Gemeinde Niederauerbach Zwei Veranstaltungen zum Zwingli-Jubiläum

Zweibrücken · (cvw) „Wir sind die einzige Zwingli-Kirche in Deutschland, in der noch Gottesdienst abgehalten wird“, sagt der Niederauerbacher Pfarrer Matthias Strickler mit spürbarem Stolz. Er hat recherchiert: „In Berlin gibt es wohl noch eine ehemalige Kirche, die nach Zwingli benannt worden ist, doch da werden keine Gottesdienste mehr gefeiert.

 Die Zwingli-Kirche in Niederauerbach.

Die Zwingli-Kirche in Niederauerbach.

Foto: cvw

Sie dient jetzt als Veranstaltungszentrum.“ Von daher sei die historische Kirche Niederauerbach etwas ganz ganz Besonderes und nehme unter den evangelischen Kirchen in Deutschland eine Sonderstellung ein.

So widmet sich die aktive Gemeinde im Zweibrücker Ortsteil im Rahmen des Zyklus „500 Jahre Reformation“ diesmal intensiv ihrem Namensgeber, dem Schweizer Theologen und Reformator Ulrich (Huldrych) Zwingli (1484-1531). Dieser leitete als Leutepriester von Zürich mit seiner Anwesenheit bei dem Fastenbrechen die Reformation ein. Das Zürcher Wurstessen, auch als „Froschauer-Wurstessen“ bekannt, fand 1522 am ersten Sonntag der Fastenzeit statt. Dabei wurde im Hause des Druckers Christoph Froschauer, der später die „Zwingli-Bibel“ als erste evangelische Bibel druckte, von Angehörigen der Zürcher „Ehrbarkeit“ und im Beisein mehrerer Geistlicher demonstrativ gegen das geltende Abstinenzgebot verstoßen. Zwingli war zwar anwesend, nahm an dem Wurstessen selbst jedoch nicht teil.

Dieses Wurstessen hat für die reformierte Kirche in der Schweiz sowie für die Reformation allgemein eine ähnlich bedeutende Rolle wie der Wittenberger Thesenanschlag für die Reformation in Deutschland und die lutherischen Kirchen. Das Wurstessen wurde als symbolische Demonstration der evangelischen Freiheit im Sinne von Zwinglis Predigten und Luthers Bibelverständnis interpretiert: Man setzte sich im reformatorischen Sinne über alles sogenannt «Nicht-Biblische» hinweg. 1

956 wurde die Niederauerbacher Kirche nach dem Schweizer Reformator umbenannt. Auch auf der Burg Lichtenberg bei Kusel erinnert eine Informationstafel daran, dass Ulrich Zwingli auf seinem Weg zu den Religionsgesprächen in Marburg, wo er mit Martin Luther zusammen traf, dort übernachtete. Auf ebendieser Reise dürfte er auch die damalige Herzogstadt besucht haben.

Am Donnerstag, 31. Oktober, dem Reformationstag selbst, wird das Gedenken an Ulrich Zwingli um 19 Uhr mit einem großen Festgottesdienst in der Niederauerbacher Zwingli-Kirche gefeiert. Dieser steht, angelehnt an das berühmte Wurstessen von Froschau, unter dem Motto „Den Protestanten ist das Essen Worscht“. An der Gestaltung beteiligt sich die Kooperation von Matthias Strickler (Niederauerbach), Elisabeth und Tilo Brach (Winterbach) sowie Silke Gundacker (Contwig). Umrahmt wird das Kirchenfest musikalisch von Karin Biet an der Orgel sowie Monika Hauck und Leander Denzer. Hierzu erwartet die Gemeinde hohen Besuch protestantischer Würdenträger aus der Landeskirche und darüber hinaus. Im Anschluss wird in Erinnerung an das Züricher Fastenbrechen bei „Worscht und Grumbeersalad“ mit deftigen Speisen im Gemeindehaus weiter gefeiert.

Den zweiten Teil des Zwingli-Jubiläums begeht die Kirchengemeinde in Gemeinschaft mit dem Cinema Europa. Hier wird am Sonntag, 10. November, um 11.30 Uhr der 2018 in einer Deutsch-Schweizer-Co-Produktion gedrehte Film „Zwingli, der Reformator“ gezeigt. Ab 10.45 Uhr, nach dem Sonntagsgottesdienst, lädt die Kirchengemeinde zu  einer Einführung durch Kino-Geschäftsführerin Annette Schwarz bei einem kleinen Imbiss im Kino ein. Der Film selbst dauert mit Überlänge rund zwei Stunden. Er wird auch an den kommenden Sonntagen zur selben Uhrzeit in einem der Kinosäle zu sehen sein.

„Zwingli“ wurde 2018 in der Schweiz gedreht und mit großem Erfolg in dortigen Kinos gezeigt. Mit über 238.000 Zuschauern gehört er zu den erfolgreichsten Filmen der Eidgenossen. Der Kinofilm von Stefan Haupt handelt von dem Wirken des Reformators Huldrych Zwingli in der Stadt Zürich von 1519 bis zu seinem gewaltsamen Tod in dem von ihm mit geförderten Zweiten Kappelerkrieg im Jahr 1531. Für das Frühjahr 2020 hofft die Niederauerbacher Gemeinde auf eine Zwingli-Wanderausstellung, die aktuell in der Schweiz zu sehen ist.

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