Besuch aus Indien Exotische Vierbeiner im Landgestüt

Zweibrücken · Die beiden Hengste Alamgir und Rajmajur gehören der seltenen Rasse der Marwari an.

 Der Marwari-Hengst Rajmajur ist ein echter Hingucker.

Der Marwari-Hengst Rajmajur ist ein echter Hingucker.

Foto: Cordula von Waldow

Das Landgestüt Zweibrücken ist bekannt für seine ebenso kompetente wie umfangreiche Serviceleistung für Pferdezüchter und seinen bedeutenden Beitrag für die Pferdezucht im Allgemeinen. Seit jeher spielt daher auch das Thema Spezialrassen eine große Rolle auf der EU-Besamungsstation. Gestütsleiterin Maren Müller sagt hörbar stolz: „Wir sind das einzige Gestüt in Deutschland und eine der ganz wenigen, handverlesenen Zuchtstätten in Europa mit Marwari-Hengsten.“ Das hat einen guten Grund: Seit 2000 ist die Ausfuhr dieser seltenen alten Pferderasse aus Rajastan verboten. Nicht einmal Tiefgefriersperma darf von dort noch exportiert werden. „In Indien zählen die Marwaris zum spirituellen, hoch geachteten Kulturgut“, weiß Marwari-Züchterin Swantje Schabehorn. Ihr gehören die sechs einzigen Marwari-Pferde in ganz Deutschland. Ihre beiden Hengste, den achtjährigen Alamgir und den fünfjährigen Rajmaiur, hat sie jetzt im Landgestüt Zweibrücken aufgestellt. Hier werden sie abgesamt, ihr Sperma eingefroren und in die Gen-Datenbank eingespeist, um ihre wertvolle Genetik zu bewahren.

Die vielfach unbekannten Marwari gehören zu den weltweit nach wie vor recht unerforschten Pferderassen. Als Kind hatte die Pferdefachfrau aus Cochem/Zell an der Mosel in der Sendung „Auf dem Rücken der Pferde“ bei Phönix die nervenstarke, genügsame, hoch edle Pferderasse aus Rajastan entdeckt und sich sofort in deren einzigartige Charakterstärken verliebt. Sie erzählt: „Eine Reise nach Indien war für mich nie darstellbar, doch immer wieder rund um meinen Geburtstag habe ich recherchiert, ob es mein Traumpferd Marwari auch in Deutschland gibt.“

Der Zufall spielte ihr eine Adresse in Spanien zu und kurzentschlossen reiste sie mit ihrer besten Freundin nach Barcelona und importierte einen Marwari-Hengst und eine Stute. Ein zweites Paar fand sie über den Kontakt zu der Internationaler Marwari-Zucht bei Marwari-Ikone Francesca Kelly in den USA.

Ihr Lebenstraum einer eigenen Marwarizucht erfüllte sich, denn der Amerikanische Hengst passte auf beide Stuten und die amerikanische Stute passte zu beiden Hengsten. Ihr erstes Fohlen, das sie mit der Spanierin im Mutterleib erwarb, ist heute zweijährig, ein zweites von 2021.

Als einzige Marwari-Pferde in Europa sind die Hengste von Swantje Schabehorn auch im Sport geritten. Alamgir hat sich mit seiner Schnelligkeit, Ausdauer, Zähigkeit und Gelassenheit bereits bei seinem ersten Distanzritten über 38 Kilometer im vergangenen Jahr bewährt und darf sich weiterhin so im Sport zeigen. Er hat auch die Gang-Gene der Rasse geerbt und geht Tölt und Pass.

Immer wieder ist die Pferdewirtin fasziniert vom Charakter dieser Pferderasse. Sie schwärmt: „Marwaris die sind unheimlich nervenstark, ruhig, treu und loyal, wenn sie ihren Menschen gefunden haben.“ Dies allerdings sei die Voraussetzung, denn die vom Arabischen Vollblut stark beeinflusste Rasse verfügt über deren Temperament.

Dem fünfjährigen Rajmaiur sieht sie mit seinen hervorragenden Gangpotenzial und seiner „guten Figur am Sprung“ durchaus im Vielseitigkeitssport. Sie sagt: „Wir suchen die passende Reiterin für ihn.“ Über die EU-Station könne das Tiefgefriersperma auch in die USA exportiert werden. Doch das steht für die Marwari-Züchterin – eine von nur drei Züchtern in ganz Europa – nicht im Vordergrund. Sie will Werbung machen für diese edle Rasse mit ihren charakteristischen Sichelohren, von denen es außerhalb Indiens kaum 30 Exemplare gibt. Wie die Islandpferde dürfen auch die Marwaris lediglich reinrassig angepaart werden. Sie betont: „Ich fühle mich dieser Rasse verpflichtet, dafür habe ich mich entschieden.“ Zum Glück habe sich im Landgestüt eine Betreuerin in die charakterstarken Hengste verliebt, so dass diese sich dort auch wohlfühlten.

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