Bauantrag ist auch schon gestellt, Bauarbeiten bereits in vollem Gange Amazon kann kommen: ZEF gibt grünes Licht
Zweibrücken · Das Votum im Zweibrücker Flugplatz-Zweckverband zugunsten des Logistikzentrums war einstimmig. Auch der Bauantrag liegt bereits vor. Vorbereitende Bauarbeiten auf dem Steitzhof sind bereits in vollem Gange.
Es war im Vorfeld bereits fast alles gesagt in Sachen Amazon. Und so ging es am Dienstagabend bei der Sitzung des ZEF (Zweckverband Entwicklungsgebiet Flugplatz Zweibrücken) schnell zur Abstimmung über. Die war, wie bereits gestern kurz berichtet, einstimmig. In Gänze gab der interkommunale ZEF grünes Licht für den Bebauungsplan, der auf die Errichtung eines Logistikzentrums des (namentlich ungenannten) Online-Giganten auf dem Ex-Steitzhof-Areal nahe der A 8 zugeschnitten ist.
Vor der Abstimmung wurde in dem Gremium, das in der Zweibrücker Feuerwache tagte, noch einmal die Bürgerbeteiligung thematisiert. Steffen Kolter vom Planungsbüro Firu in Kaiserslautern blickte zurück: Die öffentliche Auslegung fand vom 19. Oktober bis 23. November 2021 statt. In dieser Zeit gab es elf Stellungnahmen aus der Bevölkerung zu dem Bebauungsplan, ferner äußerten sich 39 Träger öffentlicher Belange zu dem Vorhaben.
Aufgrund eines formellen Fehlers bei der Offenlegung (wir berichteten) musste die Offenlegung allerdings wiederholt werden. Die zweite Auslegung der Pläne fand vom 17. November 2021 bis 21. Januar 2022 statt. In dieser Zeit ging dann eine zusätzliche Stellungnahme ein, und zwar vom Nabu.
Der Planentwurf wurde nun abgeändert, Kolter nannte die wichtigsten Aspekte: Stützmauern auf der betreffenden Ansiedlungsfläche sind jetzt zu begrünen, entweder durch Kletterpflanzen oder „strauchreiche Gehölzpflanzungen“, das betrifft alle Stützmauern mit einer Höhe von mindestens einem Meter und einer Wandfläche von mindestens 20 Quadratmetern.
Die nutzbaren Dachflächen der Gebäude innerhalb der überbaubaren Grundstücksflächen sind zu mindestens 60 Prozent mit Photvoltaikmodulen auszustatten.
Ferner sind Sichtflächen in den Einmündungsbereichen der Kreisstraße 84 „von jeglicher Bebauung sowie jeder Sichtbehinderung“ über 80 Zentimetern freizuhalten.
Zudem gibt es, wie ebenfalls bereits berichtet, Ausgleichsmaßnahmen für den Flussregenpfeifer. Es wird für ein solches Vogel-Paar, das dort gesichtet wurde, ein „Bruthabitat“ auf einer Fläche von jetzt rund 5000 Quadratmetern angelegt. Das Unternehmen Garten- und Landschaftsbau Michael Meier aus Zweibrücken war der günstigste Bieter, die Kosten für das „Ersatzhabitat“ belaufen sich auf gerundet 57 000 Euro. Diese Summe führte zu der einen oder anderen kritischen Anmerkung im ZEF. Zumal das Flussregenpfeiffer-Paar momentan an anderer Stelle überwintert und lediglich die Hoffnung besteht, dass das Pärchen nach seiner Rückkehr tatsächlich diese Umsiedlung, also das neue geschaffenen Habitat (südlich der Landebahn auf dem Flugplatz) annehmen wird. Die Höhe der Kosten ließ manchen im ZEF raunen. „Es handelt sich um ein einziges Vogelpaar“, merkte der derzeitige ZEF-Vorsteher Oberbürgermeister Marold Wosnitza (SPD) aufgrund dieser Reaktionen an – und schob nach: „Vielleicht haben wir ja Glück und es kommen noch einige weitere hinzu.“
Eine kritische Nachfrage gab es zu der Änderung, dass die im direkten Umfeld des Habitatsfläche vorhandenen Wiesen laut Unterlagen „einmal im Jahr“ und zwar im „Spätsommer“ gemäht werden sollen beziehungsweise dürfen. Bernhard Krippleben, Ortsbürgermeister von Mauschbach und erkennbar um die Erfordernisse in der Landwirtschaft wissend, merkte an, dass der Begriff „Spätsommer“ nicht praxistauglich sei. Die Landwirte würden solche Mäharbeiten bis 15. Juni vornehmen wollen, alles andere sei nicht stimmig. Landrätin Susanne Ganster (CDU) sagte, dieser Wunsch werde auf jeden Fall berücksichtigt. Man wolle das jetzt aber nicht explizit in den Planungsunterlagen ändern, weil diese dann völlig neu aufgeschnürt werden müssten. Krippleben zeigte Verständnis dafür – und war zufrieden mit der Zusage, dass der ZEF seinen Hinweis nicht aus den Augen verliere.
Wie geht es nun, nach dem einstimmigen Ja des ZEF, weiter?
Zweibrückens Stadtsprecher Jens John sagte am Mittwoch auf Nachfrage unserer Zeitung, das Unternehmen Scannell Properties, das wie berichtet im Auftrag von Amazon den Logistik-Komplex hochziehen wird, habe bereits dem Landkreis Südwestpfalz einen Bauantrag vorgelegt. „Da das Areal auf der Gemarkung Contwig gelegen ist, ist nicht die Stadt Zweibrücken, sondern der Landkreis Südwestpfalz zuständige Baugenehmigungsbehörde“, erklärte John. Eine entsprechende Anfrage unserer Zeitung an den Kreis ist noch offen.
Es fänden bereits „vorbereitende Maßnahmen“ für die Bauarbeiten statt, diese seien „in vollem Gange“, berichtete John. Zu diesen vorbereitenden Arbeiten zählen laut dem Stadtsprecher „in einem ersten Schritt umfassende Erdarbeiten zur Terrassierung des Geländes“. Wann genau alles für Amazon fertig sein soll, konnte John noch nicht sagen.
Scannell Properties antwortete am Nachmittag auf Anfrage unserer Zeitung nach dem geplanten Baubeginn: „Vorarbeiten sollten schon sichtbar sein. Die gebäuderelevanten Arbeiten bedingen einer Baugenehmigung.“ Deshalb sei ein genaues Datum momentan noch nicht nennbar, auch wenn man davon ausgehe, dass alle erforderlichen Unterlagen vollständig eingereicht sind.