Youtuber sind die neuen Filmstars

Bamberg · Mit selbstgedrehten Videos reich und berühmt werden – das erhoffen sich vor allem junge Menschen. Dafür braucht es gute Netzwerke. Doch hinter den Erfolgen stecken häufig professionelle Agenturen.

 Erfolgreiche Youtuber wie Bianca Heinicke von Bibis Beauty Palace haben eine riesige Fangemeinde. Unternehmen setzen auf die enge Bindung von Stars und Fans,. Foto: Jaspersen/dpa

Erfolgreiche Youtuber wie Bianca Heinicke von Bibis Beauty Palace haben eine riesige Fangemeinde. Unternehmen setzen auf die enge Bindung von Stars und Fans,. Foto: Jaspersen/dpa

Foto: Jaspersen/dpa

Mehr als eine Milliarde Nutzer hat die Video-Plattform Youtube nach eigenen Angaben. Sie spielen Videos mit einer Gesamtdauer von mehreren hundert Millionen Stunden ab und generieren Milliarden Aufrufe - jeden Tag. Diese Nachfrage schafft einen Markt und natürlich auch Stars. Große wie PewDiePie oder solche, die in Deutschland als groß gelten wie das singende Comedy-Trio Y-Titty, Sami Slimani oder Bibi mit ihren Beauty-Tipps.

Immer mehr Abonnenten

So einer will Paul Pieczyk (16) nicht werden, sagt er. Oder nur ein bisschen: "Ich wollte schon immer bekannter werden - weil es mir Spaß macht, wenn ich gute Sachen mache für Leute, denen genau das gefällt." Er ist Youtuber, macht als "Mcquasi" Computerspiel-Videos. 300 Anhänger hat er. "Als ich noch unter 100 hatte, wollte ich die 100 erreichen", sagt er. "Jetzt wären es die 500." Mehr Abonnenten seines Kanals bedeuten eine größere Reichweite. Das bedeutet für ihn: "Dann kann man auch mit anderen Leuten was machen, auch mal wo mitmachen."

Genau das wiederum ist Forschern der Universität Bamberg zufolge ein guter Weg, um erfolgreich zu werden auf Youtube. Gute Kameras und Beleuchtung, HD-Qualität und professioneller Schnitt reichen jedenfalls nicht. Essentiell sei es, sich zu vernetzen mit Nutzern, die wiederum viele oder sehr wichtige Abonnenten haben. Kai Fischbach, Dekan für Wirtschaftsinformatik an der Uni Bamberg und seine Kollegen nutzen die Popularität der Plattform, um Jugendliche in Workshops für die Forschung zu begeistern - und ihnen Problembewusstsein zu vermitteln. Denn Unternehmen denken, erklärt er, sehr viel drüber nach, wie sie mit ihrem Marketing erfolgreich sein können. Die Daten und wissenschaftliche Methoden erlaubten es, vorauszusagen, wer oder welches Thema in ein paar Wochen groß herauskommen wird, und wer die kommenden Stars sind.

Dabei wissen Jugendliche äußerst wenig über die Geschäftsmodelle in sozialen Netzwerken, wie eine Studie des JFF-Instituts für Medienpädagogik in Forschung und Praxis zeigt. Youtube-Stars sind anders als Film- oder Musikstars, erklärt der Forschungsleiter des Instituts, Niels Brüggen. Denn sie wirkten lebensnaher und eigneten sich deshalb noch besser zur Identifikation und als Vorbild. "Dass der Erfolg aber nicht selbstgemacht ist oder kommt, weil diese Personen so nett sind, sondern dass da Agenturen dahinter stecken - es ist gut, wenn man das durchblicken kann."

Digitale Mundpropaganda

Weil die Fans eine enge Bindung an ihre Stars empfinden, seien deren Produktempfehlungen im Sinne von Mundpropaganda höchst wirkungsvoll, wie die Medienforscherin Nicola Döring von der Technische Universität Ilmenau in einer Fachzeitschrift für Medienpädagogik schreibt. "Wenn eine beliebte Beauty-Youtuberin einen neuen Lippenstift lobt oder ein bekannter Fitness-Youtuber einen bestimmten Eiweiß-Shake empfiehlt", so Döring, "dann laufen Tausende von Jugendlichen los, um genau diese Produkte zu kaufen."

Döring schreibt aber auch: Nur für eine winzige Minderheit der jugendlichen und erwachsenen Videoproduzierenden wird Youtube zum Hauptberuf werden. Sie sieht eine Gefahr: Neulinge starteten mit überzogenen und falschen Erwartungen an schnellen finanziellen Erfolg und Internet-Ruhm, erklärt die Forscherin. Und dann werden sie enttäuscht.

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