Gesetz gilt ab 16. März - Sorge und Kritik Die Impfpflicht rückt immer näher

Zweibrücken · In den Seniorenheimen in Zweibrücken und dem Nardini-Klinikum sind über 95 Prozent der Mitarbeiter geimpft. Dennoch blicken die Einrichtungen mit einem gewissen Unbehagen auf die Impfpflicht, die ab 16. März gilt. Die Diakonie sieht das Gesetz kritisch.

 Pflegekräfte sind in ganz Deutschland händeringend gesucht. Die Impfpflicht für Gesundheitsberufe, die ab 16. März gilt, wird die Lage auch nach Einschätzung von Zweibrücker Experten weiter verschärfen.

Pflegekräfte sind in ganz Deutschland händeringend gesucht. Die Impfpflicht für Gesundheitsberufe, die ab 16. März gilt, wird die Lage auch nach Einschätzung von Zweibrücker Experten weiter verschärfen.

Foto: dpa/Marijan Murat

Corona. Ein Wort, das seit fast zwei Jahren alles andere überdeckt. Aktuell sorgt die „Omikron“-Variante für zahlreiche positive Tests. Folge: Die Heime müssen aus Sicherheitsgründen einige Tage lang Gruppen oder gar das ganze Haus für Besucher schließen. In Zweibrücken hat es jetzt drei Häuser getroffen (siehe „Info“).

Als wäre das nicht Herausforderung genug rückt der 16. März immer näher. Ab dann müssen alle Beschäftigten nachweisen, dass sie gegen Corona geimpft sind.

Wie sehen die Seniorenheime und das Nardini-Klinikum in Zweibrücken dieses Thema? Der Merkur fragte nach.

Die Diakonie betreibt in Zweibrücken das Haus Kana und in Contwig das Haus Sarepta. Stefanie Eyrisch, Sprecherin der Diakonie, übt Kritik an dem Gesetz: „In unseren Augen ist die einrichtungsbezogene Impfpflicht kritisch zu bewerten – nicht aus medizinischer Sicht, sondern weil so viele praktische, vor allem auch arbeitsrechtliche Fragen noch ungeklärt sind.“  Schwierig sei insbesondere, „dass die Impfpflicht aller Voraussicht nach nicht mit einer allgemeinen Impfpflicht einhergehen wird. Hier droht, dass wir gutes und dringend benötigtes Fachpersonal in andere Branchen verlieren könnten.“

Die Sprecherin fügt hinzu, ihr sei es wichtig, „auch ein gewisses Maß an Verständnis für meine Kollegen zu wecken. Diese haben seit über zwei Jahren eine professionelle Pflege geleistet.“ Viele schwierige Situationen seien gemeistert worden – ob geimpft oder nicht. Sie würden nun – zumindest aus ihrer Sicht – als Buhmänner dargestellt, die eine große Gefährdung darstellten, beklagt die Sprecherin. Und ergänzt: „Zumal auch weiterhin ungeimpfte Angehörige zu Besuch kommen können, die bei Nichteinhaltung der Hygienemaßnahmen ein ebenso großes Risiko für die Bewohner darstellen können.“

Im Haus Kana und im Haus Sarepta gebe es mittlerweile eine durchschnittliche Impfquote von 96 Prozent – bei Mitarbeitern wie Bewohnern. Unter diese Quote fielen auch die durch eine Infektion Immunisierten. Eyrisch sagt, wegen der bevorstehenden Impfpflicht habe noch niemand gekündigt, aber die Befürchtung habe man schon. Einige Mitarbeiter würden auf den Protein-Impfstoff Novavax warten. 

Das Wichernhaus in Zweibrücken kann gleichfalls eine hohe Impfquote verkünden. Leiter Raphaël Baumann, sagt, inzwischen seien schon 98 Prozent der Bewohner geboostert; von den 166 Mitarbeitern seien fast 96 Prozent vollständig geimpft. Eine der nicht-geimpften Mitarbeiter sei derzeit im Genesenen-Status, zwei Mitarbeiter warteten auf Novavax. Baumann zieht daher das Fazit: „Ich habe nicht die Sorge, dass wegen der Impfpflicht der Laden zusammenbricht. Ich habe keine Angst vor der Impfpflicht.“ Jedoch ergänzt er: „Aber ich kann und will auf keinen einzigen Mitarbeiter verzichten.“ Leider habe eine Auszubildende mit der Begründung gekündigt, sie wolle sich nicht impfen lassen. Baumann beklagt, wie Eyrisch, „dass rechtlich viele Dinge noch gar nicht geklärt sind“.

Andrea Schantz, die das Awo-Seniorenheim in Zweibrücken leitet, sagt: „Wir kündigen niemandem wegen der Impfpflicht.“ Allerdings müsse man dem Gesundheitsamt bis 15. März den Status aller Mitarbeiter melden. Dann drohe von der Behörde leider ein Betretungsverbot oder Bußgeld. „Uns trifft es aber kaum, da wir bei einer Impfquote von 98 Prozent bei Mitarbeitern liegen“, sagt sie. Bei den Bewohnern liege sie bei 93 Prozent. „Danke dafür an alle“, betont Schantz. 

Aufgrund einer kompletten Impfung der Mitarbeiter ist Hans Prager entspannt, was das DRK-Gästehaus für Pflege in Mörsbach anbelangt. Alle 28 Mitarbeiter in Mörsbach seien geimpft, es drohe also kein einziger Ausfall ab 16. März. Weniger erfreulich für Prager ist aktuell, dass auch sein Haus von mehreren Infektionen betroffen ist.

Das Nardini-Klinikum mit seinen beiden Standorten in Zweibrücken und Landstuhl hat derzeit eine Impfquote von rund 95 Prozent der zirka 1400 Mitarbeiter. Dennoch: Fünf Prozent klinge zwar wenig, sei in Wirklichkeit aber viel. „Man muss sehen, was  mit den etwa fünf Prozent ist“, sagt Thomas Frank, Sprecher des Klinikums. „Sind die nicht geimpft, weil sie nicht können? Oder weil sie nicht wollen?“  Frank sorgt sich um jeden möglichen Abgang. „Auch, wenn uns nur ein oder zwei Prozent durch die Impfpflicht verloren gehen sollten: Das wird nicht einfach, dies zu kompensieren. Wir haben deutschlandweit einen Fachkräftemangel.“ Leider hätten „vereinzelt“ Auszubildende mit Blick auf die bevorstehende Impfpflicht gekündigt.

Der Sprecher sieht in der Impfpflicht „eine Chance, aber auch ein Risiko.“ Die Politik habe es so entschieden, dem müssten sich die Gesundheitseinrichtungen nun stellen. Viele Fragen seien juristisch noch nicht geklärt sind – auch, wenn das Bundesgesundheitsministerium im Internet mittlerweile viele Erläuterungen gebe. Für die betroffenen Häuser sei das Sammeln der Impfdaten, die Meldung an die Gesundheitsämter, das Überprüfen der Vorschriften, ein enormer Aufwand.  Frank mahnt: „Wir müssen schauen, dass wir handlungsfähig bleiben.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort