Zerrissene Landschaften

Saarbrücken · Höhepunkte verspricht die Saarbrücker Galerie Zimmerling & Jungfleisch im Titel der aktuellen Schau in ihren Räumen am Eurobahnhof. „Highlights“ zeigt zwei arrivierte Künstler der Urban-Art-Szene aus Frankreich: L'Atlas und TANC.

 Urban Art ganz reduziert: L'Atlas (links) und TANC vor ihren Werken in der Galerie Zimmerling & Jungfleisch. Foto: Galerie

Urban Art ganz reduziert: L'Atlas (links) und TANC vor ihren Werken in der Galerie Zimmerling & Jungfleisch. Foto: Galerie

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Die beiden Franzosen L' Atlas und TANC haben sich von der minimalistischen Architektur und der reduzierten Farbgebung der Galerie in der alten Buswerkstatt im Quartier Eurobahnhof in Saarbrücken konzeptuell inspirieren lassen. Entstanden sind schwarz-weiße Arbeiten im typischen Stil der Künstler, die mit der Architektur der Räumlichkeiten spielen.

Die beiden Künstler sind auf sehr unterschiedliche Weise eng am klassischen Graffiti geblieben. L'Atlas, der aus Toulouse stammt, zeigt die für ihn typischen Schriftzüge mit seinem Namen, die an die klassischen "Tags" der Graffiti-Künstler erinnern. Inspirieren lässt er sich dabei sowohl vom Großstadtdschungel als auch von arabischen Schriftzeichen und Kalligrafien. Außerdem zeigt L'Atlas Werke seiner "Cryptograms"-Serie. Sowohl diese Arbeiten als auch die Schriftzüge erinnern an Labyrinthe und wecken nicht unbeabsichtigt Assoziationen an urbane Räume.

Was im öffentlichen Raum als unkonventionelle Intervention wie ein Fanal wirkt, ist im Galerieraum allerdings nicht einfach zu entschlüsseln und wird trotz handwerklich perfekter Umsetzung daher etwas kraftlos.

Ein visueller Leckerbissen sind die Arbeiten des Pariser Künstlers TANC. Auch er bleibt nah an der Graffiti-Kunst. Bei ihm sind es aber nicht die Motive, sondern das Material. Mit der Spraydose bringt der französische Künstler schwarze Farbe auf Papier. Nur mit Schwarz schafft er unzählige Graustufen, in dem er die Sprühtröpfchen mal dichter und mal weiter auseinander setzt. Der Künstler zerreißt das Papier dann und arrangiert es neu. Die Risskanten werden dabei als unscharfe Linien zum gestalterischen Element. So entstehen Landschaften vor dem Auge des Betrachters und wellenförmige Gebilde, die an den Sinusrhythmus des Herzens erinnern sollen.

Seit 15 Jahren arbeiten die beiden Künstler in einer Ateliergemeinschaft in Les Lilas bei Paris zusammen und haben sich gegenseitig beeinflusst.

L'Atlas greift die gesprühten Farbverläufe von TANC auf und lässt seine Schriftzüge in Farbnebeln verschwinden oder kreiert daraus Labyrinthe. TANC greift die strenge Geometrie des Kollegen auf und schält aus den sanften Farbverläufen reduzierte geometrische Formen, die er zu rauen Landschaften komponiert. Damit entwickelt er sich weg von den reinen Ab-straktionen früherer Jahre.

Läuft bis zum 4. Juni. Geöffnet: Dienstag 15-19 Uhr, Mittwoch 10-12 und 15-20 Uhr, Donnerstag/Freitag 15-19 Uhr, Samstag 11-15 Uhr.

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