Erste Ankünfte in Zweibrücken Flüchtlinge aus Ukraine: Stadt lotet Hilfe aus

Zweibrücken · Stadt und DRK prüfen Unterkünfte und Versorgungswege für womöglich bald in Zweibrücken eintreffende Flüchtlinge. Container auf Flugplatz derzeit nicht geeignet. DRK sieht große Spendenbereitschaft, warnt aber vor Hilfe in Eigenregie.

 Hans Prager, Chef des DRK freut sich, dass bereits viele Bürger Spendenbereitschaft signalisieren.  Foto: nlg/pma

Hans Prager, Chef des DRK freut sich, dass bereits viele Bürger Spendenbereitschaft signalisieren. Foto: nlg/pma

Foto: Nadine Lang

Der Krieg in der Ukraine treibt weltweit die Menschen um. Auch in Zweibrücken. Es sind bereits viele Bürger auf das DRK zugegangen mit der Frage, wie sie helfen können, freut sich DRK-Chef Hans Prager. Er bittet um Geduld, was das Ausloten von Hilfsmöglichkeiten anbelangt – und warnt zugleich davor, in Eigeninitiative tätig werden zu wollen.

Die Stadtverwaltung arbeitet derweil Hand in Hand mit dem DRK zusammen und bereitet sich auf die Ankunft von Flüchtlingen aus der Ukraine vor, wie Jens John, Sprecher des Rathauses, am Mittwoch auf Anfrage sagte. John sagte, die ersten Flüchtlinge seien bereits am Montag eingetroffen. „Es waren alles Menschen, die in Zweibrücken Verwandte haben und wohl bei diesen untergekommen sind – was ja die beste Lösung ist, so haben sie gleich vertraute Personen um sich.“

John sagte, die Verwaltung arbeite intensiv mit Gewobau und Sozialamt daran, für womöglich bald schon weitere eintreffende Flüchtlinge vorbereitet zu sein. „Allerdings ist die Lage derzeit noch völlig unübersichtlich“, sagte er. Und verwies auf die rheinland-pfälzische Integrationsministerin Katharina Binz. „Diese hat gesagt: ,Wir befinden uns vor der Lage‘“, zitiert John. Will heißen: Das Eigentliche kommt erst noch.

John sagte, „es gibt noch keine richtige Leitlinie des Landes, es ist derzeit nicht abzuschätzen, wie viele Flüchtlinge zu uns kommen werden“. Es gebe in Deutschland „eine relativ große Gemeinschaft von Ukrainern“, sicher würden etliche der bereits hier Lebenden die Ankommenden betreuen und zumindest teilweise auch bei sich unterbringen wollen. Aber selbstverständlich müssten die Kommunen, auch die Stadt Zweibrücken, so gut wie irgend möglich darauf eingestellt sein, Wohnungen anbieten zu können.

„Wir akquirieren gerade gemeinsam mit der Gewobau und dem Sozialamt das mögliche Angebot“, sagte der Stadtsprecher weiter, das DRK arbeite mit daran, „einen Pool von Hilfsmöglichkeiten zu bilden“.

Die immer wieder einmal ins Spiel gebrachten Flüchtlingshäuschen auf dem Flugplatz könnten aktuell nicht in diesen Pool mit aufgenommen werden. „Es sind halt vier Wände mit einer Lampe drin“, skizzierte er die möglichen Wohnverhältnisse dort. Es müssten sanitären Einrichtungen installiert werden, ebenso Versorgungseinrichtungen.

John erinnerte daran, dass die Häuschen mittlerweile im Eigentum der Bundespolizei stehen. „Wenn der Bund der Auffassung ist, dass die Container ertüchtigt werden sollten, dann obliegt es dem Bund, hier tätig zu werden.“

Es gibt also viel zu tun, zu prüfen – und abzuwarten. Auch für das DRK. Das sieht sich bereits, wie erwähnt, mit vielen Anfragen hilfsbereiter Bürger konfrontiert. „Bei uns gehen seit Montag unzählige Anfragen ein“, bilanziert DRK-Chef Prager. Er berichtet, viele besorgte Bürger fragten, „wie man Angehörige aus der Gefahrenlage nach Deutschland holen oder zumindest Hilfsgüter vor Ort bringen könnte“.

Prager sagt, sein Kreisverband Südwestpfalz stehe über den Landesverband mit dem DRK-Generalsekretariat in Kontakt, welches wiederum mit dem Internationalen Roten Kreuz (IKRK) in Genf die Informationen austausche.

„Niemand kann im Moment seriöse Einschätzungen zum Ausmaß der Fluchtbewegungen abgeben“, merkt der Helfer an. Nach Angaben der Vereinten Nationen seien bis Ende Februar „über 300 000 Menschen aus der Ukraine in die Nachbarländer geflohen. Viele Familien werden auseinandergerissen und kommen nicht gemeinsam über die Grenzen“. Gemeinsam mit der Stadtverwaltung werde geprüft, wie und wo Hilfe möglich ist, Stichwort: Unterbringung und Versorgungswege. Auch Prager sagt, die Flüchtlings-Container auf dem Flugplatz seien aktuell nicht tauglich und müssten erst „mit sehr hohem Aufwand reaktiviert werden“.

Das Herzstück der Anlage, das Sozialzelt mit dem Küchentrakt, der Wäscherei und dem Speisesaal stehe nicht mehr. Zudem müssten wintertaugliche Sanitärcontainer beschafft werden, „denn mit Dixi-Toiletten ist es nicht getan“.

Prager bittet um Verständnis, dass seine Helfer von den „erneut sehr spendenbereiten“ Bürgern zur Zeit noch keine Sachspenden annehmen könnten. Ein Transport ins Kriegsgebiet sei unmöglich, Hilfsgüter würden dort nicht ankommen, sie würden am Ende „verschwinden“ oder müssen entsorgt werden. 

Der Zweibrücker warnt vor Hilfe in Eigenregie: „Gut gemeinte, aber nicht abgestimmte Lieferungen füllen Lagerhäuser, binden Transport- und Sortierkapazitäten. Sie helfen leider nicht, sie behindern die humanitäre Arbeit vor Ort.“ Auch das Internationale Rote Kreuz habe darauf hingewiesen, dass unkoordinierte Lieferungen und Hilfe zu einem Infarkt lebenswichtiger Versorgungslinien führten.

 Flüchtlinge aus dem ukrainischen Kriegsgebiet bei ihrem Eintreffen im Hauptbahnhof Berlin. Wie viele Menschen aus dem Kriegsgebiet werden in Zweibrücken und der Südwestpfalz ankommen? Diese Frage sei derzeit unmöglich zu beantworten, erklärt das Rathaus in Zweibrücken.

Flüchtlinge aus dem ukrainischen Kriegsgebiet bei ihrem Eintreffen im Hauptbahnhof Berlin. Wie viele Menschen aus dem Kriegsgebiet werden in Zweibrücken und der Südwestpfalz ankommen? Diese Frage sei derzeit unmöglich zu beantworten, erklärt das Rathaus in Zweibrücken.

Foto: dpa/Paul Zinken

Das DRK habe ein Spendenkonto eingerichtet, welches zentral verwaltet wird und zur gezielten Unterstützung vor Ort durch den Schwesternverband, das Ukrainische Rote Kreuz, zur Verwendung komme. Prager: „Sie können sicher sein, dass durch diese Art der Unterstützung zur Zeit die effektivste Hilfe der Menschen in Not erfolgt.“

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