Leserbrief Zu schlicht argumentiert

Schreiben nach Gehör

Der Zweibrücker Landtagsabgeordnete Christoph Gensch (CDU) fordert, Schulen sollen auf lautorientiertes Schreiben verzichten. Laut ihm vorliegenden Zahlen werde die Methode ‚Schreiben nach Gehör‘ bei vier Zweibrücker Grundschulen angewandt und bei vier weiteren nicht. Daraufhin argumentiert Gensch, dass schwächere Schüler, Kinder, die Dialekt sprechen, und Migrantenkinder „große Probleme“ mit dieser Methode hätten und schlussfolgert, dass es eine „unsichere Methode“ sei und ‚keine Unterrichtsexperimente auf den Rücken der Kleinsten ausgetragen werden dürften‘. Daher solle auf das lautorientierte Schreiben verzichtet werden.

Diese Art der Argumentation finde ich schlichtweg undifferenziert. Wo ist die inhaltliche Auseinandersetzung mit Lehrern, Kindern, und Eltern vor Ort? Wo ist die empirische Grundlage für Aussagen betreffend Lernschwäche-, Dialekt-, und Migrationsnachteil? Die Idee, das Erlernen der geschriebenen Sprache vom gesprochenen Wort abzuleiten, ist pädagogisch gesehen sinnvoll. Statt zeilenweise orthografische Zeichen zu kopieren und sich die dazugehörige Aussprache einzuprägen, also einem Vorgang des Auswendiglernens, verfolgt die Idee des phonetischen Schreibens den umgekehrten Ansatz: Als eine Form erfahrungszentrierten Lernens ist es ein Lernprozess, bei dem sich Lernende selbst eine Vorstellung über etwas bilden, bevor ihnen das fertige Konzept vermittelt wird.

Für die vermeintlichen Schwachstellen, wie Lernschwäche-, Dialekt-, beziehungsweise Migrationsnachteil, liegen ebenfalls praktikable Lösungsvorschläge vor. Mein vollständiges Positionspapier: https://app.box.com/v/schreiben-nach-gehoer

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