Zweibrücken als Modellstadt

Wer hätte das gedacht? Für 2009 hatte sich das Zweibrücker Fabrikverkaufszentrum vorgenommen, erstmals zwei Millionen Besucher anzuziehen. Jetzt hat sich herausgestellt: Dieser Meilenstein wurde, unbemerkt, schon 2008 erreicht, weil die alte Zähltechnik manche Gruppen als Einzelpersonen erfasste

Wer hätte das gedacht? Für 2009 hatte sich das Zweibrücker Fabrikverkaufszentrum vorgenommen, erstmals zwei Millionen Besucher anzuziehen. Jetzt hat sich herausgestellt: Dieser Meilenstein wurde, unbemerkt, schon 2008 erreicht, weil die alte Zähltechnik manche Gruppen als Einzelpersonen erfasste. "Zweibrücken The Style Outlets", wie das DOZ seit vier Monaten heißt, sind vom eigenen Erfolg überrannt worden. Doch zum Glück steigt der Besucherstrom von Jahr zu Jahr auch tatsächlich. Zum Glück nicht nur für die Outlet-Shops. Sondern auch für Zweibrücken. Denn viele der 2,5 Millionen Besucher 2009 kannten Zweibrücken vorher nur von der Landkarte. Viele Städte in der Größe Zweibrückens haben Attraktionen wie den Rosengarten. Gerade weil es aber in Deutschland auch so viele andere reizvolle Mittelstädte gibt, ist die Konkurrenz um Tages- und Kurzurlauber groß. Diesen Kampf kann gewinnen, wer eine in weitem Umkreis einzigartige touristische Attraktion hat - wie sie das größte, schönste und hochwertigste Fabrikverkaufszentrum Deutschlands zweifelsohne ist. Kann gewinnen. Denn auch neun Jahre nach der DOZ-Eröffnung hat die Stadt noch zu wenig getan, um von den Millionenströmen zu profitieren. Gut deshalb, dass die Style Outlets jetzt auch selbst mit Reiseveranstaltern sprechen, um mehr Kurzurlauber anzulocken. Die Einzelhändler in der Zweibrücker Innenstadt täten gut daran, diesen Schulterschluss anzunehmen, anstatt die Style Outlets zum Sündenbock für vereinzelte Ladenschließungen zu machen. Natürlich sind die 100 (ab Herbst 130) Outlet-Shops auch eine ernste Konkurrenz. Doch Schließungen folgen in Zweibrücken recht bald wieder Neueröffnungen. Zudem ließe sich vom Erfolg der Style Outlets auch das ein oder andere lernen. Beispielsweise systematische Kundenanalysen und Mitarbeiterschulungen. Oder das Zusammengehörigkeitsgefühl in den Style Outlets, das durch die gemeinsame Dachmarke auch erzwungen wird. Es wäre einen Versuch wert, auch die Innenstadt als Einkaufscenter zu führen - mit einheitlichen Öffnungszeiten und Management. Ein Ziel, das angesichts der Realität noch utopisch erscheinen mag. Aber Zweibrücken könnte hier, wie schon bei der Konversion, erneut zur Modellstadt werden. Denn mit Konkurrenz durch professionell geführte Einkaufscenter auf der Grünen Wiese haben viele Innenstädte zu kämpfen, Lösungen sind gefragt. Wie wäre es, wenn Bund und Land in Zweibrücken einen Modellversuch "Einkaufscenter Innenstadt" fördern, versehen mit einer Anschubfinanzierung?

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