Zwangsarbeiter in Zweibrücken: Es gibt noch viele offene Fragen

Zweibrücken · Gestern Abend lud die VHS Zweibrücken zu einer Infoveranstaltung für das geplante Projekt zur Aufarbeitung der Zwangsarbeit in Zweibrücken ein. Viele Personen waren gekommen, um sich zu informieren und erklärten spontan ihre Mitmachbereitschaft.

Gertrud Schanne-Raab will mit einem neuen Projekt so viel wie möglich über Zwangsarbeiter in Zweibrücker in der NS-Zeit zusammentragen. Da dieses Ziel aber keinesfalls alleine zu verwirklichen ist, sucht sie aktiv nach Mitstreitern (wir berichteten). Darum erklärte sie gestern zunächst die Hintergründe der Zwangsarbeit in Zweibrücken , die in der Landwirtschaft, der Industrie, bei Baumaßnahmen, im Bergbau, im Handwerk, in Privathaushalten und Rüstungsbetrieben zum Tragen kam. Doch wie das genau in Zweibrücken ablief, wie viele Menschen es waren, woher genau sie kamen, wo sie arbeiteten, wo sie untergebracht waren, wie sie von den Arbeitgebern behandelt wurden und was mit ihnen nach Kriegsende geschah - all dies sind Fragen, die Gertrud Schanne-Raab nicht alleine beantworten kann. "Das ist die Arbeit der Projektgruppe, die hier entstehen soll", erklärte sie. Vor 15 Jahren erarbeitete eine Arbeitsgruppe bereits das Buch "Zweibrücken unterm Hakenkreuz". Aus dieser Arbeit gibt es noch eine Kiste voller Informationsmaterial die zum ersten Schritt dienen soll. Außerdem war Dr. Charlotte Glück-Christmann gekommen, um mit dem Stadtarchiv ihre Unterstützung anzubieten. "Ich kann versichern, dass das Stadtarchiv mitarbeiten wird", sagte sie und erklärte, dass es im Bestand des Stadtarchivs Listen gebe, die von einigen Zwangsarbeitern Name, Geburtsdatum, das Ankunftsdatum, das Unternehmen, in dem sie eingesetzt waren, und wenn in Zweibrücken gestorben, auch das Sterbedatum beinhalte. Auch Heiko Wunderberg, Friedhofsverwalter der UBZ, will mit Unterlagen über Todesdatum, Ursache und Unterbringungsort helfen. Von den 24 Interessierten konnte so mancher bereits gestern das eigene Wissen mit einfließen lassen. Wie Albert Pirrot aus Bechhofen, der als Kind im elterlichen Landwirtschaftsbetrieb selbst mit Zwangsarbeitern in Kontakt stand. "Die Behandlung war auf dem Land zum Teil sehr gut", berichtet er. Rita Folz ist ebenfalls eine Zeitzeugin. "Ich will mitarbeiten, um den Menschen Gerechtigkeit zukommen zu lassen", erklärt sie. Nach der Veranstaltung erklärten sich bereits 18 Personen bereit, am Projekt mitzuwirken. Das erstaunte auch Helmut Ertel, Leiter der VHS Zweibrücken , der mit deutlich weniger Zusagen gerechnet hat. Alle Interessierten treffen sich am Donnerstag, 26. März, im Stadtarchiv Zweibrücken .

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