Zweibrücker DRK kontert heftige Vorwürfe zu Abstrichen „Wir sind der Prellbock“

Zweibrücken · Das DRK beklagt Kritik in Sozialen Netzwerken. Vorwurf von „Gehirn­bohrerei“ oder unhygienischem Vorgehen sei dreist. Es seien bereits Ehrenamtlicher entnervt abgesprungen.

 Fährt das DRK bei den Nasen-Rachen-Abstrichen „in de Härnkaschde“, wie manche verärgert kritisieren? DRK-Chef Hans Prager findet diesen Vorwurf unmöglich. Bis zu 500 Abstriche (Symbolbild) würden am Tag vorgenommen – vorschriftsmäßig –, es stehe alles unter Dauerdruck, Pöbeleien verschreckten bereits einige Ehrenamtler.

Fährt das DRK bei den Nasen-Rachen-Abstrichen „in de Härnkaschde“, wie manche verärgert kritisieren? DRK-Chef Hans Prager findet diesen Vorwurf unmöglich. Bis zu 500 Abstriche (Symbolbild) würden am Tag vorgenommen – vorschriftsmäßig –, es stehe alles unter Dauerdruck, Pöbeleien verschreckten bereits einige Ehrenamtler.

Foto: picture alliance/dpa/Jörg Carstensen

Die Nerven liegen zunehmend blank. So viel steht fest. Bereits am Mittwoch beklagte das DRK im Pfälzischen Merkur eine wachsende verbale Übergrifflichkeit an dem Testcenter an der Kasernenstraße. Doch von Tag zu Tag scheinen immer mehr Bürger ihren Unmut über die Corona-Regeln der Politik, über die Pflicht zu Abstrichen und anderem, nicht mehr unter Verschluss zu halten.

„Wir sind der Prellbock“, ärgerte sich DRK-Chef Hans Prager am Freitag über aktuelle Vorwürfe in den Sozialen Netzwerken. Dort werde den DRK-Helfern an der Teststation vorgeworfen, sie würden mit den Stäbchen „in de Härnkaschde“ (ins Gehirn) fahren. „Es wird teilweise richtig beleidigend“, zeigte sich Prager fassungslos.

Nicht nur die Intensität der Abstriche werde von Bürgern verärgert kritisiert. Es werde an der Teststation auch gepöbelt, die Helfer seien „lahmarschig“, berichtet der DRK-Chef. Und es werde behauptet, es ginge an der Teststation „unhygienisch“ zu.

Prager kontert diese Vorwürfe. Dass den Abgestrichenen das tiefe Einführen des Stäbchens nicht gefalle, könne er ja nachvollziehen. „Aber wir machen die Tests so, wie sie erforderlich sind. Nicht, wie sie den Leuten gefallen. Um ein verlässliches Ergebnis zu bekommen ist es erforderlich, das Stäbchen in den Nasen-Rachen-Raum zu schieben. Im vorderen Bereich der Nase abzustreichen, ist zu unpräzise“, erklärt der DRK-Chef.

Gerade jetzt, im Winter, sei der vordere Nasenbereich meist trocken. „Die Hauptvirenlast befindet sich im Nasen-Rachen-Bereich. Oder im Mund“, erläutert Prager. „Es ist unangenehm, ich verstehe das. Aber da wird nichts ,durchgestochen’“, macht er deutlich.

Wenn jemand unbedingt wolle, könne der Abstrich auch im Mund vorgenommen werden. Aber nur im Wangenbereich herumzufahren, bringe nichts. Dann müsse das Stäbchen in den Rachen – und verursache dort leider einen Würgereiz. „Ich weiß nicht, ob das für die Leute angenehmer ist“, wagt Prager zu bezweifeln. Er stellt klar, dass die Ehrenamtler jede Woche geschult würden, sie wüssten, was sie tun.

Zum Vorwurf, die Mitarbeiter seien zu langsam, merkt der DRK-Chef an: „Die Tests, das Ausfüllen der Formulare, das kostet alles Zeit.“ Um die 15 Minuten seien dafür zu veranschlagen, schneller gehe es schlicht und ergreifend nicht.

Der Vorwurf, es gehe am Testcenter „unhygienisch“, zu, verärgert Prager sehr. „Auf Facebook wurde kritisiert, wir würden zwischen den einzelnen Abstrichen die Handschuhe nicht wechseln.“ Dies sei starker Tobak. Prager: „Nach jedem Abstrich werden die behandschuhten Hände desinfiziert. Das ist alles korrekt so. Das ist hygienisch. Die Leute sollen mal überlegen: Wir machen inzwischen 400 bis 500 Abstriche am Tag. Wenn wir nach jedem Abstrich die Handschuhe wechseln wollten, wären das an einem einzigen Tag rund 1000 Handschuhe. Und zirka 500 Kittel. Das wären unfassbare Müllberge.“

Wenn ein Getesteter positiv sei, werde aus Vorsichtsgründen aber „alles gewechselt“, so Prager. „Handschuhe, Kittel – komplett.“

Man habe auch einige sogenannte „Lolli-Tests“ durchgeführt. Die seien für die Bürger angenehmer, weil sie dann das Teststäbchen quasi, wie einen Lolli, im Mund hin- und herbewegen. Aber diese Tests seien ungenau. Sie würden verfälscht, wenn jemand vorher ein Mundwasser mit Listerine benutzt habe, oder Alkohol oder Tabak konsumiert habe, es reiche wohl gar ein Bonbon.

In drei Fällen habe der Lolli-Test ein „negativ“ ergeben – und ein anschließender Nasen-Rachen-Abstrich habe angeschlagen. „Daraufhin haben wir auf Bitten des Gesundheitsamtes Abstand von den Lolli-Tests genommen.“

Prager sagte, die zunehmenden verbalen Attacken machten seinen Mitarbeitern zu schaffen, es sei nicht in Ordnung, den Zorn über die Politik an ihnen auszulassen; bereits vier Ehrenamtler hätten deswegen aufgehört.

Alles ist am Limit. Bis zu 500 Abstriche am Tag an dem derzeit einzigen Testcenter des DRK (mit zwei Teststraßen) an der Kasernenstraße. Damit ist das DRK nicht mehr weit weg von dem Spitzenwert im vergangenen Sommer, als es bis zu 600 Abstriche am Tag waren – allerdings verteilt auf drei Testcenter.

Um einen Teil der Last vom Testcenter in der Kasernenstraße zu nehmen, öffnet das DRK an diesem Samstag ein zweites Testcenter. Und zwar im Ex-Gewobau-Gebäude am Schlossplatz (wo im Sommer schon einmal abgestrichen wurde. Die Zeiten dort: Samstag 16 bis 20 Uhr, Sonntag neun bis 13 Uhr, Montag bis Freitag 16 bis 20 Uhr.

Ferner werde geprüft, einen weiteren Standort in der Innenstadt zu öffnen. „Aber nicht auf dem Herzogplatz. Dort hatten wir ja im Sommer einen Container stehen. Ich habe Sorge, dass Vandalen den beschädigen könnten – wie schon in der Kasernenstraße.“

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