Wunderkerzen auf Grüner Wiese

Die Debatte um die Ansiedlung von Einkaufsmärkten an der A 8 nahe der Zweibrücker Style Outlets nimmt immer absurdere Züge an

Die Debatte um die Ansiedlung von Einkaufsmärkten an der A 8 nahe der Zweibrücker Style Outlets nimmt immer absurdere Züge an. Eigentlich hätte ein bisschen Beruhigung eintreten können, nachdem Wirtschaftsministerium, Innenminister und ADD klar signalisiert haben, dass die Ansiedlung von Media-Markt, Kaufland und Decathlon raumordnungsrechtlich unerlaubte negative Einflüsse auf die benachbarten Innenstädte hätte. Doch diese Woche ist die Debatte sogar noch aufgeregter geworden. Oberbürgermeister Helmut Reichling hat in der Flugplatz-Zweckverbandsversammlung behauptet, Media-Markt wolle gar nicht nach Zweibrücken. Seine Quelle Mario Facco hat die Information aus erster Hand - doch die Projektentwickler widersprechen. Was immer auch stimmt - es ist wenig beruhigend, wenn Verbandsbürgermeister Kurt Pirmann Bürger und Ortsgemeinderäte über konkrete Betreiber abstimmen lässt, ohne mit denen selbst gesprochen zu haben. Pirmann fährt - sicher auch mit Blick auf den Oberbürgermeister-Wahlkampf - einen gefährlich populistischen Kurs. Amtsinhaber Reichling hat darauf lange sehr zurückhaltend reagiert. Das war klug. Was er jetzt tut, ist Populismus 2.0: Im Zweckverband hat er plötzlich für ein "Value-Center" statt normaler Einkaufsmärkte plädiert. Ein "Wert-Zentrum", in dem auf großer Fläche nur bestimmte Warengruppen wie Unterhaltungselektronik präsentiert werden - das ist eine Art aufgeblasenes Einkaufszentrum. Und damit gewiss nicht genehmigungsfähiger als Pirmanns Billig-Märkte. Nur noch weniger realisierbar außerhalb von Weltmetropolen. Reichling und Pirmann sollten sich darauf konzentrieren, dass sie mehr können als vor der OB-Wahl Wunderkerzen abzubrennen, die schön aussehen, von denen danach aber nicht mal mehr ein Glimmen zu sehen sein wird.

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