Bau- und Umweltausschuss unterwegs Zweibrücken aus der Radler-Perspektive

Zweibrücken · Der Bau- und Umweltausschuss hat über die Fahrradfreundlichkeit der Rosenstadt diskutiert – und ist selbst geradelt.

 Ein Radwegekonzept für die Stadt der Rosen- und Rosse ist gefragt. Mitglieder des Bau- und Umweltausschusses schauten sich die Angelegenheit deshalb im Rahmen einer „Sondersitzung“ am Dienstagabend aus Radler-Perspektive an.

Ein Radwegekonzept für die Stadt der Rosen- und Rosse ist gefragt. Mitglieder des Bau- und Umweltausschusses schauten sich die Angelegenheit deshalb im Rahmen einer „Sondersitzung“ am Dienstagabend aus Radler-Perspektive an.

Foto: Norbert Schwarz

Es scheint, als hätten auch die Kommunalpolitiker der Stadt der Rosen und Rösser, ergänzend der zweirädrigen Stahlrösser, die Zeichen der Zeit erkannt. Das umweltfreundliche Fortbewegen auf zwei Rädern, beliebter denn je in allen Altersgruppen und zu jedem Anlass, soll im Stadtverkehr sicherer werden. Die Mitglieder des Bau- und Umweltausschusses trafen sich jetzt mit Vertretern des Arbeitskreises „Verkehrssicherheit“, der Polizei und den Verantwortlichen des Bau- und Ordnungsamtes zu einer Sondersitzung. Der Grund: Radeln im Stadtgebiet soll sicherer werden. Das Fernziel: Ein umfassendes Radwegekonzept.

Der Weg bis dahin, das wurde am Dienstagabend zum Einstieg im Ratssaal deutlich, wird noch ein weiter und nicht gerade einfacher sein. Dennoch, der Anfang ist gemacht – und das nicht allein mit dem Sammeln von Ideen, Möglichkeiten und Wünschen. Nein, neuralgische Punkte, Gefahrenbereiche und Beispiele dafür, wie das Radeln im Stadtgebiet sicherer werden kann, erlebten alle Beteiligte live. Auf Drahteseln der Gegenwart steuerten die Ausschussmitglieder, ergänzt durch zahlreiche Ratsmitglieder und Bürgermeister Christian Gauf, zu gleich sechs Punkten im westlichen Stadtgebiet, nachdem Jutta Klein sehr ausführlich und facettenreich über die verwirrenden Vorgaben zu Radfahrsteifen, Schutzstreifen, Abstandsbreiten, Befahren von Radwegen in einer Richtung oder auch gegenläufig informiert hatte und dabei von Gabriele Eitel vom Ordnungsamt entsprechend mit Hintergrundinformationen unterstützt wurde.

Zur Stadtgrenze Richtung Homburg (Einöd) geleitete der Beigeordnete Henno Pirmann (SPD) das städtische Ausschuss-Peloton (Peloton frz., kleiner Haufen), wo der an den Hallen des Landmaschinenherstellers John Deere vorbeiführende Rad- und Gehweg inzwischen kein offizieller Radweg mehr sein kann. Auf den bekannten blauen Hinweisschildern ist das Zeichen für das Rad inzwischen mit einem roten Querbalken als nicht mehr gültig gekennzeichnet. Es fehlen etliche Zentimeter an Ausbaubreite. Neuralgische Punkte bei der Kirche in Ernstweiler sowie die optimale Routenführung über die Kohlenhofstraße zur Innenstadt waren weitere Stationen. Zum totalen Autostau führte dabei das Einfädeln in den Kreisel auf dem Weg zum beispielhaft angelegten Radwegteilstück entlang der neu ausgebauten Alten Ixheimer Straße.

Überlegt wird, wie man in vorhandenen Tempo-30-Zonen für mehr Sicherheit für Radler sorgen kann. Thorsten Gries (SPD) regte an, verstärkt auf die Fahrbahnen das markante Zeichen des weißen Rades im blauen Quadrat aufzusprühen und erhielt dabei Unterstützung von Julia Igel (Die Grünen), die auf eine derartige Praxis in Mainz verwies. Ihr Parteifreund Norbert Pohlmann stellte als passionierter Alltagsradler die Sicherheit des Radfahrer in den Vordergrund. Auch sollte in Zweibrücken das Radeln in Einbahnstraße, wie andernorts auch, in beiden Richtungen erlaubt werdenn.

Julia Igels Wunsch, radmäßig den Stadtteil Mörsbach besser anzubinden wird wohl noch längere Zeit ein Wunsch bleiben, Henno Pirmann verwies dazu auf die Zuständigkeit des Landesbetriebs Mobilität. Dagegen brachte Mittelbachs Ortsvorsteher Kurt Dettweiler (FWG), der sich später nicht auf den Drahtesel schwingen wollte, erneut die ohne zu hohen Kostenaufwand realisierbare Anbindung seines Stadtteils ins Gespräch: „Wir hatten vor Jahren schon mal alles fast in trockenen Tüchern, bis uns die ADD wegen den Kosten einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Aber wir sollten Umweltbewusstsein zeigen und das Radwegenetz in Richtung Mittelbach wie geplant erweitern.“

Einig waren sich alle Teilnehmer, dass diese erste „Radeltour“ ein guter Einstieg gewesen ist. Pohlmann forderte insbesondere, dass bei künftigen Straßenplanungen, auch bei grundlegenden Sanierungen, verstärkt auf den Radverkehr zu achten sei. Dirk Schneider (SPD) will auch die für Radler gesperrte Fußgängerzone wieder den Pedalrittern zugänglich machen „In anderen Städten geht das doch auch, warum nicht in Zweibrücken. Da müssen wir einfach mehr Toleranz beweisen!“

Eine Weichenstellung für die Zukunft forderte Julia Igel: „Was wird in 30 Jahren sein, wenn nicht mehr so viele Autos fahren? Rad, Auto, Fußgänger, wir müssen die Räume teilen, langfristig denken lernen. Für Otto-Normalverbraucher jedenfalls wird das Radeln immer beliebter.“

 Die Strecke entlang der Homburger Straße darf sich mangels der vorgeschriebenen Breite nicht mehr Radweg nennen.

Die Strecke entlang der Homburger Straße darf sich mangels der vorgeschriebenen Breite nicht mehr Radweg nennen.

Foto: Norbert Schwarz

Für Herbert Beckmann (CDU) aus Mittelbach-Hengstbach war die Tour in die Stadt zum Ratssaal ein besonderes Erlebnis: „Ich war schneller da als mit dem Auto!“ Martin Morche als Fahrlehrer und Vertreter des Arbeitskreises Verkehrssicherheit zeigte auf, wie wenige Radler in den Einfallstraßen den gesamten Verkehr blockieren können. Handlungsbedarf besteht an allen Ecken und Enden, der erste Schritt zum Radewegekonzept jedoch ist getan.

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