Einzelhandel Händler haben trotz Lockdown zu tun

Zweibrücken · Die Geschäfte in der Zweibrücker Innenstadt dürfen zwar nicht öffnen – sie beliefern ihre Kunden aber, oder verkaufen an der Tür. Angenommen wird das nicht überall gleich gut. Das Stadtmarketing will unterstützen, wo es kann.

 Besonders einladend weihnachtlich gestaltet ist der An-der-Tür-Verkauf bei Idee + Spiel Cleemann.

Besonders einladend weihnachtlich gestaltet ist der An-der-Tür-Verkauf bei Idee + Spiel Cleemann.

Foto: Lutz Fröhlich

Es ist Lockdown und die Zweibrücker Innenstadt ist ungewohnt leer für die Vorweihnachtszeit. Das bedeutet jedoch nicht, dass plötzlich auch der Handel ruht. Anders als etwa in Bayern oder Baden-Württemberg dürfen Einzelhändler in Rheinland-Pfalz Waren ausliefern oder sogar an einer Abholstation herausgeben. Das Prinzip  „click and collect“, wie es offiziell heißt, werde von den Kunden „gut angenommen“ sagen Sandra Cleemann von Spiel + Idee Cleemann und Lothar Köhler, der stellvertretende Filialleiter von Thalia in der Zweibrücker Innenstadt.

Doch wie genau läuft das ab? Bei Thalia sollen die Kunden anrufen oder per Mail durchgeben was sie brauchen, erklärt Köhler. Dann können sie vor die Filiale in die Zweibrücker Hauptstraße kommen und ein Mitarbeiter bringt die georderte Ware. Bezahlt werde natürlich kontaktlos. „Die Landesregierung will natürlich nicht, dass da plötzlich Massen auftauchen“, sagt der stellvertretende  Filialleiter. Das passiere aber auch nicht. Schlangen gebe es keine. „Vielleicht kommen zehn Kunden pro Stunde“, schätzt Köhler. Es sei gut, dass Paketauslieferer durch die Abholstation entlastet würden. Und von den Kunden gebe es auch positives Feedback.

Ähnlich erlebt es Sandra Cleemann, Chefin des gleichnamigen Spielwarengeschäfts in der Fußgängerzone. „Die Stammkunden sind fleißig am bestellen“, sagt sie. Obwohl sie im Lockdown nicht wie gewohnt „schaffen“ können, packen alle Mitarbeiter bei Cleemann mit an. Neben der Abholstation liefert der Spielehändler auch selbst aus – mit privaten Pkw. Maximal zwei Autos bringen die Spielwaren dorthin, wo sie gewünscht werden.

Damit auch alle Interessierten mitbekommen, dass Abholen und Liefern möglich sind, macht Cleemann erneut bei „Zweibrücken bringt’s“ mit. Die Aktion, die im Frühjahr von der Stadt Zweibrücken gestartet wurde, läuft aktuell wieder an. Im Frühjahr präsentierten sich dort fast 100 Händler, wie Stadtmarketing-Chefin Petra Stricker erklärt. „Zweibrücken bringt’s“ sei eine reichweitenstarke Kommunikationshilfe für Händler, die den Kunden so zeigen können, dass sie auch im Lockdown noch da sind und etwas anbieten. „Wir versuchen jede Hilfestellung zu geben, die möglich ist“, sagt Stricker.

Bereits am Montagmorgen habe sie die Händler informiert, dass die Aktion wieder laufe. „Manche sagen zwar auch, es bringt für uns nichts, doch viele haben bereits positive Erfahrungswerte gesammelt“, sagt die Stadtmarketingchefin, die aktuell auch jeden Tag einen Händler über die Social Media Kampagne „Wir sind Zweibrücken“ vorstellt. Jeden Tag, außer sonntags, werde genau ein Betrieb präsentiert. Das ganze laufe schon seit November – es seien aber noch genug Steckbriefe in der Pipeline, so Stricker.

Alle befragten Einzelhändler in der Zweibrücker Innenstadt erlebten in den letzten Tagen vor dem bundesweit verhängten Lockdown nochmal einen „starken“ teils sogar „extremen Ansturm“. Dementsprechend sei die Nachfrage nicht überall, wo „click and collect“ angeboten werde, gleich groß. Eine Verkäuferin der Parfümerie CB berichtet auf Merkur-Anfrage von nur wenigen Abholern, obwohl CB mit Plakaten und Flyern auf „click and collect“ hingewiesen hatte. „Viele haben sich wohl schon mit Produkten eingedeckt – wir hatten auch eine Rabattaktion vor dem Lockdown“, erklärt sich die Parfümerie-Mitarbeiterin das Ausbleiben der abholenden Kundschaft.

Auch Hannelore Kuppens von der Boutique Fashion City erlebt die Zeit kurz nach dem Lockdown-Start so. Die Boutique habe zwar einen Bringservice, viel laufe aber aktuell nicht, da die Stammkunden alle unmittelbar vor dem Lockdown nochmal einkaufen waren. Weil Kleidung nicht so gern ohne Anprobe gekauft werde, ist eine Abholstation für Hannelore Kuppens nicht so lukrativ. Kunden könnten aber Gutscheine kaufen, die die Einzelhändlerin selbst ausliefert.

 Kerstin Berger holt bei der Buchhandlung Thalia Weihnachts- und Geburtstagsgeschenke. Luca Ruppert verkauft hinter einer Plexiglasscheibe.

Kerstin Berger holt bei der Buchhandlung Thalia Weihnachts- und Geburtstagsgeschenke. Luca Ruppert verkauft hinter einer Plexiglasscheibe.

Foto: Lutz Fröhlich

„Der Andrang vor dem Lockdown war so groß, weil uns die Kunden nochmals unterstützen wollten. Damals wussten wir noch nicht, ob wir einen Abhol- und Lieferservice anbieten können“, sagt Sandra Cleemann. Die Spielwarenhändlerin rechnet aber auch noch mit einem Peak bei den Abholungen und Lieferbestellungen an den drei verbleibenden Werktagen vor Heiligabend.

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