Serie Die Künstler von ZW im Fokus „Opa, wie hast Du das gemacht?“

Ormesviller/Zweibrücken · In einer Serie stellt der Merkur die Siegerfotos der Aktion „Zweibrücken im Fokus“ vor. Heute: Reiner Fess

 Reiner Fess‘ Foto Luiches Badeparadies.

Reiner Fess‘ Foto Luiches Badeparadies.

Foto: Reiner Fess

Zweibrücken als Stadt am Wasser hat es Reiner Fess besonders angetan. Deshalb trachtet der ehemalige Leiter der Rechnungsstelle im Bauamt danach, seine Heimatstadt in Bildern mit Wasser(spielen) abzulichten. „Bei diesem Foto habe ich das meiste Hirnschmalz aufgewendet“, sagt der 64-jährige Wattweiler zu seinem Foto mit der Sonnenbrille im Grün, in der sich die Brücke über den Schwarzbach ebenso spiegelt, wie der Fotograf selbst.

Dass ausgerechnet sein Luiche hinter den wie Pilze emporschießenden Wasserfontänen auf dem Alexandersplatz das Rennen machte und Foto des Monats August bei dem Fotowettbewerb „Zweibrücken im Fokus“ wurde, erstaunt den Hobbyfotografen. Wie viele seiner Siegerkollegen hätte er selbst ganz anderen eingereichten Bildern den Vorzug gegeben.

Etwa dem „Leuchtturm von Wattweiler“. Es hat ihn viel Schweiß gekostet, um exakt den Augenblick abzupassen, in dem der Vollmond so in dem Wattweiler Funkturm stand, dass dieser wirkt wie ein Leuchtfeuer am Meer. Oder zumindest so, wie der blinkende Kollege von Maßweiler, der abends weit über das Land strahlt. Oder seinem humorvollen Foto „Gans ‘n Roses“ mit einer fliegenden Gans über dem Weiher und leicht verschwommener Rosenkulisse im Vordergrund, bei der er die 4K-Videofunktion seiner Kamera nutzte.

Die Wasserspiele auf dem Alexandersplatz gehören zu den Lieblingen von Enkel Mirko. Von klein auf hatte der heute Fünfeinhalbjährige seine Freude daran. Er selbst gehört zu Opas Lieblingsmotiven, neben der Natur oder besonderen Orten. Das Anliegen von Reiner Fess ist es, ganz besondere Stimmungen einzufangen, am liebsten mit Sonne oder Mond. Jedes Bild gerät quasi zu einem Lauf gegen die Zeit und so zu seinem ganz persönlichen Wettbewerb. „Man muss sich ja fordern“, findet der 64-jährige Zweibrücker, der seit etlichen Jahren im Grenzland, konkret im französischen Ormersviller wohnt.

Bei seinen Spaziergängen, Wanderungen oder Radtouren im Bitscherland und der Saarpfalz ist seine Lumix-Kamera sein wichtigster Begleiter. Besondere Geschenke sind die beiden Doppelregenbögen im vergangenen Jahr, die auf Grund des Weitwinkels beide jedoch als Handy-Aufnahme entstanden.

Die Liebe zur Fotografie ist alt. 1984 reiste Reiner Fess zusammen mit dem 1. FC Merzalben in die USA nach Chicago. Ausgerüstet mit einer „Ritsch-Ratsch-Pocket-Kamera“. Als er die Foto-Ergebnisse seiner Fußballkollegen sah, war ihm klar: „Das Ding hat ausgedient“ und eine vernünftige Kamera muss her.

Aus Fotobüchern, vor allem jedoch durch „Learning by Doing“ und Ausprobieren erzielte er zunehmend die Erfolge, die er sich wünschte. „Wenn ich mit Sonne oder Mond fotogragiere, habe ich maximal eine Minute, um mein gewünschtes Bild zu machen“, skizziert er den besonderen Reiz. Vor dem riesengroßen Vollmond bekommt sogar ein Windrad als Scherenschnitt eine Schönheit. Oder die Kirche von Biesingen vor dem orangefarbenen Sonnenuntergangshimmel.

Seit gut 20 Jahren erstellt Reiner Fess für alle seine Freunde und Bekannten aus den „Best Of“ des Jahres einen Kalender. Nicht immer allerdings entstammt das verwendete Foto seiner Kamera. „Wenn ich Zeit habe, mache ich oft beides, Kamera und Handy“, berichtet er und hat festgestellt: Das Kamerafoto gewinnt keineswegs immer. Selbst sein „Lac de xy“, eine grandiose Wolkenspiegelung in einer Pfütze, die wirkt, wie ein See oder gar ein ruhiges Meer, ist eine Handyaufnahme.

Die Bilder von Rainer Fess sind „authentisch, klar und unverfälscht, so, wie ich selbst“. Sie entstehen bei der Aufnahme und nicht am PC: Dafür steht er auch gerne einmal früher auf – am liebsten im Winter, wenn Sonnenaufgang und Abendstimmung sich zu zivilen Uhrzeiten abspielen. Er überlegt: „Manche Sachen habe ich im Kopf. Ob ich die so umsetzen kann, wird sich zeigen.“

  Reiner Fess mit seiner Lumix und seinem Best-Of-2021-Kalender.

Reiner Fess mit seiner Lumix und seinem Best-Of-2021-Kalender.

Foto: Cordula von Waldow

Was den begeisterten Fotografen, der sich selbst als Amateur und trotz einiger gelungener Einstellungen keineswegs als Künstler sieht, besonders freut: Mirko hockt mit seinen fünf Jahren im Fond des Autos, betrachtet während der Fahrt diverse Fotos auf dem Tablet und fragt plötzlich: „Opa, wie hast Du das gemacht?“ Dieser strahlt: „Er fängt jetzt schon an zu fotografieren und ich lasse ihn sich ganz frei entwickeln.“ In ein wunderschönes Hobby, das bereits jetzt die Generationen vereint.

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