Sparkasse Südwestpfalz Zu viel Geld auf dem Konto nutzt niemandem

Zweibrücken/Pirmasens · Sparkasse Südwestpfalz empfiehlt (auch im eigenen Interesse) Kunden, ihr Geld nicht durch die Inflation weniger werden zu lassen.

 Die Vorstände Peter Kuntz (links) und Rolf E. Klein (Jürgen Keiper war krank) stellten die Bilanz 2017 der Sparkasse Südwestpfalz vor.

Die Vorstände Peter Kuntz (links) und Rolf E. Klein (Jürgen Keiper war krank) stellten die Bilanz 2017 der Sparkasse Südwestpfalz vor.

Foto: Lutz Fröhlich

Die Sparkasse Südwestpfalz ist zwar mit dem Geschäftsjahr 2017 zufrieden – blickt aber mit zunehmender Sorge auf die europäische Niedrigzins­politik. Diese nämlich würde, falls sie noch einige Jahre andauere, das Geschäftsmodell praktisch aller Banken bedrohen, warnte Vorstands­chef Rolf E. Klein gestern beim Jahresbilanz-Pressegespräch.

Denn früher lebten Banken vor allem vom Zinsüberschuss, der entsteht, wenn sie Gelder von Kunden selbst für höhere Zinsen anlegten. Heute aber zahle die Sparkasse dafür Negativzinsen. Auch von Kunden Strafzinsen zu verlangen, wäre kaum vermittelbar. „Im Prinzip müssten wir also froh sein, wenn Kunden ihr Geld von uns wegtragen“, was aber natürlich letztlich auch kein Geschäftsmodell sein könne, so Klein. Deswegen bemühe sich die Sparkasse verstärkt, Kunden dazu zu bewegen, keine zu hohen Summen auf dem Girokonto oder anderen (Fast-)Null-Zins-Anlagen zu lassen. Zumal bei einer Inflationsrate von derzeit knapp zwei Prozent dies auch den Kunden einige Verluste bringe. „Es lohnt also, sich nach Alternativen umzuschauen!“ Welche, sei individuell sehr unterschiedlich, man berate gerne. Generell aber bedauert Klein, dass in Deutschland viel weniger Sparer als in anderen Ländern die Chancen von Aktienfonds nutzen.

Der Zinsüberschuss der Sparkasse lag 2017 zwar mit 42,6 Millionen Euro deutlich (minus 2,3 Millionen, entspricht 5,1 Prozent) erheblich unter dem Vorjahresniveau. Dennoch bleibt der Bilanzgewinn mit einem Rückgang von nur 1,8 Prozent auf 6,702 Millionen Euro deutlich stabiler. Ein wesentlicher Grund dafür ist das seit einigen Jahren kontinuierlich wachsende  Kreditgeschäft (siehe Infografik). Zudem ist die Sparkasse dabei, Verwaltungsabläufe effizienter zu gestalten. Beim Automatisierungsgrad seien zum Beispiel Automobilkonzerne „schon viel weiter als fast alle Banken“, sieht Klein noch einiges Potenzial. Die Sparkasse Südwestpfalz sei aber nicht auf „Sparkurs“, weist Klein dieses Wort zurück, obwohl die Mitarbeiterzahl  von 498 auf 477 erneut gesunken ist und der Vorstand auch künftig einen sozialverträglichen Abbau durch Nichtbesetzung mancher durch (Vor-)Ruhestand frei werdender Stellen plant. Andererseits investiere man auch, da immer mehr Kunden Beratung bräuchten. Für das boomende Kreditgeschäft etwa „suchen wir händeringend gut ausgebildete Fachkräfte“, berichtete Klein. Das gelte auch für weitere Bereiche wie Controlling oder Digitalisierung, ergänzte sein Vorstandskollege Peter Kuntz.

Wie schon 2017 plant die Sparkasse auch 2018 derzeit keine Filial-Schließungen. Wie schon vor einem Jahr deutete Klein aber an, dass es mittel- bis langfristig wohl nicht bei 21 Geschäftsstellen (plus 19 SB-Stellen) bleiben kann. Er wisse zwar um die „sehr emotionale Bedeutung“ der mit Personal besetzten Sparkassen-Filialen. „Wir sind aber der Auffassung: Das ist kein Dogma mehr. Wir müssen schauen, welche Wahl die Kunden vornehmen!“ Und Fakt sei: Immer mehr Kunden nutzen lieber digitale Kontaktformen oder das Telefon, um Bankgeschäfte zu erledigen und sich beraten zu lassen: „Die Schalterhallen werden seit Jahren immer leerer.“ Kunden-Zählungen dort gebe es zwar nicht. „Aber heute nutzen täglich etwa 500 Kunden unser sieben Tage in der Woche erreichbares Telefon-Servicenter, wo man fast alle Bankgeschäfte erledigen kann. Die sind früher alle in die Filialen gegangen!“ Zudem führte 2017 mit 52 Prozent erstmals die Mehrheit der Sparkasse-Südwestpfalz-Kunden ihr Girokonto online.

Weitere Zahlen: Bilanzsumme 2,175 Milliarden Euro, Kundeneinlagen 1,786 Milliarden, Gesamtkapitalquote 19,9 Prozent, Ausschüttung an die Träger wieder 2,9 Millionen Euro.

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