrer Wohnung entstanden. Foto: Mathias Schneck

Foto: Mathias Schneck
 Wolfgang Schlachter zeigt einen der Risse, die jetzt in seiner Praxis in der Schillerstraße 5 entstanden; auch Eva Czogola, die eine Wohnung in dem Anwesen hat, beklagt neue Risse. Unten: Auch am Dienstag wurde an der Spundwand gearbeitet, hinten ist das betroffene Gebäude zu sehen.   Fotos: Mathias Schneck

Wolfgang Schlachter zeigt einen der Risse, die jetzt in seiner Praxis in der Schillerstraße 5 entstanden; auch Eva Czogola, die eine Wohnung in dem Anwesen hat, beklagt neue Risse. Unten: Auch am Dienstag wurde an der Spundwand gearbeitet, hinten ist das betroffene Gebäude zu sehen.  Fotos: Mathias Schneck

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Jens John, Pressesprecher der Stadt, erklärt, dass die Stadt die Sanierung der Spundwand fortsetzen müsse. Diese  sei einsturzgefährdet und müsse saniert werden.

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