Zurück in der Stadt meiner Kindheit

Heim- oder Rückkehrer befinden sich oft in einem schwer zu definierendem Schwebezustand. Sie können beim Versuch, sich in der neuen Heimat zurecht zu finden in Sackgassen enden, sich verlaufen oder, wie die Historie lehrt, manchmal auch scheitern

Heim- oder Rückkehrer befinden sich oft in einem schwer zu definierendem Schwebezustand. Sie können beim Versuch, sich in der neuen Heimat zurecht zu finden in Sackgassen enden, sich verlaufen oder, wie die Historie lehrt, manchmal auch scheitern.Meine Rückkehr nach Zweibrücken verspricht dem ersten Erleben nach das Gegenteil: Ich kehre in eine weitaus bessere Stadt zurück als die, die ich vor langen Jahren verlassen hatte.

Genau 43 lange Jahre liegt es zurück, seit ich mit dem noch druckfrischen Abiturzeugnis des damaligen Helmholtz-Gymnasiums in der Hofenfelsstraße im Gepäck Zweibrücken verließ, um die große weite Welt zu erobern. Studien- und Protestzeit in Frankfurt/Main, dann über Köln und Lissabon in Rom gelandet, wo ich über 30 Jahre lebte und als Journalistin arbeitete.

Die ersten Schritte zurück in die Stadt meiner Kindheit und Jugend sind inzwischen gegangen, und bei der Begegnung mit dem Ortsschild ZWEIBRÜCKEN berühren ganz besondere Emotionen meine Seele. Unzählige Fragen stürzen fast gleichzeitig auf mich ein: Wie hat sich meine Heimatstadt in all den Jahren verändert? Wie wird sie mich empfangen, die Stadt, die ich einmal verließ? Wird es möglich sein, mich nach so vielen Jahren wieder zurück zu integrieren? Es sind nicht nur ängstliche Fragen, die beim Betrachten des mir wohl bekannten und doch für allzu lange Jahre fremden Ortsschildes entstehen. Es sind auch Gefühle der Hoffnung und des freudigen Wiedersehens.

Es ist wohl Neugier, die mich eine Wohnung wählen ließ, die direkt am Nabel des Stadtgeschehens liegt. Gleich am ersten Abend meiner Ankunft hatte der Pfälzische Merkur eine öffentliche Befragung der fünf Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl am 4. September in der Karlskirche organisiert. Für mich eine interessante Veranstaltung, mich ins Stadtgeschehen einzuleben und -hören. Knallhart prallt hier die Zweibrücker Realität gleich auf mich ein, die möglichen Perspektiven der Innenstadtentwicklung, die Sorgen und Ängste der Bürger über ihre Zukunft, verbunden mit der Zukunft dieser Stadt. Die Wahl mit ihrem eindeutigen Ergebnis ist inzwischen gelaufen, und trotz enttäuschender Wahlbeteiligung bleibt die berechtigte Hoffnung auf einen noch stärkeren Aufschwung "meiner" neuen und doch für mich so alten Heimatstadt.

Ruth Reimertshofer ist nach 43 Jahren nach Zweibrücken zurückgekehrt. In der Kolumne "Spurensuche" berichtet sie von ihrer ganz persönlichen Wiederentdeckung der Stadt.

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