IG Metall: Saarpfalz-Region drohen Stellenverluste wie früher in Zweibrücken und Pirmasens „Betriebsräte und Gewerkschaften sichern Arbeitsplätze!“
Zweibrücken · Oberbürgermeister und IG Metall betonen bei Zweibrücker 1. Mai-Empfang Bedeutung der Arbeitnehmervertreter. Sorge vor riesigem Stellenabbau in Region.
Oberbürgermeister Marold Wosnitza (SPD) hat beim traditionellen Tag-der-Arbeit-Empfang von Stadt Zweibrücken und Deutschem Gewerkschaftsbund (DGB) eindringlich die Rolle der Gewerkschaften gewürdigt. Diese seien „zentraler Bestandteil unserer Gesellschaft und unserer Wirtschaftsordnung“.
Mit Blick auf viele kritische Kommentare in Zweibrücker Social-Media-Gruppen zu den aktuellen Streiks von Busfahrern und Kita-Personal lobte Wosnitza ausdrücklich die Gewerkschaften: „Leider wird dies oft vergessen und viele Menschen erkennen nicht, wie bedeutsam und wie stabilisierend die Gewerkschaften in dem System sind. Oft werden sie als hinderlich für die wirtschaftliche oder die gesellschaftliche Entwicklung gesehen. Dabei ist das Gegenteil der Fall.“ Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien „Experten für das, was in den Unternehmen geschieht. Ihre Mitwirkung und Beteiligung führt nicht nur dazu, dass auf gute Arbeitsbedingungen geachtet wird“, würdigte Wosnitza die Mitbestimmung durch Betriebsräte. Denn: „Beschäftigte, die an den Entscheidungen mitwirken und beteiligt sind, identifizieren sich mit ihren Unternehmen, denken und helfen mit Betriebsabläufe zu verbessern und vernünftige Vorschläge umzusetzen, im Sinne des Unternehmenserfolgs und der Sicherung ihrer Arbeitsplätze.“
Gewerkschaften hätten auch viel für Beschäftigte direkt erreicht, zählte Wosnitza mehrere Errungenschaften auf wie geregelte Arbeitszeiten, Urlaubsanspruch und Tarifverträge. „Zugleich sind wir ein Land mit höchster Wirtschaftskraft und Produktivität. Man muss kein Wissenschaftler sein, um zu ahnen, dass die beiden Dinge etwas miteinander zu tun haben.“
Hauptredner für die Gewerkschaften war Peter Vollmar (IG Metall). Wosnitzas Rede fand er „toll“, zumal der OB auch einen starken Fokus auf die Zweibrücker Industriebetriebe gelegt hatte. Aber zur „Rolle der Betriebsräte will ich den Blick ein Stück schärfen“, sagte Vollmar. Die von Wosnitza aufgezählten Aufgaben seien zwar weiterhin wichtig. Immer wichtiger werde aber die Rolle der Betriebsräte „für die Zukunftssicherung und Arbeitsplätze“.
So hingen in Homburg, wo auch viele Zweibrücker arbeiteten, „10 000 Arbeitsplätze am Verbrennermotor“. Vollmar befürchtet das Aus für Benziner und Diesel zugunsten der – auch von ihm für sehr sinnvoll erachteten – Elektromobilität angesichts der Marktentwicklung schon ab 2025. Bei der erforderlichen „Transformation“ hätten „die gewählten Betriebsräte eine ganz wichtige Rolle“.
Die Folgen, wenn ein derartig massiver Strukturwandel nicht gelinge, könne man nach dem Niedergang der einst dominierenden Schuhindustrie heute noch in Pirmasens besichtigen. In Zweibrücken sei die Konversion nach dem US-Abzug zwar dank einer „Kraftanstrengung“ gelungen – „aber das gibt einen kleinen Einblick, was auf uns zukommt“.
Vollmar betonte: „Betriebsrats-Arbeit ist eine Menge mehr, als 30 Tage Urlaub zu verteidigen!“ Denn: Betriebsräte seien in Unternehmen „diejenigen, die sich darum kümmern, dass Arbeitsplätze hier bleiben und neue Menschen in diese Region kommen – während manche Manager sich freuen, weltweit an den nächsten Standort zu wechseln“. Viele Unternehmen in unserer Region würden heute von den USA, Japan oder China aus geführt, vor Ort kämen viele Manager von auswärts: „Man kann nicht erwarten, dass die sich bis auf das Messer für die Arbeitsplätze hier einsetzen. Da kommt es auf die Betriebsräte an!“ Als Beispiel erwähnte Vollmar den gemeinsamen erfolgreichen Kampf mit der IG Metall für die Wasserstoff-Brennstoffzelle bei Bosch in Homburg.
Sowohl Wosnitza als auch Vollmar äußerten sich besorgt über die Auswirkungen des russischen Kriegs gegen die Ukraine auf die hiesigen Industrie-Arbeitsplätze. Vollmar berichtete: „Unternehmen können einfache Dinge wie Nägel oder Schrauben, anfangs auch Kabel nicht mehr kaufen.“
Kurz zu Wort meldeten sich der Zweibrücker DGB-Chef Ewald Preiml und Daniel Knerr von der IG Bauen-Agrar-Umwelt. Preiml sagte: „Alleine kann keiner was bewegen. Gemeinsam sind wir stark!“ Knerr ergänzte die Warnungen von Wosnitza und Vollmar vor Fachkräftemangel um den Hinweis, dieser sei am Bau bereits groß: „Immer weniger junge Leute wollen das lernen.“
Wosnitza hatte beklagt, die Stadt habe es immer schwerer, IT-Experten und Ingenieure zu gewinnen. Aufgrund der „starren Tarifstrukturen im öffentlichen Dienst“ könne die Stadt solchen Fachkräften keine mit der Wirtschaft vergleichbaren Angebote machen: „Der Öffentliche Dienst ist nicht mehr attraktiv.“ Deutlich höhere Löhne seien wichtig, um dem Fachkräftemangel in Kranken- und Pflegeberufen entgegenzuwirken – ansonsten drohe die dort ohnehin schon stressige Arbeit noch unattraktiver zu werden.
Zu einer 1. -Mai-Kundgebung am Sonntag, 11 Uhr, laden IG Bau und IG BCE auf den Zweibrücker Alexanderplatz ein.