Zum Glück gezwungen

Die europaweite Ausschreibung des Landgestüts ist zwar kein Garant, dass sich tatsächlich ein Retter für das von der Insolvenz bedrohte 262 Jahre alte Zweibrücker "Stolzobjekt" findet. Aber: Die Ausschreibung ist eine große Chance. Und vielleicht die letzte Chance. Denn dass die bisherige Konstruktion nicht funktioniert, war absehbar. Nicht ohne Grund hatte das Land das defizitäre Gestüt 2008 abgestoßen. Seitdem wird es von Stadt und Züchtern geführt. Und auch die haben wenig getan, um das Gestüt zukunftsfähig zu machen. Veranstaltungen werden zwar nach wie vor gut besucht - doch abgesehen davon ist aus der angestrebten touristischen Aufwertung fast nichts geworden. Man hat sich offensichtlich zu sehr ausgeruht darauf, dass trotzdem Geld ins Landgestüt floss: Sparkassen-Gewinne und Zuschüsse aus Mainz. Die Verwendung der Gewinne ist laut Kommunalaufsicht rechtswidrig, und dass die Zuschüsse Ende 2017 auslaufen, war schon immer klar. Dass die Stadt das Gestüt erfolgreicher betreiben kann als das Land, war eine schöne, aber naive Vision. An deren Verwirklichung nie auch nur annähernd konsequent genug gearbeitet wurde.

Die Chance der Ausschreibung besteht nun darin, einen privaten Betreiber zu finden - einen Betreiber, dem das Landgestüt nicht nur als "Stolzobjekt" am Herzen liegt, sondern der auch Ideen und Strategien hat, um mit dem Gestüt Geld zu verdienen - und so dessen Zukunft zu sichern. Deshalb ist die Entscheidung zur Ausschreibung goldrichtig - auch wenn sie nicht freiwillig erfolgte, sondern aufgrund des Versiegens der bisherigen Finanzierungsquellen.

Allerdings gibt es einen Haken an der Ausschreibung, der das Landgestüt noch ins Grab stürzen lassen könnte: Der künftige Betreiber muss im Landgestüt genau all das machen, was auch bisher dort gemacht wurde - und bekanntlich nicht zur Profitabilität führte. Aber es gibt ja noch die Hoffnung auf neue, lukrative Ideen. > Seite 16

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