Zahl der Süchtigen steigt

Zweibrücken · In Zweibrücken hat die Drogenhilfe im vergangenen Jahr mehr Abhängige verzeichnet. 275 Menschen wurden von der Stadt betreut – im Vorjahr waren es noch 199. Die meisten Suchtprobleme entstanden durch den Konsum von Opiaten, erklärt Stadtsprecher Heinz Braun.

 Ein Drogenabhängiger löst Heroin in einer Spritze auf, um es sich anschließend zu injizieren. Foto: Boris Roessler/dpa

Ein Drogenabhängiger löst Heroin in einer Spritze auf, um es sich anschließend zu injizieren. Foto: Boris Roessler/dpa

Foto: Boris Roessler/dpa

Besoffen, bekifft, benebelt - das sind sicher viele Menschen in ihrem Leben einmal. Vielleicht auch mehrmals. Aber wer regelmäßig das Dasein in solch einem Dämmerzustand verbringt, kann das nicht mehr als Ausrutscher ansehen. Wer so lebt, ist süchtig.

Auch in Zweibrücken gibt es einige Menschen, die abhängig sind von Drogen, Alkohol oder Medikamenten. Ihre Zahl hat im vergangenen Jahr zugenommen, erklärt Stadtsprecher Heinz Braun im Gespräch mit dem Merkur. "2015 hat die Drogenhilfe der Stadt Zweibrücken insgesamt 275 Klienten betreut", sagt Braun. Die Drogenhilfe spricht von Klienten, nicht von Abhängigen oder Süchtigen.

Zu den 275 genannten Personen kamen auch noch "Bezugspersonen" der Süchtigen hinzu, also Eltern oder Partner, die ebenfalls Rat bei der Drogenhilfe suchten. Braun erklärt, von den 275 Klienten seien 234 als ernste Fälle anzusehen. Die anderen hätten die Beratung beispielsweise nach einem einmaligen Ausrutscher in Anspruch genommen. 2014 verzeichnete die Drogenhilfe 199 Klienten, diese seien, wegen anhaltender Abhängigkeit, in der Zahl der 234 Klienten von 2015 enthalten.

Die Art der Abhängigkeit gliedert sich laut Drogenhilfe wie folgt auf: Am häufigsten hatten die Betroffenen Opiate konsumiert, auf Platz zwei folgt Cannabis mit 38 Fällen, am dritthäufigsten (27 Fälle) waren sogenannte "Polytox"-Fälle, sprich "Mehrfachvergiftungen"; heißt, die Betroffenen hängen beispielsweise an der Flasche und kiffen noch zusätzlich. Alkohol landet auf Platz vier mit 20 Betroffenen.

Wieviele Menschen in Zweibrücken tatsächlich Suchtprobleme haben, kann die Stadt natürlich nicht beziffern. Wer sich im stillen Kämmerlein seinem Rausch hingibt ohne strafrechtlich in Erscheinung zu treten oder die Drogenhilfe in Anspruch zu nehmen, gehört zur "Dunkelziffer". In 70 der insgesamt 275 genannten Fälle ordnete die Drogenhilfe eine "psychosoziale Begleitung" an, hierunter zählt etwa ein Methadon-Programm.

"Bei 50 Personen wurde eine ,stationäre Langzeittherapie' durchgeführt - also eine Entziehungskur", so Braun.

Insgesamt 34 Süchtige schafften vergangenes Jahr den Absprung, erklärt der Stadtsprecher. Nur einem geringen Teil der Betroffenen sei folglich der Absprung gelungen.

"Es ist extrem schwer, von einer Sucht wegzukommen", fasst Braun die tägliche Erfahrung der Drogenhilfe zusammen.

Öffentliche Plätze für Drogenkonsum gebe es nicht mehr in dem Ausmaß wie früher, merkt der Stadtsprecher an. Vor etlichen Jahren galt etwa der Exerzierplatz an der Rosengartenstraße als Brennpunkt. "Das hat sich geändert, das Ordnungsamt fährt dort regelmäßig Streife", sagt Braun. Auch der Guldenweg sei nicht mehr in dem Maße wie früher beliebt für den Drogenkonsum .

Dafür gibt es Plätze in der Innenstadt, an denen Trinker in aller Öffentlichkeit ihrer Sucht frönen - beispielsweise auf dem Platz hinter der Hallplatz-Galerie. Die Stadt könne da nur bedingt einschreiten. Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit sei nicht verboten, lediglich damit verbundene Ausfallerscheinungen wie Pöbeln, sich Erbrechen oder Urinieren in der Öffentlichkeit würden geahndet.

Die Zecher von einem öffentlichen Platz zu vertreiben, bringe auch nur bedingt etwas, so Braun. "Dann treffen sie sich an einem anderen Platz."

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